Wenn man den Ausbilder am Trabablauf erkennt ...

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  • fanniemae
    • 19.05.2007
    • 3291

    Wenn man den Ausbilder am Trabablauf erkennt ...

    Die ersten Vorauswahlen in Verden und Handorf lassen manch einen den Kopf schütteln. Wieder einmal.
    Gemeint sind die Vorbereiter, die inzwischen am zweieinhalbjährigen Pferd zum zweifelhaften "Ausbilder" mutieren.

    Ausbilder?
    Man sollte meinen, dass man ein zweieinhalbjähriges Pferd im Sinne der Zuchtselektion in seinem natürlichen Bewegungsablauf erkennen und beurteilen kann.
    Das Stichwort ist "natürlich".

    Wenn man als aufmerksamer Beobachter aber heutzutage als erstes den sog. "Ausbilder" bereits nach wenigen Tritten am unnatürlichen Bewegungsablauf des Pferdes erkennt, dann läuft etwas falsch. Erheblich falsch.
    Falsch im Sinne der "Ausbildung" (die bei einem freilaufenden Pferd eigentlich noch gar keine Rolle zu spielen hat), im Sinne des Tierschutzes, im Sinne der Entfremdung der Veranstaltung. Manipulation am zweieinhalbjährigen Pferd gegenüber Züchter und Zuschauer in Zeiten von zahlreichen Richtlinien und Leitfäden, die allesamt verhindern sollen, dass die Branche sich selbst abschafft.

    Unnatürlich anmutende Zirzensik muss jedem Zuchtrichter und Körkommissar auffallen und entsprechend geahndet werden, sofort, und idealerweise bevor es auf den Tribünen oder anhand von Videos im Netz thematisiert wird. Zirzensische Kadenz, unnatürlich unter den Bauch zuckende Hinterbeine, korrespondierend mit ähnlich auffällig anmutender Aktion aus dem Vorderbein, gehören genau so konsequent abgeläutet wie unnatürliche Zeppeline und Handstände beim Freispringen.

    Wenn der Elefant im Raum allseits dröhnend wahrgenommen und doch schweigend ignoriert wird, ist niemandem geholfen. Den Pferden am allerwenigsten.
    Selektion wird ad absurdum geführt, solange es genügend zahlende Klientel gibt, die glaubt was sie hier sieht und meint, das habe mit Veranlagung oder gar Vererbung zu tun. Solvenz und Sachverstand korrelieren nicht immer positiv, davon lebt eine ganze Branche. Will sie auch überleben, sollte sich schleunigst etwas ändern - im Interesse aller Beteiligten.

    Der Umstand, dass die Verantwortung für dieses Treiben an dieser Stelle vom "Ausbilder" auf den Verband abgewälzt wird, ist ärgerlich, aber nicht zu ändern.
    Jede Körkommission ist ausgebildet und berufen, Spreu vom Weizen zu trennen und natürlich gegebene Qualität ebenso zu erkennen wie unnatürlich "gemachte" Pferde. Auch wenn es weh tut. Letztendlich in der Kasse.

    Zirzensik ist sicherlich eine Kunst, aber sie gehört in den Zirkus und nicht auf eine Zuchtveranstaltung.
    Wenn mein zweijähriges (Jung!)pferd mir auf der Weide so entgegentrabte, wie manch ein junger Hengst in Verden oder Handorf, würde ich den Tierarzt rufen.

    Dass es auch anders geht, beweisen zahlreiche junge Hengste, die sich durch natürliche fliessende Bewegung von hinten nach vorn durch den Körper in gewünschter Selbsthaltung tragen. Es gibt sie. Und reichlich davon. Noch nie hatte ich Attribute wie "natürlich" und "reell" so häufig in meinem Katalog notiert wie dieser Tage. Tatsächlich (und das ist die gute Nachricht) lassen sich auch diese Attribute häufig gleichen Vorbereitern zuordnen.
    Attribute wie "gemacht", "zuckig" oder "nicht zu beurteilen" sind es, die da einfach nicht hingehören. Und sie zieren stets die selben "Ausbilder".






    www.muensterland-pferde.de
  • Tinki999
    • 29.01.2011
    • 528

    #2
    Diese Veranstaltungen sind doch nur noch Klamauk. Ich hab mir letztes Jahr tagelang die Vorauswahl in Vechta angeschaut. Nach ziemlich kurzer Zeit musste ich auch nicht mehr in den Katalog gucken wer den Hengst vorstellt.
    Ich habe mich extra so hingesetzt, dass ich die Pferde von hinten schräg in der Wendung wegtraben sehen konnte.
    “Der macht se alle gleich“…das ist das, was mir dazu einfällt. Ist ja auch ne Kunst und Chapeau wer das kann.
    Bei der späteren Ausbildung in der „Dressur“ ist es ja immer schon genauso gewesen. Man muss den Beritt und die Ausbildung für die Beurteilung immer abziehen.
    Kann halt kaum einer. Woher auch? Sie Leute werden doch nur noch verarscht.

