Pferdezucht im Wandel…“Sex sells“

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  • quality.horse
    • 08.01.2008
    • 302

    Pferdezucht im Wandel…“Sex sells“

    Es ist wieder soweit, die neue Zuchtsaison steht vor der Tür und das „Hengstkarussell“ dreht sich munter. Vielfach werden die jungen „Herren“ der Schöpfung besprochen, ihre Qualität und mögliches Potential, ihre genetischen Raffinessen, ihre Decktaxen, ob berechtigt oder nicht…

    Die Zeit ist schnelllebig geworden und mir kommt es vor, als sei es die Zucht auch. Eine Frage, die mich umtreibt ist, wohin uns dieser Wandel führt.

    Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ich trauere der Vergangenheit nicht nach und bin für neue Möglichkeiten offen, nutze sie auch,... dennoch erinnere ich mich gerne an Kindheitstage, als mein Vater mit mir zum Hengsthalter fuhr, um eine Stute decken zu lassen. Es gehörte viel mehr dazu, als ein Paket in Empfang zu nehmen. Es gab den einen Hengsthalter des Vertrauens, der sich wiederum massiv in die Auswahl der Stute und des passenden Vatertieres einmischte. Aber vielmehr noch… er versuchte entsprechende Hengste für die „Stutengrundlage“ seiner Kunden zu offerieren.

    Heute, so zumindest mein Gefühl, bedient man sich eher modischen Aspekten. Da spielt z.B. die Farbvererbung eine entsprechende Rolle. Visionär scheint mir die mehrfache Inzucht auf Vererbergrößen wie z.B. Donnerhall dabei auch nicht immer.
    Hengste werden multimedial inszeniert, top vermarktet und mitunter an Stuten angepaart, von denen der Züchter gegebenenfalls nicht einmal den genauen Mutterstamm kennt. Der „bäuerliche“ Zuchtbetrieb steigt währenddessen langsam aus. Die Vermarktung der Fohlen oder später auch Pferde fällt zusehends schwieriger, es sei denn, dass die Nachzucht z.B. entsprechend glänzend im Netz präsentiert werden kann ??!! Marketing ist absolut Thema... "Sex sells"...

    Mich interessiert eure Mission. Nach welchen Kriterien züchtet ihr? Wie wählt ihr einen Hengst aus? Was hat euch bewogen, mit eurer Stute zu züchten? Habt ihr das Gefühl, dass in Generationen gedacht wird ? Seid ihr bereit, züchterische Versuche einzugehen ( Einsatz von Vollblut XX / OX …etc.) ?

    PS: Ich möchte keine Diskussion anstoßen, die in „richtig“ und „falsch“ endet oder gar Meinungen abwertet bzw. herabwürdigt. Den goldenen Weg gibt es eh nicht. Mich interessiert einfach, wo ich stehe…
    www.qualitaetspferde.com
  • Coolness
    • 23.08.2005
    • 2023

