Jungpferd geht (grundlos?) durch...

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  • Diest
    • 05.09.2011
    • 150

    Jungpferd geht (grundlos?) durch...

    Hallo,

    vielleicht habt ihr noch Gedankenanstöße, die uns in dieser absolut bescheidenen Situation weiterhelfen könnten:

    Meine Freundin besitzt einen nun 5jährigen Wallach (roh vom Züchter gekauft), er wurde im November kastriert, hat auch gedeckt (gekört). Er steht in einer Offenstall-Herde. Er ist ein sensibler, manchmal etwas skeptischer, jedoch sehr menschenbezogener und IMMER freundlicher Bub, sehr lerneifrig und motiviert. Er wird auch sehr liebevoll, aber überaus konsequent erzogen, ein richtig feines, tolles Pferd. Eigentlich ...

    Er wurde 3jährige vorsichtig angeritten, behutsam mit viel Gefühl und Umsicht, er hat sich von Anfang an enorm angeboten, was jedoch bewusst "gedrosselt" wurde um ihn nicht zu überfordern. Leider hatte er dann eine unfreiwillige mehrmonatige Pause, da er durch einen unpassenden Sattel Rückenverspannungen und Blockaden bekam - es folgte eine intensive Aufbauphase mit tierärztlicher Unterstützung und einigen Chiro-Besuchen, Longe- und Bodenarbeit etc. Parallel dazu wurde ein Maßsattel für ihn (1,40 Stm., extrem breiter, kurzer Rücken) angefertigt, noch bevor der Sattel hier war wurde er einige Wochen ohne Sattel geritten - eine Seele von einem Pony, das vorbildlich auf Sitzhilfen reagiert und einfach nur Spaß gemacht hat. Dann wurde mit Sattel weitergearbeitet, weiterhin maximal 2, 3x wöchentlich, er ist ja noch jung. Tolles, lockeres Pony, immer "beim Reiter", durchlässig und schwungvoll, dabei absolut unkompliziert. War auch im Gelände, ist ein paarmal gesprungen worden...

    ABER: Er hat von Anfang an immer wieder Phasen, in denen er komplett unvermittelt abspackt - absolut, von 0 auf 100, in irrem Tempo, Haken schlagend.
    Anfangs dachten wir, das liegt allein an seinen dann entdeckten Rückenschmerzen durch den unpassenden Sattel - er ist auch dann ohne Sattel super gelaufen, ganz problemlos. Auch mit dem Maßsattel (der weiterhin sehr engmaschig kontrolliert und neu angepasst wird da der Wallach ja noch voll in der Entwicklung steckt) alles anfangs problemlos, wir dachten, die Probleme wären gelöst. Ich muss dazu sagen, ich selbst hab ihn den absoluten Großteil der Zeit geritten, da seine Besitzerin keine Chance hatte, drauf zu bleiben wenn er "abgeht", wir wollten ihm keine Chance lassen damit "durchzukommen". Ich hab ihn auch ein paar Mal erfolgreich "eingefangen" wenn er wieder ansetzen wollte, bin jedoch selbst im November schwer von ihm gestürzt, inkl. Spitalsaufenthalt und diversen Rückenproblemen. Aus diesem Grund reitet ihn seither ein erstklassiger Bereiter und mein langjähriger Trainer - im heimatlichen Stall, die Besitzerin ist IMMER! beim Beritt dabei, dem Wallach ist NIE etwas "passiert". Man kann die "Aussetzer" nicht vorherahnen, er ist ein absolutes Genuss-Pferd und so dermaßen rittig, unvorstellbar.. und dann ist er wieder "weg" in einem Affenzahn, rast unkontrolliert durchs Viereck in einem Tempo, das kaum zum Zügel-Nachgreifen reicht. Macht sich dabei steif wie ein Brett, und weg ist er, schlägt dabei Haken... er war jetzt viele Wochen super brav im Beritt, ist auch mit allerlei "schrecklichem" (leere Plastikflaschen an Seilen am Sattel angehängt, Decke überm Hals..) während dem Reiten konfrontiert worden, .... alles jungpferde-entsprechend - kurze Skepsis, dann okay.


