Die Psyche des Pferdes

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Suomi
    • 04.12.2009
    • 4285

    Die Psyche des Pferdes

    So... die Psyche des Reiters hatten wir ja schon, wenden wir uns nun also der Psyche des Sportpartners Pferd zu.

    Meinen Youngster habe ich nun seit knapp 3 Jahren. Und erst jetzt steige ich langsam hinter seine komplexe Psyche.

    Ich würde ihn als introvertiertes Pferd bezeichnen. Habe ich aber auch erst peu à peu gemerkt. Mein Alter ist sehr extrovertiert, der zeigt dir sofort wie er drauf ist, der ist z.B. manchmal grell, wenn ich ihn von der Weide hole und er der Meinung ist, ich wäre schon über 1 Std. zu spät, weil er schon so lange gewartet hat. Bei dem weiß man sofort woran man ist. In ihm kann man lesen wie in einem offenen Buch.

    Der Junge ist da völlig anders. Der frisst es in sich rein, und irgendwann explodiert er, wenn der berühmte Tropfen das Fass zum überlaufen bringt.

    Wenn man den so anguckt, und ihn nicht kennt, dann denkt man, der Junge müsste das einfachere Pferd der beiden sein. Eben weil er sich kaum durch was aus der Ruhe bringen lässt. Und eigentlich ganz easy und ruhig im Handling ist.

    Ja, er hat gute Nerven, das stimmt, aber man merkt es ihm auch (meistens) nicht an, wenn er sich aufregt, oder ihm etwas nicht passt. Dann wundert man sich nur, warum er plötzlich so extrem reagiert, weil man eben vorher überhaupt keine Anzeichen dafür erkennen konnte. Es gibt winzigkleine Signale, kaum sichtbare Verspannungen die einem andeuten: jetzt ist gut, bis hierher und nicht weiter. Denn wenn man weiter macht, dann wird er grell, und zwar von 0 auf 100, da gibt's keine Abstufung dazwischen.

    Gleichzeitig muss man aber auch sehr konsequent sein, denn er merkt sofort, wenn der Reiter etwas durchgehen lässt, bzw. nicht mehr der "Boss" ist. Und DANN übernimmt das Pferd das Kommando.

    Ich finde sowas ja sehr interessant und aufschlussreich. Und aufregend weil man immer wieder was an seinem Pferd entdeckt, das man seither noch nicht gekannt hat, und es aber eine logische Erklärung für Verhalten in der Vergangenheit gibt.

    Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht?
  • Neuzüchter
    • 09.04.2003
    • 2159

    #2
    Halbbrüder, Mutti nicht sehr mutig aber unglaublich gehorsam.

    Der Große: Sattel Trense Longe Reiter und los, immer schon mit Hocker aufgestiegen, wohl munter und umweltorientiert, Gleichgewichtsprobleme Tralala, was man so unter normal versteht. Aber auch Vollrandale wenn er mal allein stehen muss. Geht gar nicht.

    Der Kleine: Sattel Trense Longe - alles gut. Erstes Aufsteigen Explosion - nichts geht mehr. OK man ist ja auch kein Profi. Trainer ausgesucht. Immer wieder unangemeldet beim Training gewesen, Trainer mit fremden Pferden Trainer mit eigenen Pferden Trainer mit Reitschülern. Wenn man nur so fragt sind die ja lle total Pferdefreundlich und geduldig und und und und alle was der Besitzer hören will. Kurz und gut fünf Wochen 700 Euro und ein Lahmheitspause später lag der trainer auch zweimal im Dreck und erkärt mein Pferd für unreitbar.

    Der Kleine spinnt auch nicht rum wenn er alleine ist der nimmt blos ab. Und er fragt ständig irgendwas, sit dies gefährlich, ist das gefährlich, soll ich wirklich. Und darauf mus man reagieren, wenn der die Ohren spitz und was sieht und man hat nicht innerhalb eines Schrittes Trittes Sprunges das Bein dran geht sein Puls hoch und die Nase auch. Am meisten Angst hat er wenn jemand runterfällt. Rauf kommt man ganz leicht wieder aber runter nicht, wenn man das Gewicht verlagert bekommt er Angst. Ist alles besser geworden, aber es hat lange gedauert und wenn er nicht mein Pferde wäre für das ich auch züchterisch verantwortlich bin wär ich durchgedreht.