    #2
    Ich finde dein Thema, was dich beschäftigt sehr interessant! Da keiner bislang etwas geschrieben hat, werde ich mal beginnen.
    Welche Mission haben Wir? Schwierig. Wir züchten nicht nach modischen Aspekten, weder nach Farbe noch nach "Name". Bislang haben wir einige Hengste genutzt weil wir denken, dass sie "passen". Ein charilan oder Shalimaro hat keine 15 eingetragene NK. Trotzdem, wenn das Gefühl stimmt, wird es gemacht.
    Immer jedoch unter der Berücksichtigung dass es als Stute für unsere Zucht "Wertvoll" ist und als Stute / Hengst Amateurtauglich ist. Wir kennen unsere Stuten, haben sie im eigenen STall am Haus, jeden Tag an der Hand, und 4 von 5 selbst unterm Sattel (gehabt). Stutfohlen stehen gundsätzlich ersteinmal nicht zum Verkauf. Wir züchten nicht für den Fohlenmarkt sondern für den Reitpferdemarkt. (Haben jedoch auchschon Fohlen verkauft) Ziel ist immer ein modernes Sportpferd. Unser Schwerpunkt liegt auf der Springpferdezucht. Wichtig ist uns hier immer der Charakter! Sowie Leistungsbereitschaft und gute GGA. Ich sehe unsere Fohlen immer sehr kritisch, was hat nicht "gepasst" , was ist nicht aufgegenagen. Dann warte ich die Entwicklung ab. Grundsätzlich planen wir unsere Anpaarungen selbst durch Beobachtung/Verfolgung der Enticklung etc, beraten uns jedoch auch mit "unserem Gestüter". Er kennt alle unsere Stuten sowie deren Nachzucht. Dafür bin ich sehr dankbar,denn auch wenn es kein Landbeschäler wird - steht er uns mit Rat zur Verfügung. Er kennt die Stutenstämme fast so gut wie wir Da immer zu Hause besamt wird und ich immer dabei bin, ist es mehr als ein Paket in Empfang zu nehmen Sehe dem "Fohlen-Marketing" kritisch entgegen. Anzupaaren was sich als Fohlen verkauft, wiederstrebt mir. Ist sicherlich ein klasse Nebeneffekt aber nicht mein Hauptziel. Ebensowenig wie die Anpaarung zu gewissen Monaten. ( Für Auswahl April-Aution- die nächste für die Sommerauktion...) Ich habe das Gefühl,dass die ab-Hof-Verkäufe zunehmen. Wir haben letztes Jahr ab Hof verkauft und Züchterfreunde haben vier Fohlen ab Hof verkauft. (Nicht an Schnäpchenjäger)
    Und dies lediglich mit selbstgemachten Fotos und einer ehrlichen Beschreibung.
    Zuletzt geändert von Coolness; 28.01.2014, 17:01. Grund: Ergänzung
    www.hof-bargenkoppel.de

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    • HHaH
      • 09.09.2013
      • 649

      #3
      Sicherlich har sich die Pferdezucht in den letzten Jahren sehr verändert. Zwar gibt es immer noch landwirtschaftliche Betriebe, die Pferdezucht betreiben, aber auch ein großer Teil wird auch durch kleinere Hobbyzuchten (mit 1 - 2 Stuten) ergänzt. Durch die Möglichkeiten von Frischsamen- und TG-Versand entfallen für ein Großteil der Züchter, das Aufsuchen der Deckstationen. Zum einen ist es als positiv zu bewerten, da somit für die Zucht ein weitaus größerer Genpool zur Verfügung steht und man dadurch auch zu schnellerem Zuchtfortschritt gelangen kann. Das Negative daran ist, dass der Züchter oft selbst den gewünschten Hengst nicht tatsächlich live gesehen hat, sondern nur in Prospekten oder Videos, die oft nicht den Eindruck vermitteln, wie wenn man direkt vor dem betreffenden Hengst steht. Auch bei einer hervorragend durchgeführten Hengstpräsentation kann man sich keinen wirlichen Eindruck von einem Hengst verschaffen. Das war früher, als noch im Natursprung gedeckt wurde, sicherlich anders. Jedoch waren dann in der naheliegenden Station vielleicht 2-5 Hengste aufgestellt, wo der Entscheidungsspielraum sicherlich sehr begrenzt war.
      Es hat also alles seine Vor-und Nachteile.
      Ich züchte seit 2000 und bin dazu, mehr oder weniger, wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Durch den Vorteil, dass wir eine Landwirtschaft haben, bot es sich an. Damals versuchte ich für meine Tochter ein passendes Springpferd zu kaufen. Die Guten waren zu teuer und die Preiswerteren waren leider auch einfach mal Mittelmaß (um es nicht noch krasser auszudrücken).
      Nur aus diesem Grund begann ich mit der Zucht, um einfach für den Eigenbedarf etwas Solides zu haben.
      Im Vorfeld nahm ich mir Lieteratur zur Hand, unterhielt mich mit einigen Züchtern und so erfuhr ich ebend, dass gerade die Holsteiner Genetik besonders aktuell ist und hervorragende Springpferde hervorbringt. Gerade Corde, Capitol und Landgraf wurden als besondere Vererber erwähnt. Nun stand damals in Neustadt/Dosse der Hengst Lesotho (Landgraf x Corde) mit guten Mutterstamm 1463, der auch Léperon (Carsten Otto Nagel) herausbrachte und dachte mir, das müßte der richtige Hengst sein.
      Auf der Fohlenschau ein Jahr später war ich natürlich enttäuscht, dass dieser Nachkomme keine Prämie bekommen hatte. Aber gut, konnte ich mit leben. Naja, so gings dann Jahr für Jahr weiter, man informierte sich immer mehr und heut bin ich ein Idealist, der versucht, die Züchter wieder davon zu überzeugen mehr Vollblutströme in die Zucht einzusetzen.
      Ich selber bin damit gut gefahren und habe den Halbbluthengst "Danthes H" v. Dream Dancer xx a.d. Freeholders Filou v. Freeholder gezogen, der in den Jahren 2012 und 2013 der erfolgreichste gekörte Halbbluthengst im Springen in Deutschland war. Habe mich darüber auch schon mehrfach ausgelassen, warum ich diesen Standpunkt vertrete und möchte es deshalb an dieser Stelle nicht ausufern lassen.
      Ich würde mir nur wünschen, dass sich die Züchter wieder auf sich selbst besinnen und sich nicht von Hochglanzprospekten beindrucken lassen.