    Wir sind verzweifelt, können uns das nicht mehr erklären, zerpflücken die Situation von allen Seiten und finden keinen klaren Ansatz. Die Besitzerin macht jetzt ein großes Blutbild und ein Rückenröntgen... aber was unserer Meinung nach mit gesundheitlichen Problemen nicht zusammenpasst - kein Pferd der Welt kann mit zb. Rückenschmerzen so durchlässig, rittig und locker sein

    Er hatte nie Aussetzer vom Boden aus, egal ob Longe oder am Führstrick, hat niemals uns Menschen gegenüber auch nur ein Ohr angelegt...

    Wir sind ratlos, ein absolutes top-Pony, ganz ein Süßer, ... doch mit diesen Problemen kann seine Besitzerin nicht umgehen, das übersteigt ihre Kompetenz, die Situation ist wirklich gefährlich und nicht abschätzbar; er ist eben deswegen jetzt in Profi-Beritt; die Frage ist, wie es weitergehen kann ... geplant ist, ihn mindestens bis über den Sommer hinweg im Beritt zu lassen, doch was dann - ein verfestigtes Muster, in das er zurückfällt? Gesundheitliche mögliche Beschwerden die wir nicht bedenken? ...

    Wir würden uns sehr freuen über alle Gedanken und Überlegungen, ganz egal in welcher Richtung...

    Sorry für den Roman, und trotzdem hab ich bestimmt noch immer vieles vergessen zu erwähnen.
    Zuletzt geändert von Diest; 11.02.2013, 19:30.
  • dissens
    • 01.11.2010
    • 4063

    #2
    Ich hab dazu noch ein paar Fragen ...

    Macht er das nur auf dem Platz bw. in der Halle? Oder auch im Gelände? GEHT er denn - nach wie vor - ins Gelände? Du schriebst, er "war" auch im Gelände, aber nicht, ob ihr das immer noch macht. (Okay, unter den Vorausssetzungen würde ich ihn auch nur mit Helm, Weste und Begleitung rausgehen lassen ...)

    Gibt es ein wenigstens grobes Zeitfenster, innerhalb dessen er, ab Beginn der Trainingseinheit gerechnet, "abspackt"? Oder ist das mal am Anfang den Trainings, mal zwischendrin, mal am Ende? Apropos "Ende": Ihr macht aber, so Eure Knochen nach so einer Aktion noch alle nummeriert sind, auch NACH einem solchen Anfall weiter?

    Und er geht "nur" durch? Hakenschlagend, aber Füße weitgehend da lassend, wo sie hingehören? Oder auch mit Buckeln und/oder sonstigen "Schulen über der Erde"?

    Und du schriebest, OHNE Sattel hat er das GAR NICHT gemacht? An der Hand/Longe auch nicht. Richtig?

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    • Nessi
      • 15.06.2007
      • 498

      #3
      Rücken röntgen ist schonmal nicht verkehrt. Ggf. könnte man - in Rücksprache mit dem TA - evtl. Equi, oder ein anderes Schmerzmittel geben um dann bei Reiten zu gucken ob er immer noch so heftig reagiert. Geht er immer noch so ab, so kann man davon ausgehen, dass er frackig ist, tut er es nicht, so hat er irgendwo Schmerzen, nach denen man gezielt suchen kann.

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      • snoopy711
        • 03.02.2013
        • 11

        #4
        Vielleicht habt ihr eine Kleinigkeit übersehen ? Irgendetwas gefällt ihm nicht scheinbar, besonders beim reiten ?
        Bei schwierigen Pferden, habe ich oft mit Videos/Kamera gearbeitet.... Man kann jedes Details mit Video anschauen...
        Nur eine Idee.....

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        • Diest
          • 05.09.2011
          • 150

          #5
          DANKE für eure Gedanken!!