    Und der hat nichts anderes gemacht in der Aufzucht als der andere.
    Auch Freizeitpferde sin Profis!

    Kommentar

    • max-und-moritz
      • 04.06.2006
      • 3441

      #3
      Hallo,

      ich bin der Meinung, daß in die Psyche, bzw. das Denken des Pferdes, viel zu viel hinein interpretiert wird.

      Klar sind sie unterschiedlich, der eine reagiert so und der andere so, aber zu allererst sind sie "einfacher gestrickt" als man meint.

      Viele Grüße, max-und-moritz
      Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

      Kommentar

      • maulwurf
        • 16.06.2010
        • 667

        #4
        Zitat von max-und-moritz Beitrag anzeigen
        Hallo,

        ich bin der Meinung, daß in die Psyche, bzw. das Denken des Pferdes, viel zu viel hinein interpretiert wird.

        Klar sind sie unterschiedlich, der eine reagiert so und der andere so, aber zu allererst sind sie "einfacher gestrickt" als man meint.

        Viele Grüße, max-und-moritz
        Ich bin genau vom Gegenteil überzeugt.

        Klar, reininterpretieren sollte man nichts, aber abwarten und gut beobachten sollte man schon können. Für mich liest sich der Titel nicht nach Abfrage an den Grundgehorsam. Danach geht es erst doch richtig los.

        Und da lassen einen manche Tiere (klar, nicht alle) irgendwann mal mehr mal weniger in ihre Seele blicken. Und das ist doch das größte Vertrauensgeschenk, dass wir bekommen können. Und da fängt die Arbeit mit dem Pferd doch erst richtig an Spaß zu machen. Wie in einer guten Partnerschaft.

        Kommentar

        • Greta
          • 30.06.2009
          • 3924

          #5
          Naja wir haben die Pferde schon seit vielen Jahren am Haus und sie sind teilweise auch dort geboren, darum bilde ich mir ein, auch Ihre Psyche zu kennen... Und ja, sie sind unterschiedlich, obgleich ich denke, das bestimmte Charaktereigenschaften auch durch die Umgebung geprägt werden... Ein nervöses Pferd wird z.B: in einer ruhigen Umgebung auch vollkommen easy sein,während eine stressige Umgebung sehr schlecht sein kann... Damit meine ich, das ich denke, das Pferde auch von Ihren Stallgenossen lernen...D.h sie passen Ihr Verhalten an...
          Aber von der Mentalität sind sie z.T. trotzdem sehr unterschiedlich...
          Allegra von Flake aus der Amica

          Kommentar

          • Wenzel074
            • 21.02.2005
            • 1073

            #6
            Zitat von max-und-moritz Beitrag anzeigen
            Hallo,

            ich bin der Meinung, daß in die Psyche, bzw. das Denken des Pferdes, viel zu viel hinein interpretiert wird.

            Klar sind sie unterschiedlich, der eine reagiert so und der andere so, aber zu allererst sind sie "einfacher gestrickt" als man meint.

            Viele Grüße, max-und-moritz
            Ich stimme Dir im Großen und Ganzen zu. Natürlich neigt man als Mensch dazu die Tierchen ebenfalls zu "vermenschlichen". Sie sind tatsächlich einfach gestrickt, aber ich finde mit der Psyche hat das nicht viel zu tun. Die Psyche ist doch bezeichnend fürs "Innenleben". Und sowas hat jedes denkende Lebewesen.

