Gestern war diese sehr interessante Diskussion in Neumünster. Hoffentlich gibt es mehr solcher Diskussionen!
Veranstalter war der Verein der privaten Hengsthalter in Holstein, Moderator war Jan Tönjes, stellv.Chefredakteur des St.Georgs
Am Podium saßen Harm Thormählen, Dr. Günther Friemel, Dr.Thomas Nissen und Jac Remijnse
Thema: Entwicklung der Hengstselektion
Hier einige herausragende Statements:
Remijnse hat die Pedigrees der erfolgreichen Springpferde analysiert und dabei festgestellt, dass Holstein nach wie vor führend ist. Unter den 300 besten Springpferden sind 40% Holsteiner und von diesen 40% haben 83% einen Hengst zum Vater, der 2,5jährig in Neumünster gekört wurde (also nicht nur die später gekörten erfolgreichen Sporthengste). Daran würde man sehen, dass die Selektion bei der Körung stimmen würde und der Holst.Verband nichts falsch machen würde. Erstes Selektionskriterium muß das Springen sein und bleiben. In diesem Zusammenhang hat er die Vorgehensweise auf den Vorauswahlen 2010 kritisiert, wo die Hengste erst am Pflaster gezeigt wurden und dann zum Springen zugelassen wurden. Dies sei der falsche Weg, denn auch zur Vorauswahl kämen Kunden und Ausländer und diese wollten die Hengste springen sehen und nicht traben. Dazu kämen sie nach Holstein. Er erwähnte auch, dass diese Kunden (NL, BEL, FRA etc.) Holsteiner kaufen wollten und deshalb kämen und keine Mischprodukte. Diese bekämen sie in anderen Zuchtgebieten. Aus diesem Grund sieht er auch gar keine Notwendigkeit, das geschlossenen Stutbuch mehr zu öffnen und wahllos Hengste zuzulassen.
Laut Nissen wird dieser Ablauf der Vorauswahl auch wieder geändert.
Zum Punkt Freispringen als Selektionsmerkmal hat Thormählen gesagt, dass alle seine internationalen Springpferde (Cera, Fein Cera, Come On) überdurchschnittlich gut freigesprungen sind und dass dies für ihn schon ein sehr wichtiges Selektionsmerkmal sei. Neben Vermögen würde man auch gut die Cleverness und den Umgang mit den Stangen sehen. Auch Friemel, Nissen und Remijnse waren dieser Meinung. Die Pferde, die überdurchschnittlich gut freispringen, tun es auch später unter dem Sattel. Ab und an käme es vor, das Pferde, die nicht so gut freispringen, später sehr gut im Springsport sind. Als Bsp. hat Nissen hier Classic Touch genannt, die in der SLP eine 7,5 auf das Freispringen bekommen hatte. Dies sei aber typ. für Caletto II Nachkommen und z.B. auch für Nachkommen von Caretino. Dadurch dass sie vorsichtig seien, würden sie beim Freispringen nicht so aufmachen, aber später unter dem Sattel. Als Bsp. hat Nissen auch Cumano genannt, der bei der Körung abartig gesprungen sein muß und dies ja auch später erfolgreich tat.
Nach wie vor sei der Vollbluteinsatz extrem wichtig, sonst werden die Pferde zu schwer und langsam im Ablauf. Insgesamt seien die Pferde in Holstein und Belgien schwerer als in Holland, dem müsse man entgegenwirken. Es sei nicht einfach, den geeignten VB Hengst zu finden, diese müßten aber dann auch genutzt werden von den Züchtern.
Zum Thema Eintragung Vollblutstuten erzählte Nissen, dass dies ein schwieriges Thema sei. Es werde gerade darüber nachgedacht, besonders geeignete VB STuten zuzulassen. Eine freie Zulassung werde es nicht geben, da die Zucht in USA, wo sehr viele VB Stuten von Holsteiner Hengsten gedeckt wurden, gezeigt habe, da da in keinster Weise das gewünschte Pferd rauskäme.
Ein Züchter beschwerte sich über die Beschränkung der Hengste auf eine bestimmte Anzahl insbsonders die Junghengste. Er hatte im ersten Jahr eine 3j Stute von Diarado decken lassen, da 3j für Diarado da nicht zugelassen waren, hat er sich den Samen deshalb über PS besorgt. Sein Diarado Fohlen konnte nicht Holsteinisch gebrannt werden. Darauf hin meinte Friemel, dass er den Holst.Verband für diese Beschränkungen beneide, gerade bei den Junghengsten. Er habe oft bei Auktionsvorauswahlen 100x die selbe Abstammung und da sei die Auswahl schwierig, denn das wolle keiner. Er meinte noch mit nicht holsteinisch gebrannten Diarado Fohlen könne man die gesamte A1 zwischen HH und HB pflastern, so viele gebe es da.