    Wenn Menschen denken, dass Pferde nicht fühlen können, fühlen Pferde, dass Menschen nicht denken können.

    Kommentar

    • schnuff
      • 09.08.2010
      • 4284

      #3
      fanniemae und in der Konsequenz?
      Würden die "natürlichen" mitgenommen oder eher die "Zirkuspferd"?

      Kommentar

      • Quoka
        • 04.01.2015
        • 140

        #4
        Das finde ich echt lustig dass ihr das schreibt… ich habe auch ganz kurz die Videos überflogen und mir ist auch sofort diese unter den Bauch komisch zuckende Hinterhand aufgefallen! Die gab es früher nicht so offen… ich habe noch gedacht : ist es echt so natürlich passiert? Obwohl in der Linie nur pure HH befreite Kamele stehen? Jetzt verstehe ich es…
        Wahrscheinlich kommt es nach der Marktforderung: aktive HH fehlt oft in der modernen Dressur! Na dann, machen wir mal schnell eine für die Körung??


        Gesendet von iPhone mit Tapatalk

        Kommentar

        • Carley
          • 25.01.2019
          • 1513

          #5
          Welche Ausbildung braucht denn ein Mitglied einer Körkomission? Die werden doch gewählt oder nicht? Müssen sie Zuchtrichter sein?

          Kommentar

          • Valerie II
            • 28.05.2013
            • 290

            #6
            Zitat von Carley Beitrag anzeigen
            Welche Ausbildung braucht denn ein Mitglied einer Körkomission? Die werden doch gewählt oder nicht? Müssen sie Zuchtrichter sein?

            Er oder sie sollte Sachverstand, Teamgeist und die Kunst beherrschen Vetternwirtschaft zu betreiben, ohne das es den Plebs gleich auffällt. ??

            Kommentar


            • Florestan 1
              Florestan 1 kommentierte
              Kommentar bearbeiten
              You made my day


              Wenn’s nur nicht so traurig wäre….
          • Carley
            • 25.01.2019
            • 1513

            #7
            das sind sozusagen die Soft-Skills

            Kommentar

            • Marie_Mfr
              • 25.01.2012
              • 173

              #8
              Schade, dass es für diese Art von `Ausbildung´ immer noch Kunden gibt. Da sag ich nur selbst schuld, ein reel ausgebildetes Pferd dauert halt länger .
              Und das die Körkommissionen nur solche Mitglieder haben, ist demnach auch kein Qualitätsmerkmal. Der Kunde hat´s in der Hand ...

              Kommentar

              • Rübchen
                • 23.12.2009
                • 1133

                #9
                Naja, immerhin führt das häufig zum positiven Körurteil und hohen Preisen auf der Auktion.

                Kommentar

                • Marie_Mfr
                  • 25.01.2012
                  • 173

                  #10
                  Das mag sein, die Körung ist ja nicht nur ein `Come-together´ - am Ende des Tages gehts ums Geld. Aber das geübte Auge wird sehen, was ist natürlicher Bewegungsablauf und was ist `antrainiert´.
                  Ich meine es steht im Steinbrecht - so sinngemäß, dass ein karikierter Bewegunsablauf zu verabscheuen ist.

                  Kommentar

                  • druenert
                    • 25.11.2009
                    • 2076

                    #11
                    Zitat von fanniemae Beitrag anzeigen

                    Wenn der Elefant im Raum allseits dröhnend wahrgenommen und doch schweigend ignoriert wird, ist niemandem geholfen. Den Pferden am allerwenigsten.
                    Selektion wird ad absurdum geführt, solange es genügend zahlende Klientel gibt, die glaubt was sie hier sieht und meint, das habe mit Veranlagung oder gar Vererbung zu tun. Solvenz und Sachverstand korrelieren nicht immer positiv, davon lebt eine ganze Branche. Will sie auch überleben, sollte sich schleunigst etwas ändern - im Interesse aller Beteiligten.