          Wir haben keine Halle, von dem her kann ichs nur vom Platz berichten - er war im Gelände, wir wollten ihn jetzt im Beritt wieder einmal in der Woche rausschicken, nach dem Aussetzer heute wieder, mit dem niemand gerechnet hat (da war jetzt seit November! absolute Ruhe, NICHTS!!) ist das aber keine gscheite Idee

          Letzten Winter wurde er mangels Sattel spärlich mit Lammfellsattel geritten, da hatte er eindeutige Rückenprobleme, Schlauchgeräusche, Empfindlichkeit.., und ist auch immer wieder "abgegangen", dann im Sommer sattellos war er brav, mit Sattel (oder weil es kälter wurde?) ist es wieder losgegangen... wobei er jetzt null Anzeichen irgendwelcher Verspannungen oder Schmerzen zeigt, im Gegenteil

          Was auch ganz irritierend ist, er ist das einzige Pferd im Stall, das unterm Sattel/am Boden so komplett unterschiedliche Charaktereigenschaften zeigt... und "Wiedersetzlichkeit" passt einfach so gar nicht zu ihm als Typ - ich würd ihn eher sensibel, vorsichtig, respektvoll beschreiben - er war sogar im Deckeinsatz neben "seiner" rossigen Stute kontrollierbar, konnte am Halfter problemlos angehalten, zurückgehalten, weggeführt.. werden, wurde neben Stuten geritten, longiert, "Frechheiten" können durch einen heftigen Ruck am Strick oder ein lautes Wort korrigiert werden...
          er lässt sich auch im Training "anpacken" - Schulterherein/Schenkelweichen - was ja in der Lernphase nicht immer einfach ist, die ersten seitwärtstreibenden Hilfen anzunehmen.. er war immer bemüht, wollts richtig machen ...


          Wegen Zeitfenster hab ich grad überlegt, das kann man so gar nicht eingrenzen -mal beim ersten Antraben, dann wieder nach 20 tollen Minuten... ganz ohne Zusammenhang... ich hab nur das Gefühl, dass er in der kalten Jahreszeit schwieriger ist - über den Sommer war monatelang gar nichts, kaum ist es im Herbst kühler geworden, war er wieder öfter "weg" - im Herbst war das alle paar Trainingseinheiten, manchmal jedesmal so, dann nach meinem Sturz unterm Bereiter nochmal einige beherzte Ausreisser, seither ca. 2 Monate nichts - bis heute, abgesehen von "schwachen Versuchen" die für mich aber unter "typisch Jungpferd" fallen.. Ja, er ist bis auf diesen einen Sturz IMMER weiter geritten worden nach so einem Zwischenfall ...

          Heute zb. ist er nach der Ecke abgegangen, in die Mitte rein, der Bereiter hat ihn dann "mit dem Zaun gebremst" und rückwärtsgerichtet - danach war er komplett eingeschüchtert, hat sich kaum antraben getraut ...

          Da doch oft längere Zeitabstände dazwischen liegen, glaub ich ist Schmerzmittel nicht ideal, auch wenn wir das selbst schon überlegt haben, ich glaub das macht auch keinen Sinn, wenn man wochenlagn nicht weiß, ob nun deswegen oder grundsätzlich nichts war...

          Video ist aber ein ganz toller Tip, eifnach um Nuancen nochmal anschauen zu können, das werd ich der Besitzerin auf jeden Fall gleich weiterempfehlen!

          Dissens, ja er schlägt Haken und gibt Gas, "mehr aber nicht". Ist aber dabei auch nicht kontrollierbar wenn er zb. mit Reiter longiert wird - man hat KEINE Chance, das Abgehen zu verhindern. Sein Bereiter ist bisher aber (wenn auch heut in extremer Wohnungsnot) oben geblieben.

          Stimmt, er ist vom Boden aus NIE abgegangen, ohne Sattel hat er ein, zweimal dazu angesetzet aber nicht so intensiv- da war er DEUTLICH besser als mit dem Sattel.

