... hatte ja mal angekündigt, dass ich mein Pamphlet hier reinstelle, falls nichts davon gedruckt wird. Soll hiermit nun geschehen. Den folgenden Ausgaben vom Hannoveraner nach zu urteilen ist die message aber wohl angekommen.
Here goes:
Leserbrief zur Ausgabe März 2005 des Hannoveraner:
Die März-Ausgabe unseres Verbandsblattes gibt in vielfacher Hinsicht zu denken.
Von der Ausdehnung auf die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Hessen ist da zu lesen. So soll die Marke Hannoveraner gestärkt werden. Da ist von fruchtbarem Austausch die Rede. Den wird niemand bestreiten. Das hier sieht jedoch mehr nach feindlicher Übernahme aus.
Die Absegnung durch die Delegiertenversammlung im April stellt sich als Formsache dar, wenn bereits in der März-Ausgabe die Umsetzung für das laufende Jahr angekündigt wird und im Internet Termine veröffentlicht werden. Wusste man vorher wie die Versammlung entscheiden würde? Wenn ja, wozu dann überhaupt noch abstimmen?
Es entsteht der Eindruck, die Verbandsführung falle ihren eigenen Mitgliedern, pardon, hinterrücks ins Kreuz und weiteren Expansionen solle der Weg geebnet werden. Wir sind nicht gefragt worden, ob die Konkurrenz erwünscht ist, denn um solche handelt es sich spätestens da wo es um Auktions- und Körungsvorauswahltermine geht. Wer soll unsere Hannoveraner – ob in Verden oder auf dem privaten Markt – kaufen, wenn es den gleichen Hannoveranerbrand bald überall gibt? Ich befürchte, dass es statt der erhofften positiven Impulse für unsere Zucht eher zu einer Schwächung der ohnehin zahlen- und imagemäßig unterprivilegierten Landespferdezuchten Hessen und Sachsen-Anhalt kommen wird und zwar durch massenhafte Vorstellung von Stuten nicht-hannoverschen Ursprungs zur Aufnahme in unser Stutbuch allein aus der Hoffnung auf höhere Verkaufserlöse heraus. Am Produkt selbst dürfte sich ja durch bloßen Brandzeichenwechsel nichts ändern. Ist das fair? Haben wir das nötig? Ich meine nein.
Das Vorgehen steht im Widerspruch zu den hochlesenswerten Überlegungen von Dr. Köhne: Er – gemeint ist der einfache Hannoversche Züchter mit bis zu drei oder vier Stuten - müsse (Zitat) „das Gefühl haben, im Zentrum des Interesses seines Verbandes zu stehen.“
Aus der Seele spricht mir der Autor wenn er die Bedeutung des Landgestüts zur Erhaltung von aktuell weniger populären Blutlinien anmahnt. Die Linienverarmung wird bundesweit eher noch verschärft werden, wenn die Zuchtgebietsgrenzen fallen. Fragwürdig auch die Entkopplung der Pferdezucht von der „Scholle“: Viele der Probleme, mit denen sich heute Verdener Seminare befassen, hätten wir gar nicht, wenn die Zucht nicht bereits so weit von ihren Wurzeln weggerückt wäre.
Kein Landwirt der klaren Verstandes ist, käme von sich aus auf die Idee, Grünland einseitig mit Pferden beweiden zu wollen – der Parasitendruck liegt ja als nur eines von vielen sich daraus ergebenden Problemen auf der Hand. Wer zwischen bockenden Schwarzbunten und bellenden Dorfkötern aufwächst, vielleicht sogar sonntags noch mal angespannt wird, braucht keine Gelassenheitsprüfung oder jahrelange Bodenarbeit um sich als verlässlicher Partner auszuweisen.
Köhne spricht in seinem Beitrag die MwSt-Problematik an. In unserem Land, ist es gewollt, dass ein Liter Vollmilch weniger kostet als ein Liter Mineralwasser. Über Jahrzehnte wurde der Landwirtschaft an allen Fronten das Wasser abgegraben. Seit Brüssel kennt die Regulierungswut bekanntermaßen keine Grenzen mehr. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Betriebe umgesattelt haben: Oma steht im Bauerncafé, die jungen Leute kümmern sich derweil um Hofläden und Maislabyrinthe.