            Meine 3 Viecher sind als "Pferd" (also in den Grundbedürfnissen) alle gleich gestrickt, jedoch ist jeder der 3 eine ganz eigene Persönlichkeit... Und alle 3 sind komplett verschieden.
            Wobei ich ganz klar sagen muss, daß der Hengst seine Persönlichkeit am meisten nach außen trägt. Bei den beiden Wallachen muss man schon genauer hinsehen um einen Blick auf die "Seele" zu erhaschen.
            "Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen,
            sondern mit dem Kopf die Tür zu finden..."

            Kommentar

            • Charly
              • 25.11.2004
              • 6025

              #7
              mein reitpferd wirkt auf aussenstehende in gewohnter umgebung auch immer sehr cool und relaxt.
              geht aber nicht alles seinen gewohnten gang, so hat sie sehr schnell stress, der aber für ungeübte nicht offensichtlich erkennbar ist. mir fallen die kleinen anzeichen aber auf und wenn ich dann drauf hinweise, sind viele außenstehende erstmal baff.... da sie aufgrund von stress schon mal eine sehr schwere kolik hatte, die sie nur mit viel glück überlebt hat, versuche ich , stress so gut wie möglich zu vermeiden.
              dazu gehört, dass der tagesablauf möglichst immer gleich gehalten wird.

              Kommentar

              • max-und-moritz
                • 04.06.2006
                • 3441

                #8
                Zitat von maulwurf Beitrag anzeigen
                Klar, reininterpretieren sollte man nichts, aber abwarten und gut beobachten sollte man schon können.
                Da bin ich voll bei Dir, maulwurf.

                Ich beobachte meine beiden natürlich auch, und sie sind wie die Pferde von Suomi absolut verschieden, haben total unterschiedliche Charakter.

                Vom Temperament her sind sie ebenso gegensätzlich, was in meinem Fall mit der Abstammung zu tun hat (der eine sehr leistungsbereit und der andere stinkfaul).

                Suomi schreibt Mein Alter ist sehr extrovertiert, der zeigt dir sofort wie er drauf ist, der ist z.B. manchmal grell, wenn ich ihn von der Weide hole und er der Meinung ist, ich wäre schon über 1 Std. zu spät, weil er schon so lange gewartet hat. Bei dem weiß man sofort woran man ist. In ihm kann man lesen wie in einem offenen Buch.

                Eine Stunde zu spät kommen macht bei mir sogar die ganze Belegschaft kirre, weil ich der bin der füttert. Grad jetzt im Winter finden sie sowas natürlich un-er-hört

                Im Sommer interessiert es kein Schwein, wann ich komm

                Für mich ein klassischer Fall der Rein-Interpretation: Meine Pferde sind 24/365 auf der Weide. Manchmal erzählen mir Einsteller, daß die beiden sehr traurig sind wenn sie mit ihren Pferden ausreiten gehen und nicht mit dürfen. - Genau, besonders der Faule...!

                Das alles würde ich aber nicht als "Psyche" bezeichnen, sondern als normales Pferdeverhalten in unterschiedlicher Ausführung. Daß man das Verhalten seines Pferdes kennen sollte finde ich selbstverständlich.

                Viele Grüße, max-und-moritz

                PS: nicht zu unterschätzen ist natürlich die Haltung, die jeweilige Arbeit und - Charly - der geregelte Tagesablauf.
                Zuletzt geändert von max-und-moritz; 23.01.2013, 08:36.
                Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                Kommentar