          Wir haben letzte Woche bemerkt dass zb sein Sattel minimal angepasst werden muss wieder - er war auch etwas spannig und nervöser, aber immer kontrollierbar und voll aufmerksam; am Donnerstag war die Sattlerin da, Freitag war "Traumstunde". Wir haben noch geredet, dass das bestimmt Vergangenheit ist, und einfach durch die Sattelproblematik verursacht worden ist. Denkste. Heut wars wieder heftig wie ganz lange nicht mehr...
          Zuletzt geändert von Diest; 11.02.2013, 20:53.

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          • Bananenmopsi
            • 11.07.2012
            • 288

            #6
            Wenn gesundheitlich alles ausgeschlossen wurde und das Equipment und das Reiten sowie der Umgang wirklich immer passt (hier würde ich aber meiner eigenen Gesundheit zuliebe sehr realistisch reflektieren..), gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, dass das Pferd "einfach so ist". Sprich: es hat sich angewöhnt, in bestimmten Situationen so zu reagieren. Da reicht ein prägendes Erlebnis und das Verhalten ist - besonders bei den Sensiblen und Schlauen - erstmal manifestiert.

            Wenn dem so ist, wird sich das Pferd diesbezüglich mE auch nicht mehr groß ändern, ein Pferd neigt entweder zu solchen Aktionen (bzw. wurde dazu gebracht, solch schwere Geschütze aufzufahren) oder eben nicht. Jemand, der sowas nicht abkann, wird mit dem Pferd nicht glücklich werden - umgekehrt genauso.

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            • Takko
              • 02.03.2012
              • 319

              #7
              Wie wird er denn gehalten?
              Kann es sein, dass er jetzt im Winter einfach mehr Power hat und es einfach mal probiert?

              Wie siehts mit seinem Magen aus? Könnte da eventuell was sein?
              Gerade, weil ja ohne Sattel nix war. Wobei das ja auch Zufall sein kann, weil er ja jetzt auch 2 Monate anständig war.
              Sehr schwer.......

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              • dissens
                • 01.11.2010
                • 4063

                #8
                Diest, danke für die Antworten. Aber leider fällt mir zu diesem UNsystematischen Wegticken nicht viel ein außer vielleicht "("schreckliche") Geräusche, die nur er hört".

                (Mein alter Wallach war immer in der Lösephase arg triebig und träge. Aber zuverlässig nach 15 - 20 Minuten hatte er dann seine "dollen 20 Sekunden", hat alles in die Luft geschmissen, was man nur in die Luft schmeißen kann ... und war danach voll da. War offenbar seine Art zu zeigen, dass er jetzt auf Betriebstemperatur ist und wir jetzt richtig was arbeiten können. Aber DER hat netterweise sofort aufgehört, wenn er mitbekam, dass der Reiter oben in Wohnungsnot geriet.)

                Ich wünsche Dir viel Glück und ein gutes Händchen bei der Lösung des Problems!

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                • Rowi
                  • 09.09.2004
                  • 1286

                  #9
                  Vielleicht müsste man darüber nachdenken ihm eine längere Weidepause zu gönnen, ist eventuell ein Problem von psychischer Überforderung, ein Versuch wäre es wert.
                  Walt Disney I

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                  • basquiat
                    • 02.10.2005
                    • 2843

                    #10
                    Ich erinnere mich an einen Fall (hier im Forum? weiß nicht mehr genau), da hat jemand erzählt es wurde entdeckt, dass ein Pferd mit ähnlichem Verhalten einen perforierten Darm hatte. Leider weiß ich nicht mehr, wann/wie man draufgekommen ist (nach dem Tod oder Kolik-OP?) Jedenfalls war der Auslöser da offenbar plötzlicher unerträglicher Schmerz durch das Austreten des Darminhalts.... Leider hab ich auch keine Ahnung, wie man so etwas untersuchen kann, vielleicht wissen die Tiermediziner da weiter.