                    Der Umstand, dass die Verantwortung für dieses Treiben an dieser Stelle vom "Ausbilder" auf den Verband abgewälzt wird, ist ärgerlich, aber nicht zu ändern.
                    Jede Körkommission ist ausgebildet und berufen, Spreu vom Weizen zu trennen und natürlich gegebene Qualität ebenso zu erkennen wie unnatürlich "gemachte" Pferde. Auch wenn es weh tut. Letztendlich in der Kasse.
                    Erst kommt das Fressen und dann erst die Moral. (Brecht)
                    So richtig und bedauerlich @fanniemae‘s Zustandsbeschreibung des aktuellen Körprocedere ist, so vergeblich sind alle Moralappelle. Gegen Geld ist kein Kraut gewachsen. Damit werden wir uns abfinden müssen. Ganz offensichtlich hat sich für dieserart „gemachte“ Hengste ein prosperierender Markt entwickelt, der bedient werden will. Das ist bei den Springhengstekörungen genauso.
                    Die Zeiten, in denen Zuchtverbände noch Lenkungsbefugnisse hatten, sind heute längst vorbei. Vielmehr sind sie heute Getriebene, die mühsam um ihre Existenz und die Aufrechterhaltung ihrer teuren Verwaltungsstrukturen kämpfen. Wofür brauchen die Züchter heute wirklich noch so viele Verbände, die sich immer weniger voneinander unterscheiden?
                    Insofern ist eine korrigierende Einflussnahme seitens der Verbände zu Lasten ihrer Gebühreneinnahmen eine utopische Erwartungshaltung.
                    Konsequenz: Die heutigen Junghengstkörungen sind reine Marketingveranstaltungen. Auch diese haben ihre Daseinsberechtigung. Wir sollten dies aber klar und unmissverständlich kommunizieren! Falsch ist, den Leuten zu suggerieren, es handle sich um eine echte Selektion für die Zucht. Dieser Anspruch ist mehr denn je fehl am Platz.

                    Kommentar

                    • Cordalmé
                      • 24.09.2012
                      • 1878

                      #12
                      Kompliment Herr Drünert... unterschreibe ich zu 100%
                      Hinzufügen möchte ich lediglich, das es allen Verbänden auch an "Nachlese" fehlt...also auch gemachte Fehler zu benennen und bis hin zur Abkörung zu vollstrecken, um dauerhaften Schaden für eine ihnen anvertrauten Population zu gewährleisten.

                      Gesendet von meinem 22101316UG mit Tapatalk

                      Kommentar

                      • hufschlag
                        • 30.07.2012
                        • 4133

                        #13
                        Ich habe das Gefühl, das Interesse an Körnung ( und Vorauswahl) war nie so niedrig wie dieses Jahr.

                        Vielleicht subjektiv, aber ich war schon immer neugierig, welche Abstammungen zu sehen sein werden

                        Mir 2023 total wurscht
                        Ich fürchte, es wird gerademal für die zur Kenntnisnehme der körsieger reichen- oder nicht mal das

                        Kommentar


                        • schnuff
                          schnuff kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          Kann ich nachvollziehen
                      • druenert
                        • 25.11.2009
                        • 2076

                        #14
                        Zitat von hufschlag Beitrag anzeigen
                        Ich habe das Gefühl, das Interesse an Körnung ( und Vorauswahl) war nie so niedrig wie dieses Jahr.
                        Das entspricht auch meiner Wahrnehmung. Allerdings führe ich vor allem auf die politische und wirtschaftliche Situation zurück. Immer weniger „normale“ Menschen können sich Pferde noch leisten. Überall sind Rückgänge in der Zucht zu verzeichnen. Renommierte Deckstationen schließen (Blue Horse, Böckmann, etc.) Es gibt bereits viel zu viele Hengste, die immer weniger zu tun haben. Wer interessiert sich da noch für Junghengste?

                        Kommentar

                        • Rübchen
                          • 23.12.2009
                          • 1133

                          #15
                          Dabei spielt sicher eine Rolle, dass sich die Züchter mit ein oder zwei Stuten überlegen müssen, ob sie sich das gesamte Besamungsmanagement überhaupt noch leisten können oder wollen. Die neue GOT hat die Tierarztkosten deutlich ansteigen lassen, v.a. Durch die Hausbesuchsgebühr. Wer die Stute nicht auf Station stellen will, lässt es vermutlich einfach bleiben.

                          Kommentar

                          • Cordalmé
                            • 24.09.2012
                            • 1878

                            #16
                            Zitat von Rübchen Beitrag anzeigen
                            Dabei spielt sicher eine Rolle, dass sich die Züchter mit ein oder zwei Stuten überlegen müssen, ob sie sich das gesamte Besamungsmanagement überhaupt noch leisten können oder wollen. Die neue GOT hat die Tierarztkosten deutlich ansteigen lassen, v.a. Durch die Hausbesuchsgebühr. Wer die Stute nicht auf Station stellen will, lässt es vermutlich einfach bleiben.
                            Das dürfte aber nur eine einzige Ebene der multifaktoriellen Situation sein...
                            Es gibt einen Armortisierung- Punkt für jedes Produkt an einem dynamischen Markt. Vielen Züchtern dämmert es, das Dieser mit ihrer Zucht nicht mehr zu erreichen ist.
                            Andere werden ohne Probleme die höheren Kosten der Gestehung umlegen können...dann werden die Pferde/Fohlen halt teurer und werden trotzdem gekauft.
                            Es ist ja auch nicht so, das man diese Entwicklung nicht hätte kommen sehen können...die GOT ist jedenfalls das geringste Übel, was diese "gewählte Politik", als Brandbeschleuniger tat.

                            Gesendet von meinem 22101316UG mit Tapatalk

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