                • Valioso
                  • 26.02.2010
                  • 247

                  #9
                  Ich finde man kann schon von klein an viel über den jeweiligen Charakter erfahren wenn man genau hinschaut. Schon in den ersten Lebenstagen sieht man welches Fohlen welchen Charakter hat. Der eine ist mutig, selbstbewußt und hopst ab den ersten Tag ausgelassen um die Mutter herum, der andere ist eher zurückhaltend und weicht Mutti keinen Schritt von der Seite. Wo ein Fohlen sich gern und überall anfassen läßt weicht der andere halt aus und mag es gar nicht wenn man ihn betüddelt. Und so ein Verhalten zieht sich durch das ganze Pferdeleben.
                  Klar kann man mit gewöhnen und Erziehung einiges richten aber der Grundcharakter bleibt.
                  Ich sehe das auch bei meinen beiden Hengsten.
                  Den Luso kenne ich seitdem er 3 Monate alt war. Ich habe ihn aufgezogen, angeritten, vorgestellt und züchte nun seid einigen Jahren mit ihm. In ihm kann ich "lesen" wie er gerade drauf ist, er zeigt ganz offen seine Emotionen und ist voller Vertrauen. Geht es ihm nicht gut will er getröstet werden - ansonsten immer temperamentvoll und ausgelassen.
                  Der Berber ist da anders. Er wurde in seinem Leben viel "herumgereicht" und mußte sich immer wieder auf neue menschen einstellen. Aufgewachsen in Marokko, als 5jähriger importiert, mit den Jahren immer wieder wechsel der Trainer und Reiter - er ist sehr zurückhaltend und läßt erst einmal nichts an sich heran. Er testet höflich den Menschen und wenn er ihn als "nicht würdig" empfindet macht er zu. Er funktioniert dann noch aber das ist dann auch alles. Wenn es ihm nicht gut geht merkt man es ihm nicht auf den ersten Blick an. Auf der anderen Seite ist er wunderbar nervenstark und mutig. Niemals würde er irgendwo "kneifen". Ein Pferd was einen nie im Stich lassen würde wenn man ihn erstmal "geknackt" hat.
                  Nun kann man alles auf den Werdegang dieser unterschiedlichen Jungs schieben - ABER - ich erkenne diese Charakterzüge durchaus in ihren Fohlen wieder ......

                  Kommentar

                  • Suomi
                    • 04.12.2009
                    • 4285

                    #10
                    Ja sorry... vielleicht ist der Begriff "Psyche des Pferdes" für manche nicht ganz verständlich... mir ist nur kein passenderer Titel eingefallen. Und das was ich meine greift jedenfalls tiefer als der Begriff "Charakter".

                    Ah m & m - nun leg doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage - klar weiß ich, dass er rummacht weil ich eben das "übliche" Zeitfenster überschritten habe, oder es ihm ungemütlich wird weil zu kalt, oder er Hunger hat usw... ich denke nicht, dass ich jemand bin, der seine Pferde zu vermenschlicht sieht. Wollte mit der Beschreibung nur zum Ausdruck bringen, dass der Oldie ein Pferd ist, bei dem man weiß, woran man ist. Der zeigt einem das. Der Junge ist da völlig anders.

                    Bis vor 3 Jahren hätte ich dir sofort zugestimmt und gesagt, dass Pferde relativ "einfach" gestrickt sind (oder vielleicht passt: leicht zu durchschauen - besser?... bis ich meinen Jungen gekauft habe. Ich bin niemand der alles und jedes analysieren muss, sich mit verschiedenen Pferdegurus usw beschäftigt.

                    Wir - Bereiter und ich - konnten uns nur manches und uns völlig unbegreifliches Verhalten des Pferdes nicht erklären, wir fanden keinen Grund warum er so reagierte wie er es tat. Erst nach und nach stiegen wir dahinter WIE der Youngster eigentlich tickt. Und das ist komplexer als ich das erwartet hätte... Das Gute dran ist: wenn man weiß wie er tickt (obwohl er das nach außen kaum zeigt), dann kann man als Reiter drauf reagieren, sich entsprechend verhalten und es macht das reiten viel einfacher weil ich mir mein Wissen über seine Psyche zunutzen machen kann, und zwar zu meinem Vorteil.
                    Zuletzt geändert von Suomi; 23.01.2013, 12:17.

                    Kommentar

                    • max-und-moritz
                      • 04.06.2006
                      • 3441

                      #11
                      Suomi, ich glaub ich weiß schon was Du meinst, und klar, wenn man weiß wie sie "funktionieren" tut man sich bei allem leichter.

                      Kann gut sein, daß ich in das Wort "Psyche" zu viel rein interpretiere

                      Ich such immer nach dem einfachsten Grund, warum jemand - sei es Pferd, anderes Tier oder Mensch - etwas macht. Nach dem Motto "Wenn Du Hufgetrappel hörst kann es natürlich schon sein daß es Zebras sind, aber zu 99,999 % sind es Pferde".