Nissen betonte auch immer wieder, wenn Züchter sich beschwerten, weil etwas so oder so gehandhabt würde, weil es so in der Satzung stünde, dass ja die Züchter der Verband seien und über ihre Deligierten die Satzung ändern könnten.
Remijnse und Nissen meinten auch zu der Blutvielfalt, dass in Holstein es noch nie eine große Blutvielfalt gegeben hat. Auch der Linienbegründer Achill sei schon ein Ergenbis von sehr naher Inzucht. Sie sehen da nicht die sehr große Gefahr der Einengung, sicher müsse man das aber im Auge behalten. Ein 2. Cor de la Bryere sei halt sehr schwer zu finden.
Für Hengste im Zuchtversuch wird anscheinend gerade wieder überlegt, an Züchter mit herausragenden Stuten heranzutreten und mit dem Züchter im Bereich gezielter Anpaarung zusammenzuarbeiten. Dies wurde bei Quidam de Revel im ersten Jahr auch gemacht. Da wurden vom Verband 20 STuten ausgewählt und diese von QdR bedeckt. Aus diesen gezielten Anpaarungen wurden gleich im ersten Jahr 2 Hengste gekört.
Auf seine eigene Zucht hin angesprochen meinte Friemel, dass er Stuten mit viel Grannus und Servus Blut in der Zucht habe, also altes SPringblut. Dafür würde er nur holsteiner Hengste nutzen. Gerade dieser Mischeffekt sei in der ersten Generation sehr erfolgreich, aber eben Holst.Hengste und keine gemischten Holsteiner (SF und VB zählen zu Holstein).
Nissen möchte die HLP wieder mehr in den Vordergrund rücken, gerade jetzt nach der Reform sollen die Züchter doch diese Aussageform mehr beachten und in Überlegungen einbeziehen. Auch müßten die Züchter ihre Stuten kritischer selektieren und nicht alles in die Zucht nehmen.
Insgesamt eine super interessante Veranstaltung, die sehr gut besucht war und da gut angekommen, eventuell regelmäßig stattfinden soll.
Interessant für mich persönlich war, dass das Ausland anscheinend absolut keine Notwendigkeit der Öffnung des Holst.Verbandes sieht, sie wollen reine Holsteiner kaufen und dass Remijnse nicht so die Gefahr sieht, dass Holstein von anderen abgehängt wird. Seiner Meinung brauchen die anderen Springpferdezuchten immer wieder Holstein, da es sonst keinen Zuchtverband gäbe, wo so nach Springen selektiert wird. Auch Zangersheide, das immer erfolgreicher wird, ist nur durch Holst.Hengste so erfolgreich
Veranstalter war der Verein der privaten Hengsthalter in Holstein, Moderator war Jan Tönjes, stellv.Chefredakteur des St.Georgs
Am Podium saßen Harm Thormählen, Dr. Günther Friemel, Dr.Thomas Nissen und Jac Remijnse
Thema: Entwicklung der Hengstselektion
Hier einige herausragende Statements:
Remijnse hat die Pedigrees der erfolgreichen Springpferde analysiert und dabei festgestellt, dass Holstein nach wie vor führend ist. Unter den 300 besten Springpferden sind 40% Holsteiner und von diesen 40% haben 83% einen Hengst zum Vater, der 2,5jährig in Neumünster gekört wurde (also nicht nur die später gekörten erfolgreichen Sporthengste). Daran würde man sehen, dass die Selektion bei der Körung stimmen würde und der Holst.Verband nichts falsch machen würde. Erstes Selektionskriterium muß das Springen sein und bleiben. In diesem Zusammenhang hat er die Vorgehensweise auf den Vorauswahlen 2010 kritisiert, wo die Hengste erst am Pflaster gezeigt wurden und dann zum Springen zugelassen wurden. Dies sei der falsche Weg, denn auch zur Vorauswahl kämen Kunden und Ausländer und diese wollten die Hengste springen sehen und nicht traben. Dazu kämen sie nach Holstein. Er erwähnte auch, dass diese Kunden (NL, BEL, FRA etc.) Holsteiner kaufen wollten und deshalb kämen und keine Mischprodukte. Diese bekämen sie in anderen Zuchtgebieten. Aus diesem Grund sieht er auch gar keine Notwendigkeit, das geschlossenen Stutbuch mehr zu öffnen und wahllos Hengste zuzulassen.
Laut Nissen wird dieser Ablauf der Vorauswahl auch wieder geändert.