Daneben wurde umfangreich in Pensionspferdehaltung oder Pferdezucht investiert. Das ganze nennt sich Strukturwandel und hat dazu geführt, dass im ganzen Land schmucke neue Anlagen entstanden sind bis – April,April – im vergangenen Jahr die steuerliche Katze aus dem Sack gelassen und damit öffentlich die Demontage des Pferdes als landwirtschaftliches Nutztier eingeläutet wurde. Groß und in Farbe prangt das Logo einer bekannten Textilhandelskette kommentarlos oben rechts auf einer ganzseitigen Anzeige des Landgestüts. Ist züchterische Kompetenz jetzt eine Frage der richtigen Bekleidung geworden? Nichts gegen moderne Formen des Sponsoring, aber es sollte schon transparent zugehen. In der gewählten Form bleibt für den Normalleser völlig unersichtlich welcher Art die Kooperation ist, ob und wie sie mit dem beworbenen Produkt (Ponyhengst) in Verbindung steht. Ist es nicht schlimm genug und ein Verfall unserer Zuchtkultur, dass Privathengste zwischen panierten Hähnchenteilen beworben werden und es breiter Proteste bedarf, damit kein hemmungslos geschöntes Bildmaterial zu Werbezwecken verwendet wird wie 2003 mehrfach geschehen?
Wir dürfen gewiss sein, dass die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes auf Pensionsentgelte nur der Anfang war. Am Computer gibt es für solche Fälle von „Blackout“ einen Reset-Knopf. Aber was tun mit Politikern aus Fleisch und Blut?
Hier wäre eine härtere Interessenvertretung wünschenswert gewesen. Gleiches gilt für die Kürzung der Züchterprämien, die uns im gleichen Hauruckverfahren übergestülpt wurde und ein wenn auch nur symbolischer Faustschlag ins Gesicht eines jeden Züchters ist. Angesichts eines hoch mit Geld und ganzen Fahrzeugflotten dotierten Spitzensportes einerseits und zahlreicher sich wegen der gestiegenen Kosten vom Turniersport abwendender Breitensportler andererseits müssen wir uns fragen wo der reiterliche Nachwuchs herkommen und wer unsere Zuchtprodukte im Amateurbereich – nach wie vor der Basis jeden Sports - vorstellen soll.
Vielleicht hätten ein paar publikumswirksam abgekippte Fuder Mist nach französischem Modell hier mehr bewirkt als die Gespräche von denen in der Fachpresse zu lesen war und bei denen – man muss es leider so sagen – neben Schadensbegrenzung nur das ungute Gefühl herausgekommen ist, dass das nur der Anfang vom Ende war.
Unser Verband kann in vielerlei Hinsicht als vorbildlich gelten und verfügt neben hocheffizienten Leuten in der Führung wie der Basis nach wie vor über unvergleichliche Stutenstämme. Wir sollten dafür Sorge tragen, dass die Identität des Hannoveraners gewahrt bleibt gerade weil wir uns damit von anderen Zuchtgebieten abheben können. Der andere Weg wäre eine konsequente Verabschiedung von den althergebrachten Zuchtgebieten hin zum einheitlichen ‚Deutschen Sportpferd’. Das PHS hat sicher seine Berechtigung und zeitigt sichtbare Erfolge, wird seinem Namen aber nicht gerecht, denn liest man die Ergebnisliste des jüngsten Freispringwettbewerbs quer so erschließt sich, dass von 114 Absolventen nicht mehr als 57 von Hannoversch gebrannten Vätern abstammen. Blickt man in die zweite Elterngeneration wird es noch dünner: Ganze 21 von 114 aufgeführten Freispringbewerbern lesen sich in den ersten beiden Generationen zumindest väterlicherseits fremdblutfrei.
Unser Kernzuchtgebiet sollte exklusiv bleiben, nur dann lässt sich die „Marke Hannoveraner“ weiterhin glaubwürdig verkaufen. Es ist gut, dass dem internationalen Interesse an der Zucht des Hannoveraners mit der Schaffung eigenständiger Zuchtverbände Rechnung getragen wird. Es sollte aber eine klare Differenzierung zwischen Hannoveranern aus externer Produktion und Ur-Hannoveranern „made in Niedersachsen“ geben. Prekär genug, dass hochfrequentierte Hengste hier aufgrund biologischer Gesetzmäßigkeiten nur begrenzt erhältlich sind, während zeitgleich TG derselben Hengste namentlich ins außereuropäische Ausland verkauft wird. Im Extremfall landet selbiges dann in einer beliebigen Pintostute, deren Nachwuchs auf dem lokalen Markt dann gern als Warmblut deklariert angeboten wird und somit zumindest formal in Konkurrenz mit unseren eigenen Produkten tritt. Ein echtes Bresse-Huhn kann per definitionem nicht aus Akkordmast kommen, eine Nordseekrabbe findet man nicht in indonesischen Antibiotikalagunen. Deshalb sollten wir Acht geben, dass nur Hannoveraner draufsteht wo auch Hannoveraner drin ist.