                      Mein Max z. B. "sagt" mir sofort, wenn er was hat. Der ist in der Beziehung ein Weichei, und sobald da irgenwo am Bauch auch nur was juckt ist es ein Drama. Der kommt, stellt sich neben mich hin und versucht sich total unbeholfen zu kratzen. "Hey, siehst Du das nicht, mich juckts und ich komm nicht hin!!!"

                      Einfachste Erklärung: er hat geschnallt, daß es einfacher und schöner ist wenn ich kratze, also macht er das.

                      An die schwierigsten Lösungen versuche ich gar nicht mehr zu denken, das verdräng ich

                      Viele Grüße, max-und-moritz
                      Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                      Kommentar

                      • Charly
                        • 25.11.2004
                        • 6025

                        #12
                        M & M: dein Max und meine stute scheinen verwandt zu sein :-) meine möchte auch viel lieber von mir gekratzt werden, als sich selbst zu verrenken. es reicht doch wohl, wenn man das hinterbein hochhebt, damit frauchen weiß, dass man unter dem bauch in der nähe des bauchnabels gekratzt werden möchte :-)

                        Kommentar

                        • max-und-moritz
                          • 04.06.2006
                          • 3441

                          #13
                          Hi Charly,

                          genau so geht das - Hinterbein hochheben, am Besten so tun als ob das schon schwierig wäre, dann kommt man beim besten Willen nicht hin wo man hin will, und als Krönung ein hilfloser, verzweifelter Blick!
                          Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                          Kommentar

                          • Valioso
                            • 26.02.2010
                            • 247

                            #14
                            Was mich jedzt mal interessieren würde: was unterscheidet den Charakter von der Psyche? Wo zieht ihr die Grenze?

                            Kommentar

                            • max-und-moritz
                              • 04.06.2006
                              • 3441

                              #15
                              ...Charakter würde ich in der Kurzfassung mal so definieren: so bin ich, mein Verhalten gegenüber anderen, von nett bis ekelhaft.

                              Und meine Grundeinstellung, z. B. wie ich mit Situationen umgeh.

                              Psyche ist für mich etwas abstrakt, kann ich schlecht erklären.
                              Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                              Kommentar

                              • Valioso
                                • 26.02.2010
                                • 247

                                #16
                                Aber sowohl der Charakter als auch die Psyche formen die Persönlichkeit. Ich finde es ganz ganz schwer dort eine Grenze zu ziehen - sofern es eine gibt.

                                Kommentar

                                • dissens
                                  • 01.11.2010
                                  • 4063

                                  #17
                                  Eben.
                                  Ich persönlich würde auch so weit gehen durchaus anthropomorphisierend von "Pferde-Persönlichkeiten" zu sprechen.

                                  In den letzten 25 Jahren oder so habe ich ja mit drei Pferden zusammengelebt (ja, in einem Haus). Und die waren bzw. sind in ihrer jeweiligen Persönlichkeit und ergo in ihrer "Handhabung" völlig verschieden.

                                  Der "Alte" (Jahrgang '80, wurde bei uns 30) war zumindest über die ~ 20 Jahre, die ich ihn kannte/hatte, ein grundgut(mütig)er und 100% ehrlicher Kerl. Der hat auch viele Fehler verziehen, hat meinen Dreijährigen damals balanciert wie ein rohes Ei und er ging mit einem durch Dick und Dünn (am liebsten im Jagdgalopp, aber das ist eine andere Geschichte...). Nur verarschen hat er sich nicht lassen: Wer reiten konnte, war okay und wurde respektiert, wer es nicht konnte, der wurde sanft und sicher gewiegt, aber wer VORGAB, es zu können, den hat er Mores gelehrt.