                    LG Liesl
                    Gestüt Pferdeschule Riegersburg

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                    • steffie1910
                      • 30.06.2011
                      • 2720

                      #11
                      Mhh ich weiß ja nicht genau wie dieses abschießen aussieht, aber er ist jung es ist knackig kalt..., vielleicht ist er einfach ein bißchen übermotiviert und lustig?

                      Ohne es gesehen zu haben kann ich aber nur wage Vermutungen äußern...
                      Wünsche euch alles gute bei der Problemlösung halte uns auf dem laufenden

                      Kommentar

                      • Suomi
                        • 04.12.2009
                        • 4284

                        #12
                        oha... DAS kommt mir alles sehr bekannt vor! Und zwar fast 1 : 1 Ich würde sagen, ein ziemlich grosser Rüpel (habe dasselbe Exemplar im Stall stehen, mittlerweile allerdings "kuriert").

                        Ich habe jetzt nicht die Zeit grossartig zu schreiben - aber wenn du mir deine Email Adresse gibst, Diest dann schreibe ich dir heute Abend (wenn ich dazukomme) eine längere Mail (kannst schreiben an suomi88äthotmail.de)

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                        • abc10
                          • 19.01.2009
                          • 280

                          #13
                          möglicherweise hat sich dieses verhalten manifestiert - so eine art "auftritt" von ihm? wie vorhin schon geschrieben wurde, geht soetwas bei intelligenten pferden superschnell. ich habe auch so ein exemplar, das in einer bestimmten situation in ein muster verfällt (im winter ganz schlimm, im sommer fast weg), dem nicht beizukommen ist. es wurde mit den jahren kontrollierbarer aber das austicken ist nach wie vor da...

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                          • streeone
                            • 26.03.2010
                            • 1309

                            #14
                            Also, wenn alle gesundheitlichen Probleme ausgeschlossen sind...

                            Wir hatten mal einen wunderbar braven und rittigen Wallach im Stall, der (vor allem in der kalten Jahreszeit) gerne mal solche Aussetzer hatte. Nicht ganz so gefährlich, er ist einfach losgerast in der Halle zB und ist einfach 7, 8 Runden im gestreckten Galopp unkontrollierbar außen rum, bis ihm 'warm' war. Dann hat er sich ganz brav wieder einfangen lassen und man konnte normal reiten.
                            Das hat er so lange gemacht, bis die Reitlehrerin die Reiterin nach so einer Attacke geschlagene 17min hat weiter galoppieren lassen. Dann war Monsieur natürlich richtig müde und er hat es danach glaub ich noch ein einziges Mal probiert, woraufhin er wieder galoppieren musste, und das war es dann... Aber er war auch gesundheitlich ok!
                            Gash du Mont St. Pierre (Galapagos x Hutson)
                            26.04.1990 - 07.02.2010

                            Kommentar


                            • #15
                              @basqiat: Laparoskopie des Bauchraumes.
                              Kostenpunkt rund 1000 Euro. Würde ich in diesem Fall eventuell in Erwägung ziehen, vor allem bei der Beschreibung von Rittigkeit, Charakter und Losgelassenheit.

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                              • Julchen2550
                                • 10.07.2010
                                • 434