Zum Punkt Freispringen als Selektionsmerkmal hat Thormählen gesagt, dass alle seine internationalen Springpferde (Cera, Fein Cera, Come On) überdurchschnittlich gut freigesprungen sind und dass dies für ihn schon ein sehr wichtiges Selektionsmerkmal sei. Neben Vermögen würde man auch gut die Cleverness und den Umgang mit den Stangen sehen. Auch Friemel, Nissen und Remijnse waren dieser Meinung. Die Pferde, die überdurchschnittlich gut freispringen, tun es auch später unter dem Sattel. Ab und an käme es vor, das Pferde, die nicht so gut freispringen, später sehr gut im Springsport sind. Als Bsp. hat Nissen hier Classic Touch genannt, die in der SLP eine 7,5 auf das Freispringen bekommen hatte. Dies sei aber typ. für Caletto II Nachkommen und z.B. auch für Nachkommen von Caretino. Dadurch dass sie vorsichtig seien, würden sie beim Freispringen nicht so aufmachen, aber später unter dem Sattel. Als Bsp. hat Nissen auch Cumano genannt, der bei der Körung abartig gesprungen sein muß und dies ja auch später erfolgreich tat.
Nach wie vor sei der Vollbluteinsatz extrem wichtig, sonst werden die Pferde zu schwer und langsam im Ablauf. Insgesamt seien die Pferde in Holstein und Belgien schwerer als in Holland, dem müsse man entgegenwirken. Es sei nicht einfach, den geeignten VB Hengst zu finden, diese müßten aber dann auch genutzt werden von den Züchtern.
Zum Thema Eintragung Vollblutstuten erzählte Nissen, dass dies ein schwieriges Thema sei. Es werde gerade darüber nachgedacht, besonders geeignete VB STuten zuzulassen. Eine freie Zulassung werde es nicht geben, da die Zucht in USA, wo sehr viele VB Stuten von Holsteiner Hengsten gedeckt wurden, gezeigt habe, da da in keinster Weise das gewünschte Pferd rauskäme.
Ein Züchter beschwerte sich über die Beschränkung der Hengste auf eine bestimmte Anzahl insbsonders die Junghengste. Er hatte im ersten Jahr eine 3j Stute von Diarado decken lassen, da 3j für Diarado da nicht zugelassen waren, hat er sich den Samen deshalb über PS besorgt. Sein Diarado Fohlen konnte nicht Holsteinisch gebrannt werden. Darauf hin meinte Friemel, dass er den Holst.Verband für diese Beschränkungen beneide, gerade bei den Junghengsten. Er habe oft bei Auktionsvorauswahlen 100x die selbe Abstammung und da sei die Auswahl schwierig, denn das wolle keiner. Er meinte noch mit nicht holsteinisch gebrannten Diarado Fohlen könne man die gesamte A1 zwischen HH und HB pflastern, so viele gebe es da.
Nissen betonte auch immer wieder, wenn Züchter sich beschwerten, weil etwas so oder so gehandhabt würde, weil es so in der Satzung stünde, dass ja die Züchter der Verband seien und über ihre Deligierten die Satzung ändern könnten.
Remijnse und Nissen meinten auch zu der Blutvielfalt, dass in Holstein es noch nie eine große Blutvielfalt gegeben hat. Auch der Linienbegründer Achill sei schon ein Ergenbis von sehr naher Inzucht. Sie sehen da nicht die sehr große Gefahr der Einengung, sicher müsse man das aber im Auge behalten. Ein 2. Cor de la Bryere sei halt sehr schwer zu finden.
Für Hengste im Zuchtversuch wird anscheinend gerade wieder überlegt, an Züchter mit herausragenden Stuten heranzutreten und mit dem Züchter im Bereich gezielter Anpaarung zusammenzuarbeiten. Dies wurde bei Quidam de Revel im ersten Jahr auch gemacht. Da wurden vom Verband 20 STuten ausgewählt und diese von QdR bedeckt. Aus diesen gezielten Anpaarungen wurden gleich im ersten Jahr 2 Hengste gekört.
Auf seine eigene Zucht hin angesprochen meinte Friemel, dass er Stuten mit viel Grannus und Servus Blut in der Zucht habe, also altes SPringblut. Dafür würde er nur holsteiner Hengste nutzen. Gerade dieser Mischeffekt sei in der ersten Generation sehr erfolgreich, aber eben Holst.Hengste und keine gemischten Holsteiner (SF und VB zählen zu Holstein).
Nissen möchte die HLP wieder mehr in den Vordergrund rücken, gerade jetzt nach der Reform sollen die Züchter doch diese Aussageform mehr beachten und in Überlegungen einbeziehen. Auch müßten die Züchter ihre Stuten kritischer selektieren und nicht alles in die Zucht nehmen.
Insgesamt eine super interessante Veranstaltung, die sehr gut besucht war und da gut angekommen, eventuell regelmäßig stattfinden soll.
Interessant für mich persönlich war, dass das Ausland anscheinend absolut keine Notwendigkeit der Öffnung des Holst.Verbandes sieht, sie wollen reine Holsteiner kaufen und dass Remijnse nicht so die Gefahr sieht, dass Holstein von anderen abgehängt wird. Seiner Meinung brauchen die anderen Springpferdezuchten immer wieder Holstein, da es sonst keinen Zuchtverband gäbe, wo so nach Springen selektiert wird. Auch Zangersheide, das immer erfolgreicher wird, ist nur durch Holst.Hengste so erfolgreich


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