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      • Sabine2005
        • 17.06.2005
        • 7791

        #4
        Ich Frage mich immer, welche unenddeckte Hengste es vielleicht in Deutschland gibt, wo der Besitzer gar nicht die finanziellen Mittel hat, um diesen Medienwirksam vermarkten zu können.

        Das ganze Promoting ist doch im letzten Jahrzehnt enorm gewachsen.

        Wer kann das finanziell stemmen?

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        • HHaH
          • 09.09.2013
          • 649

          #5
          Und wenn ich meinen Hengst hier anpreise, weil es mich nichts kostet, werde ich noch dumm angemacht, ob ich es nötig habe, dies zu tun. War in einem anderen Thread, es sollte sich also hier keiner angesprochen fühlen. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass die Körkommision vor Bekanntgabe der Körurteile weder Züchter, Besitzer oder Abstammung des jeweiligen Hengstes kennen durfte. Sicherlich würden dann auch mal einige Überraschungen auf den Körplätzen zu finden sein.

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          • Greta
            • 30.06.2009
            • 3921

            #6
            Stimme ich Euch zu Und ich glaube. das es immer mehr unentdeckte Hengste gibt..... Frueher waren die auf die Deckstellen verteilt und bekamen eben die Stuten die ringsum wohnten. Klar wenn ein Hengst als besonders gut angesehen wurde, dann kam er auf eine gute Deckstation... Ich erinnere mich sehr gut daran, weil Suedniedersachsen damals von den Hannos als Sibirien angesehen wurde und wir jedenfalls immer nur den Schrott bekamen...... Aber gut diese Zeiten sind vorbei und heute kommt es ausschliesslich darauf an wem der Hengst gehoert und wie er praesentiertt wird (es muss natuerlich der Richtige Reiter drauf...) Diesen Hengsten rennen dann die Zuechter in Scharen hinterher... Die Hengste die Pech hatten und in nicht so marketingfaehige Haende kamen die fallen halt runter.... Und wie ueberall ist auch in der Pferdezucht eine unglaublich Zentralisierung im Gange (auch wegen schrumpfender Maerkte).... Ich hab ja echt durch Zufall (ich hab eine Stute in die Nachbarschaft vom Brookehouse Stud verkauft) Lancet entdeckt (total durch Zufall, ich hab einfach aus Interesse mal deren HP durchgesehen).... Und dabei fiel mir auf wie unglaublch bestaendig der Hengst Leistung gebracht hat und dann auch noch vererbt hat..... Tja, als mich dann versuchte ueber den Hengst zu informieren bekam ich Aussagen die vollkommen haltlos waren (der Hengst hatte so wenig NK in D das man nicht mal wissen kann was er ueberhaupt vererbt) Aber trotzdem kamen die interessantesten Aussagen.... Eine Besitzerin eines NK postete nach vielen recht negativen Post ein Bild (Video ? Ihrer Stute und das sah echt toll aus, ich fand auch, sie lamentierte auf recht hohem Niveau (beschwerte sich das die Stute nicht schnell genug von M nach S kam.....) ich enteckte dann noch das der Hengst von Verwandten von mir genutzt worden war und die schwaermten in hohen Toenen..... Tja, schliesslich hab ich Ihn fuer meine Stute genommen und bin nun recht gespannt auf das Fohlen, aber immer noch wenn nach Sporterfolgreichen Deckhengsten gefragt wird..... Dieser Hengst wird nie erwaehnt.... Dies hat mir beigebracht welchen Stellenwert das Marketing in der ZUcht hat...