Kareen Heineking-Schütte
PS: Könnte vielleicht erwogen werden, ob man nicht auch Seminare für angehende Pferdekäufer anbieten kann, bei denen diese behutsam über Grundlagen von Pferdehaltung und -ausbildung aufgeklärt werden? Beides scheint nicht mehr Teil der reitsportlichen Ausbildung in Deutschland zu sein, denn in der tierärztlichen Praxis begegnen einem viel zu häufig einstmals viel versprechende junge Pferde, die durch unsachgemäße Haltung und Ausbildung dauerhaft ruiniert werden. Die beste Aufzucht im Züchterhaus, die gründlichste Ankaufsuntersuchung nützt ja nichts, wenn im Käuferstall die einfachsten Grundregeln des Reitens missachtet werden.
Eine andere Seminaridee wären Videokurse für Züchter, denn die Möglichkeiten dieses Mediums bleiben bislang vielen Züchterkollegen völlig verschlossen. Textliche Verkaufslisten auf dem Stand von vor 10 Monaten werden heute vom Käufer allenfalls als Negativwerbung wahrgenommen und mit brauchbarem Bildmaterial illustriert wird auch ein konventionelles Inserat um ein Vielfaches mehr Erfolg haben. Viele Züchter sind guten Willens und senden mir Bänder oder Fotos, die aber oft nicht aussagekräftig sind. Jedes noch so gute Pferd stellt sich dann unvorteilhaft dar.
Wünschenswert fände ich es auch, wenn der Verband der Frage nachgehen könnte, wo die Differenz zwischen gefallenen Fohlen und am Markt angebotenen Drei- und Vierjährigen bleibt. Falls es sich dabei um Aufzuchtverluste bzw. qualitativen Ausschuss handelt, die in der Lebensmittelkette unserer westlichen und südlichen Nachbarn oder nach Euthanasie in der thermischen Aufbereitung landen, sollte mit Blick auf das Ansehen unserer Zucht in der Öffentlichkeit darüber nachgedacht werden, wie diese Ausschussrate reduziert werden kann.
Here goes:
Leserbrief zur Ausgabe März 2005 des Hannoveraner:
Die März-Ausgabe unseres Verbandsblattes gibt in vielfacher Hinsicht zu denken.
Von der Ausdehnung auf die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Hessen ist da zu lesen. So soll die Marke Hannoveraner gestärkt werden. Da ist von fruchtbarem Austausch die Rede. Den wird niemand bestreiten. Das hier sieht jedoch mehr nach feindlicher Übernahme aus.
Die Absegnung durch die Delegiertenversammlung im April stellt sich als Formsache dar, wenn bereits in der März-Ausgabe die Umsetzung für das laufende Jahr angekündigt wird und im Internet Termine veröffentlicht werden. Wusste man vorher wie die Versammlung entscheiden würde? Wenn ja, wozu dann überhaupt noch abstimmen?
Es entsteht der Eindruck, die Verbandsführung falle ihren eigenen Mitgliedern, pardon, hinterrücks ins Kreuz und weiteren Expansionen solle der Weg geebnet werden. Wir sind nicht gefragt worden, ob die Konkurrenz erwünscht ist, denn um solche handelt es sich spätestens da wo es um Auktions- und Körungsvorauswahltermine geht. Wer soll unsere Hannoveraner – ob in Verden oder auf dem privaten Markt – kaufen, wenn es den gleichen Hannoveranerbrand bald überall gibt? Ich befürchte, dass es statt der erhofften positiven Impulse für unsere Zucht eher zu einer Schwächung der ohnehin zahlen- und imagemäßig unterprivilegierten Landespferdezuchten Hessen und Sachsen-Anhalt kommen wird und zwar durch massenhafte Vorstellung von Stuten nicht-hannoverschen Ursprungs zur Aufnahme in unser Stutbuch allein aus der Hoffnung auf höhere Verkaufserlöse heraus. Am Produkt selbst dürfte sich ja durch bloßen Brandzeichenwechsel nichts ändern. Ist das fair? Haben wir das nötig? Ich meine nein.