                                  Die "Ziege" (wird 19, 3jährig gekauft) war seinerzeit reichlich hysterisch, aber die Grundregeln des Zusammenlebens musste man ihr nur EINMAL erklären, damit war's auch gut. Ich hätte sie nie als "gutmütig" bezeichnet, sie war bzw. ist "nur" gut erzogen. Ein himmelweiter Unterschied. Dennoch ist sie ein recht unkompliziertes Pferd: Innerhalb eines gewissen "Benimm-Radius" hat sie Freiheiten, an dessen Grenze genügen recht feine Signale und sie bleibt drin.

                                  Der Giraffant schließlich (wird 9, seit etwas über zwei Jahren bei uns) ... ja, der ist im besten Suomi'schen Sinne ein "Drecksack". Oder, wie mein Mann es einst formuliert hat, "der ADHSler unter den Pferden". Eine für mich zunächst schwer zu durchschauende Mischung aus frech und hochgradig verunsicherbar. Der fordert immer wieder aufs Neue eine sehr konsequente Führung ein. Gibt man ihm die und gibt man sie ihm konsequent, ist alles fein. Lässt man da Schwächen und Schludrigkeiten einziehen ... naja, dann ist die Freude sehr schnell sehr deutlich beschränkt. Dann hat man nämlich schon mal im Wortsinne das Nachsehen ...

                                  Alle drei haben/hatten ihren ganz eigenen Charme und ich möchte keinen von ihnen missen. Und alle drei waren/sind für uns richtig tolle Pferde. Aber der WEG dahin ist zuweilen doch sehr unterschiedlich.
                                  Zuletzt geändert von dissens; 24.01.2013, 10:06.

                                  Kommentar

                                  • Polanegri
                                    • 29.08.2009
                                    • 1658

                                    #18
                                    Ich würde es mal so beschreiben: Die Psyche ist auf jeden Fall angeboren, der Charakter eines Pferdes kann sich unter Umständen durch äußere Einflüsse ändern.
                                    Und je mehr Pferde ich kennengelernt habe und auch selbst gezüchtet und großgezogen, desto mehr bin ich der Meinung, dass Pferde eine Psyche, ja eine Seele besitzen um es mal etwas zu vermenschlichen.
                                    Natürlich spielen sich in der Pferdeseele einfachere Prozesse ab, aber der Mensch hat bestimmt nicht das alleinige recht auf eine Seele, man braucht sich nur mal mit der Forschung über Menschenaffen zu befassen...

                                    Kommentar

                                    • max-und-moritz
                                      • 04.06.2006
                                      • 3441

                                      #19
                                      Zitat von dissens Beitrag anzeigen
                                      Eben.
                                      Ich persönlich würde auch so weit gehen durchaus anthropomorphisierend von "Pferde-Persönlichkeiten" zu sprechen.
                                      Mit dem Ausdruck kann ich irgendwie mehr anfangen als mir Psyche!
                                      Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                                      Kommentar

                                      Andere Threads aus dieser Foren-Kategorie:

                                      Einklappen

                                      Themen Statistiken Letzter Beitrag
                                      Erstellt von florian g., 02.03.2010, 10:54
                                      27 Antworten
                                      7.622 Hits
                                      0 Likes
                                      Letzter Beitrag donnerlottchen  
                                      Erstellt von Limette, 16.06.2025, 09:38
                                      10 Antworten
                                      527 Hits
                                      0 Likes
                                      Letzter Beitrag Ramzes
                                      von Ramzes
                                       
                                      Erstellt von Equine Lawyers, 10.06.2025, 22:38
                                      7 Antworten
                                      477 Hits
                                      0 Likes
                                      Letzter Beitrag Schockstrand  
                                      Erstellt von Geisha, 18.05.2025, 12:48
                                      7 Antworten
                                      289 Hits
                                      0 Likes
                                      Letzter Beitrag Geisha
                                      von Geisha
                                       
                                      Erstellt von Limette, 24.04.2025, 09:13
                                      21 Antworten
                                      554 Hits
                                      0 Likes
                                      Letzter Beitrag Ramzes
                                      von Ramzes
                                       
                                      Lädt...
                                      X