                                #16
                                Ich kenne einen Fall, der sich diesem sehr ähnlich anhört. Hierbei handelt es sich um einen Warmblut-Araber-Mix. Er gehört einer Bekannten von mir.
                                Bei diesem Pferd sind von Beginn weg gleich mehrere Dinge schief gelaufen... als Absetzer hat er sich auf der Fohlenaufzucht in einer unentdeckt herumliegenden Drahtrolle "gefesselt". Als er vollends wehrlos war, sind die anderen (er war sowieso immer einer der Rangniedrigeren) massiv auf ihn losgegangen. Als der Vorfall entdeckt wurde hatte der Arme schon etliche Blessuren. Die Besitzerin holte ihn dann zu ihr nach Hause, kastrierte ihn und zog ihn mit einem gleichaltrigen Stutfohlen auf. Eines Tages - keine Ahnung wann das war, aber bestimmt schon 3 jährig - überkam ihn Panik und er dürfte blindlings auf der Koppel herumgeflitzt sein. Dabei muss er wohl einen herabhängenden Ast übersehen haben... Auge schwer verletzt. Natürlich gehegt und gepflegt. Ist auch wieder verheilt, wobei man nicht sicher sagen kann, ob das Auge 100%ig sehfähig ist.
                                Nächster Rückschritt: meine Bekannte hatte nach dem Anreiten ziemliche Probleme mit dem Galoppieren. Auch an der Longe tat sich der Kleine immer schwer. Sie arbeitete immer langsam und vertrauensfördernd... ließ ihm extra viel Zeit, da die Araber ja bekanntlich sowieso mal länger brauchen beim Entwickeln. Durch seinen ersten Weideunfall extremst vorsichtig - Hufe auskratzen war lange lebensgefährlich! Sobald jemand oder etwas an seine Beine kam, drehte er durch...
                                Zurück zum Galoppproblem: sie bat einen befreundeten Reiter um Hilfe beim Galoppieren. Sie dachte er als Stuntreiter (ist er tatsächlich) sei furchtlos und einfühlsam genug, um dem Araber das Galoppieren näher zu bringen. Die ersten Male liefen auch richtig gut, bis der Kleine auf einmal und ohne offensichtliche Gründe wieder in sein altes Schema zurückfiel: abgehen.
                                Dieser Mensch (Reiter nenn ich den nicht mehr!!!) zuckte daraufhin aus und traktierte ihn mit Gerte und Sporen. Warum meine Bekannte das zugelassen hat kann sie heute gar nicht mehr sagen. Sie vermutet, dass sie selber auch unter Schock stand, dass dieser Herr so reagierte.
                                Gut wieder völlige Ratlosigkeit. Sie bat mich um Hilfe. Ich war zu dem Zeitpunkt denke ich 16 Jahre alt - also noch recht jung und darum wollte sie mich auch ursprünglich nicht bitten (sie nennt mich Ziehnichte und hatte einfach Angst um mich). Ich versuchte mich aber an ihm... baute ihn langsam auf und es sah anfänglich alles gut aus. Ich probierte mich auch am Galoppieren, ließ es aber bleiben, als ich merkte, dass ihn das so unter Stress setzte, dass er kurz vorm Auszucken war. Also aufbauende Trabarbeit, vorwärts-abwärts, leichtes Biegen und Stellen, beginnende Seitengänge, alles locker und ungezwungen. Herrlich zum Reiten, durchlässig und aufmerksam...
                                Eines Tages tickte er beim Aufsteigen vollkommen aus, schoss ohne Vorwarnung los. Ich saß natürlich herunten. Wir haben alles zerredet, versucht herauszufinden, was es denn hätte sein können... bis mir dann auffiel, dass sein Schweif zeitweise zwischen den Sprunggelenken an den Kastanien festhängt... das reicht aus - Panik
                                Außerdem ist er im LendenWS-Bereich extremst instabil - kleine Bewegungen können ausreichen, dass wieder etwas verrutscht...
                                Lange Rede, kurzer Sinn. Hier handelt es sich um ein massiv schwieriges Problempferd, das durch viele kleine Einschnitte (die meisten unbewusst passiert) zu dem gemacht wurde was er heute ist. Dazu kommt die extreme Sensibilität des Arabers. Seine Besitzerin ist dennoch sehr glücklich mit ihm. Sie hat akzeptiert, dass Galoppieren halt eher was für die Longe ist, geht aber auch ausreiten mit ihm und er ist über die Jahre hin, jetzt ist er 12 oder 13 viel viel ruhiger und ausgeglichener geworden. Einfach wird er dennoch nie. Wie gesagt, kleine Bewegungen zB ein Verrucken beim Aufsteigen reichen aus, dass im Rücken wieder was nicht passt -> Chiro -> 3-4 Wochen Arbeit an der Longe und alles wieder ok.
                                Ich denke ihr habt 2 Optionen (unter der Bedingung, dass die Probleme eures Ponys nicht mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung stehen): das Pony so nehmen wie es ist, sich an den guten Tagen erfreuen (dieser Araber kann gehen - herrlich! Ich weiß wovon ich rede, glaub mir!) und die schlechten versuchen zu streichen; oder ihr trennt euch von dem Tier, wobei ihr davon ausgehen müsst, dass er es wo anders sicher nicht so gut haben wird, denn es gibt heutzutage so viele wirklich gute und tolle Pferde, dass sich die wenigsten mit Problemfällen rumärgern wollen. Ich bin mir ganz zicher, dass dieser Araber wo anders schon 10 x in der Wurst gelandet wäre!!