Das Vorgehen steht im Widerspruch zu den hochlesenswerten Überlegungen von Dr. Köhne: Er – gemeint ist der einfache Hannoversche Züchter mit bis zu drei oder vier Stuten - müsse (Zitat) „das Gefühl haben, im Zentrum des Interesses seines Verbandes zu stehen.“
Aus der Seele spricht mir der Autor wenn er die Bedeutung des Landgestüts zur Erhaltung von aktuell weniger populären Blutlinien anmahnt. Die Linienverarmung wird bundesweit eher noch verschärft werden, wenn die Zuchtgebietsgrenzen fallen. Fragwürdig auch die Entkopplung der Pferdezucht von der „Scholle“: Viele der Probleme, mit denen sich heute Verdener Seminare befassen, hätten wir gar nicht, wenn die Zucht nicht bereits so weit von ihren Wurzeln weggerückt wäre.
Kein Landwirt der klaren Verstandes ist, käme von sich aus auf die Idee, Grünland einseitig mit Pferden beweiden zu wollen – der Parasitendruck liegt ja als nur eines von vielen sich daraus ergebenden Problemen auf der Hand. Wer zwischen bockenden Schwarzbunten und bellenden Dorfkötern aufwächst, vielleicht sogar sonntags noch mal angespannt wird, braucht keine Gelassenheitsprüfung oder jahrelange Bodenarbeit um sich als verlässlicher Partner auszuweisen.
Köhne spricht in seinem Beitrag die MwSt-Problematik an. In unserem Land, ist es gewollt, dass ein Liter Vollmilch weniger kostet als ein Liter Mineralwasser. Über Jahrzehnte wurde der Landwirtschaft an allen Fronten das Wasser abgegraben. Seit Brüssel kennt die Regulierungswut bekanntermaßen keine Grenzen mehr. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Betriebe umgesattelt haben: Oma steht im Bauerncafé, die jungen Leute kümmern sich derweil um Hofläden und Maislabyrinthe.
Daneben wurde umfangreich in Pensionspferdehaltung oder Pferdezucht investiert. Das ganze nennt sich Strukturwandel und hat dazu geführt, dass im ganzen Land schmucke neue Anlagen entstanden sind bis – April,April – im vergangenen Jahr die steuerliche Katze aus dem Sack gelassen und damit öffentlich die Demontage des Pferdes als landwirtschaftliches Nutztier eingeläutet wurde. Groß und in Farbe prangt das Logo einer bekannten Textilhandelskette kommentarlos oben rechts auf einer ganzseitigen Anzeige des Landgestüts. Ist züchterische Kompetenz jetzt eine Frage der richtigen Bekleidung geworden? Nichts gegen moderne Formen des Sponsoring, aber es sollte schon transparent zugehen. In der gewählten Form bleibt für den Normalleser völlig unersichtlich welcher Art die Kooperation ist, ob und wie sie mit dem beworbenen Produkt (Ponyhengst) in Verbindung steht. Ist es nicht schlimm genug und ein Verfall unserer Zuchtkultur, dass Privathengste zwischen panierten Hähnchenteilen beworben werden und es breiter Proteste bedarf, damit kein hemmungslos geschöntes Bildmaterial zu Werbezwecken verwendet wird wie 2003 mehrfach geschehen?
Wir dürfen gewiss sein, dass die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes auf Pensionsentgelte nur der Anfang war. Am Computer gibt es für solche Fälle von „Blackout“ einen Reset-Knopf. Aber was tun mit Politikern aus Fleisch und Blut?
Hier wäre eine härtere Interessenvertretung wünschenswert gewesen. Gleiches gilt für die Kürzung der Züchterprämien, die uns im gleichen Hauruckverfahren übergestülpt wurde und ein wenn auch nur symbolischer Faustschlag ins Gesicht eines jeden Züchters ist. Angesichts eines hoch mit Geld und ganzen Fahrzeugflotten dotierten Spitzensportes einerseits und zahlreicher sich wegen der gestiegenen Kosten vom Turniersport abwendender Breitensportler andererseits müssen wir uns fragen wo der reiterliche Nachwuchs herkommen und wer unsere Zuchtprodukte im Amateurbereich – nach wie vor der Basis jeden Sports - vorstellen soll.
Vielleicht hätten ein paar publikumswirksam abgekippte Fuder Mist nach französischem Modell hier mehr bewirkt als die Gespräche von denen in der Fachpresse zu lesen war und bei denen – man muss es leider so sagen – neben Schadensbegrenzung nur das ungute Gefühl herausgekommen ist, dass das nur der Anfang vom Ende war.