            Und sorry fuer die Abschweifung... Zu meiner Zuchtphilosphie.... ich gestehe, ich gehe durch verschiedene Phasen... Die resultieren aus meiner eigenen Erfahrung, weil ich naemlich eigentlich alle meine Pferde auch selber reite... Und ich willl mich wohlfuehlen, obgleich ich kein Profi bin.... Ich begann als Donnerhallfan, ging dann ueber zur Fohlenverkaufsphilosphie (nach einigen grausigen Erfahrungen mit Pferdekaeufern. Wenn man seine Pferde selber aufzieht und anreitet, dann mag man sie und kann einiges schlecht tolerieren), und bin jetzt soweit nur noch fuer den Eigenbedarf zu zuechten... Dabei will ich trotzdem hohe Qualitaet (naja soweit man das halt so schafft) weil ich auch als Amatuer gerne ein High End Gefuehl habe und auch nicht das Gefuehl haben will, das mein Pferd beschraenkt ist.... Wie meine naechste Phase aussehen wird, kann ich noch nicht sagen... Im Moment warte ich auf mein Fohlen vom verkannten Hengst

            Ach noch etwas, ich war schon immer Blutfan (in meiner Kindheit hatte meine Familie ausschliesslich Halbblueter ) und das ist grad wieder sehr im Vordergrund. Ohne Blut geht bei mir nicht viel. (Lancet ist aus einer Shogun xx Mutter)...
            Allegra von Flake aus der Amica

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            • HHaH
              • 09.09.2013
              • 649

              #7
              Ich will an dieser Stelle einfach nochmal was loswerden, auch wenn´s wieder Mal um meinen Hengst "Danthes H" geht. In der Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Verbände (AGS) stand dieser Hengst in der Erfolgsliste der erfolgreichsten Springhengste in der Turniersaison 2013 an 5. Stelle. Lediglich Leoville (Phillip Weishaupt) Colorit (David Will) Dipylon (Michael Kölz) und noch Baloubet- Nachkomme (Allois Pollmann Schweckhorst) waren vor ihm. Nun bedenke man, welche Startplätze diese Reiter bekamen mit diesen Pferden und nehme sich dann noch einmal die FN Bilanz von Danthes H vor.
              Dann war sowohl beim Schaufenster der Besten in Neustadt/Dosse im Nov. 2013 oder im Rahmen der Süddeutschen Körung in München 2014 (letztes WE) bei den jeweiligen Galaabenden kein Wörtchen über diesen Hengst erwähnt worden. Sonst wird immer gepredigt: "Wir brauchen mehr Blut in unsere Zucht." Da wäre ein passender Anlass gewesen, ohne kostspielige Werbung.
              Stattdessen werden Hengste hofiert, wo man sich teilweise die Frage stellt, wenn ich damit züchte, schaffen wir es noch schneller mit unserer Zucht in die Bedeutungslosigkeit zu gelangen. Das ist es, was mich einfach ankotzt. Wie viele Quaterbacks, Samba Hits oder auch von anderen Verbänden, die sogenannten Starvererber sollen denn noch rumlaufen. Auf´s Springen will ich mich jetzt nicht beziehen, sonst wirds wohl noch kritisch hier. In diesem Sinne ..... ;-)