                                Wollte euch mit der Geschichte eigentlich Mut machen und zeigen, dass es viele Menschen mit ähnlichen Problempferden gibt. Tip woran das liegen könnte habe ich leider nicht für euch. Bei unserem Araber halt es aber tatsächlich ohne Erwartung aufzusteigen und sich später zu freuen, wenn es geklappt hat. Wir haben ihm außerdem den Schweif hochgebunden und langsam einzelne Strähnen runterhängen lassen - ach ja, Abgehen wie bei euch nur unter dem Reiter... ich bin mir sicher, dass er in Erwartung großer Schmerzen (Rücken LWS, Reaktion Reiter auf Ungehorsam, Schweif-Beine, Schmerzen Kopf/Auge -> wie gesagt, der hat ja mehrere Baustellen) abschaltet und halt mal einfach läuft... es wurde aber mit dem Alter immer weniger... und interessanterweise auch eher in der kalten Jahreszeit (Temperament?)

                                Was ich noch im Auge behalten würde: die Nachzucht. Verfolg die weiter wenn die ins Reitalter kommen. Ev. Vererbung in Betracht ziehen!!!

                                Viel Glück und trotzdem auch viel Freude weiterhin!!!!! Und sorry für den langen Beitrag

                                Kommentar

                                • oldenburger dressurpferde
                                  • 28.03.2009
                                  • 2638

                                  #17
                                  warum hatte er denn diese pause beim züchter?

                                  Kommentar

                                  • Diest
                                    • 05.09.2011
                                    • 150

                                    #18
                                    Hey,

                                    DANKE für die grandiosen Anregungen und euer Mit-Überlegen!!! Ich versuch Schritt für Schritt auf alles einzugehen, bzw Fragen zu beantworten, ich hoffe ich vergess nichts!


                                    @ Takko - er steht in einer Offenstallherde mit ausreichend Platz, eine Jungspund-Herde die es sich auch ordentlich "geben" kann und entsprechend herumtobt... Magenprobleme können wir keine festmachen, er frisst unauffällig, ist super brav beim Satteln usw.... er koppt jedoch in Stresssituationen.

                                    @ Dissens- Danke!!

                                    @ Rowi - er wurde eigentlich sehr sehr behutsam angeritten, dann hatte er einige Monate Pause wegen Rückenbeschwerden inkl. vorsichtigem Wiederaufbau, er wird auch jetzt nur 3x wöchentlihc 30 min inkl. Warmreiten (Grundlagenarbeit über den Rücken, langsamer Einbau erster Seitengänge aber kein "Aufrichtung und Ab durch die Mitte" sozusagen), ... - dazu 1-2x Longearbeit, immer mal wieder Abwechslung durch Freispringen.. Überforderung ist immer subjektiv, aber ich kann es mir kaum vorstellen....

                                    @ basquiat - er reagiert nur "alle heiligen Zeiten" so extrem, ich denke bei schwereren gesundheiltlichen Problemen würd gern generell anders wirken - er ist bildhübsch, glänzendes Winterfell, tolle Muskulatur, am Boden ein Herzenspferd durch und durch.... ;(

                                    @ steffie- danke! Übermut vermute ich nicht, er steht im Offenstall, und hat sehr abwechslungsreiche Beschäftigung - 3x Reiten, 1-2x Longe,wenns vom Boden jetz tim Winter geht Freispringen..