Unser Verband kann in vielerlei Hinsicht als vorbildlich gelten und verfügt neben hocheffizienten Leuten in der Führung wie der Basis nach wie vor über unvergleichliche Stutenstämme. Wir sollten dafür Sorge tragen, dass die Identität des Hannoveraners gewahrt bleibt gerade weil wir uns damit von anderen Zuchtgebieten abheben können. Der andere Weg wäre eine konsequente Verabschiedung von den althergebrachten Zuchtgebieten hin zum einheitlichen ‚Deutschen Sportpferd’. Das PHS hat sicher seine Berechtigung und zeitigt sichtbare Erfolge, wird seinem Namen aber nicht gerecht, denn liest man die Ergebnisliste des jüngsten Freispringwettbewerbs quer so erschließt sich, dass von 114 Absolventen nicht mehr als 57 von Hannoversch gebrannten Vätern abstammen. Blickt man in die zweite Elterngeneration wird es noch dünner: Ganze 21 von 114 aufgeführten Freispringbewerbern lesen sich in den ersten beiden Generationen zumindest väterlicherseits fremdblutfrei.
Unser Kernzuchtgebiet sollte exklusiv bleiben, nur dann lässt sich die „Marke Hannoveraner“ weiterhin glaubwürdig verkaufen. Es ist gut, dass dem internationalen Interesse an der Zucht des Hannoveraners mit der Schaffung eigenständiger Zuchtverbände Rechnung getragen wird. Es sollte aber eine klare Differenzierung zwischen Hannoveranern aus externer Produktion und Ur-Hannoveranern „made in Niedersachsen“ geben. Prekär genug, dass hochfrequentierte Hengste hier aufgrund biologischer Gesetzmäßigkeiten nur begrenzt erhältlich sind, während zeitgleich TG derselben Hengste namentlich ins außereuropäische Ausland verkauft wird. Im Extremfall landet selbiges dann in einer beliebigen Pintostute, deren Nachwuchs auf dem lokalen Markt dann gern als Warmblut deklariert angeboten wird und somit zumindest formal in Konkurrenz mit unseren eigenen Produkten tritt. Ein echtes Bresse-Huhn kann per definitionem nicht aus Akkordmast kommen, eine Nordseekrabbe findet man nicht in indonesischen Antibiotikalagunen. Deshalb sollten wir Acht geben, dass nur Hannoveraner draufsteht wo auch Hannoveraner drin ist.
Kareen Heineking-Schütte
PS: Könnte vielleicht erwogen werden, ob man nicht auch Seminare für angehende Pferdekäufer anbieten kann, bei denen diese behutsam über Grundlagen von Pferdehaltung und -ausbildung aufgeklärt werden? Beides scheint nicht mehr Teil der reitsportlichen Ausbildung in Deutschland zu sein, denn in der tierärztlichen Praxis begegnen einem viel zu häufig einstmals viel versprechende junge Pferde, die durch unsachgemäße Haltung und Ausbildung dauerhaft ruiniert werden. Die beste Aufzucht im Züchterhaus, die gründlichste Ankaufsuntersuchung nützt ja nichts, wenn im Käuferstall die einfachsten Grundregeln des Reitens missachtet werden.
Eine andere Seminaridee wären Videokurse für Züchter, denn die Möglichkeiten dieses Mediums bleiben bislang vielen Züchterkollegen völlig verschlossen. Textliche Verkaufslisten auf dem Stand von vor 10 Monaten werden heute vom Käufer allenfalls als Negativwerbung wahrgenommen und mit brauchbarem Bildmaterial illustriert wird auch ein konventionelles Inserat um ein Vielfaches mehr Erfolg haben. Viele Züchter sind guten Willens und senden mir Bänder oder Fotos, die aber oft nicht aussagekräftig sind. Jedes noch so gute Pferd stellt sich dann unvorteilhaft dar.
Wünschenswert fände ich es auch, wenn der Verband der Frage nachgehen könnte, wo die Differenz zwischen gefallenen Fohlen und am Markt angebotenen Drei- und Vierjährigen bleibt. Falls es sich dabei um Aufzuchtverluste bzw. qualitativen Ausschuss handelt, die in der Lebensmittelkette unserer westlichen und südlichen Nachbarn oder nach Euthanasie in der thermischen Aufbereitung landen, sollte mit Blick auf das Ansehen unserer Zucht in der Öffentlichkeit darüber nachgedacht werden, wie diese Ausschussrate reduziert werden kann.
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