                                    @ Suomi - Danke, ich hab dir gemailt!

                                    @ abc, streetone, ohlchen - ja, in die Richtung überlegen wir auch, ob das einfach ein Muster geworden ist.. wir haben jetzt nochmal ganz genau und detailliert reflektiert, Besitzerin ist dabei ein "Tagebuch" zu erstellen was wann in welchem Zusammenhang war. Ich hab in letzter ZEit den Beritt nicht so beobachtet, seine Besitzerin sagt, er war die letzten Wochen zb. immer brav, rittig, bemüht, aber nicht 100% locker. Schön anzusehen, aber doch festgehalten, Anlehnung flatterhaft, mit einem nervösen Zug der um das ganze liegt... am MO ist er abgegangen, DI war er hochnervös und unsicher, hatte wohl "Angst vor sich selbst", so wirkt das irgendwie...., heute war er grenzgenial - ein wundreschönes, rittiges und gut veranlagtes Pony, ein Genuss zum Zusehen. mit 2 Fingern zu reiten, rittig, am Sitz... *seufz*
                                    es wiederspricht sich alles gegenseitig. Wenn er so wie heute läuft - wie kann er gesundheitliche Probleme haben? Aber er ist auch am Boden soo ein feiner Schatz, ein Typ Pferd, das es ja nicht mal wagen würde, sich am Menschen zu kratzen, von einem kleinen Kind zu führen, unvorstellbar toll - dass er dann unterm Sattel so die Konfrontation sucht? ganz schwierig....
                                    Zum Thema "Abgeben" - seine Besitzerin wird ihn in keinem Fall abgeben, sollten die Probleme wirklich nicht lösbar sein, seine Lebensstellung wird er trotzdem nicht verlieren. Dann wird er Boden-Spaßpferd und die Besitzerin reitet eines meiner Pferde mit. Aber daran mag niemand denken, es wär soo schade um dieses wahnsinns Pony.. das Reitgefühl auf ihm ist unbeschreiblich Wir sind echt traurig und ratlos....

                                    Zur Vererbung - er wurde im Herbst kastriert; Ich hab von 2012 ein Stutfohlen, und erwarte noch ein Fohlen von ihm. Die Kleine ist ein riesen Schatz, die Mutter auch ein Charaktertraum, ich hoffe, das bleibt auch der Kleinen "erhalten".

                                    @ oldenburger dressurpferde - er war 2,5 als ihn seine jetztige Besitzerin gekauft hat, beim Züchter wurde er für die Körung vorbereitet (Longe, Freispringen), war aber sonst völlig unangeritten, was man auch beim Anreiten gemerkt hat - da hat sich sicher nie zuvor jemand "dran versucht".

                                    Ein paar Fotos von der Arbeit - ich auf dem Buben; damit man einen Eindruck bekommt, ich kenn ja das Dilemma von "gut gehenden Pferden" - in dem Fall ist das mMn wirklich so,... das waren wochenlange, grenzgeniale Phasen - dann hat er angefangen ein paarmal abzugehen, was ich noch abfangen und kontrollieren/auch konsequent dagegen angehen, bevor ich im November abgegangen und mich so verletzt hab *ratlos seufz*

                                    Ein geniales Pony,ich vermiss die Arbeit mit ihm. Aber unter den Voraussetzungen gibt das mein Gesundheitszustand ned her *schnief*









                                    Zuletzt geändert von Diest; 13.02.2013, 20:32.

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                                    • gina
                                      • 06.07.2010
                                      • 1946

                                      #19
                                      hey

                                      lasst mal die nieren checken
                                      vllcht von einem guten thp
                                      oder ta mit sehr guten akup kenntnissen

                                      näheres gern unter
                                      sportpferde_eu@web.de

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                                      • Suomi
                                        • 04.12.2009
                                        • 4284

                                        #20
                                        @Diest - habe dir zurückgemailt

                                        Kommentar

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