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              • Angiehol
                • 28.04.2009
                • 1729

                #8
                Eine interessante Frage, nach welchen Kriterien züchtet ihr. Ich gehöre zu den ganz kleinen Hobbyzüchtern.
                Ich bin erst geritten und dann umgestiegen auf die Zucht, weil ich nicht ohne meine geliebte Holsteinerin leben konnte. Mir ist es vollkommen egal, welcher Hengst hochgelobt wird, ich guck mir keine Hochglanzprospekte an.
                Ich nehme erst einmal jedes neue Pedigree total auseinander, jeder Hengst, jede Mutter nach Linien, nach Rittigkeit, nach Art des Springens und nach Nachkommen. Das habe ich für meine Stuten auch gemacht und dann wähle ich den nach meiner Meinung passenden Hengst aus, von dem ich mir vorstellen kann, da wird etwas rumkommen, das ich selber sehr gerne behalten möchte.
                Blüter, Ausländer, ich schaue mir gern alles an. Ich nutze fast immer Junghengste oder eben Blüter, weil ich es einfach sehr spannend finde und bis jetzt gefallen mir unsere Fohlen.
                Dazu höre ich noch gut hin, was andere Züchter alles erfahren haben.
                Wenn möglich schaue ich die zusammengesuchten Hengste an. Und dann entscheidet der Bauch, der muss sagen WOW, richtig schöner Auftritt und umgänglich ist er hoffentlich auch noch *grins*!

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                • Jule89
                  • 26.04.2010
                  • 1217

                  #9
                  Ich kann den Vorschreibern nur beipflichten.

                  Kurz zu unserer Situation: Mein Freund und ich haben im Moment 2 Stuten, davon 1 in der Zucht, 1 im Sport; aus diesem Stutenstamm befinden sich noch 4 weitere Stuten im Zuchteinsatz in der näheren Verwandtschaft (Schwiegervater, Onkel etc.). Der Stutenstamm wird seit 6 (Pferde-)Generationen in der Familie meines Freundes gepflegt. Von diesen 6 Stuten sind 4 mit Staatsprämie, 1 Anwärterin. Es ist Tradition, alle Stuten zumindest eine Leistungsprüfung ablegen zu lassen, auch wenn wir in letzter Zeit mit der Durchführung, der Art des Gerittenseins der Pferde etc. nicht mehr ganz einverstanden sind... Ich selbst bin auf so ziemlich jeder dieser Stuten, ihren Müttern, Großmüttern, sogar Urgroßmutter noch geritten. Wir reiten die Nachkommen unserer Stuten selbst an. Warum züchten wir ausgerechnet mit unseren beiden? Nun, die Stuten stammen aus derselben Mutter, deren Vollbruder in S-Springen erfolgreich war, aus dem Stamm kommen weiterhin viele Turnierpferde, die regional in A/L/M unter Amateuren erfolgreich sind, das bedeutet für uns viel, vor allem hinsichtlich Bedienbarkeit und Einstellung. Interessant ist, dass ich, die ich beide Stuten selbst angeritten, ausgebildet und zur SLP vorgestellt habe, der Staatsprämienstute, die auch die bessere LP abgelegt hat, weniger Leistungsvermögen, Härte und Biss (also Eignung für den gehobenen Turniersport) bescheinige, als der jüngeren. Wiederum interessant finde ich, dass die ältere (also die StPrSt) phänotypisch deutlich blutgeprägter daherkommt als die jüngere, griffigere.

                  Unsere Anpaarungsentscheidungen werden nach folgenden Kriterien getroffen:
                  -ein Stutfohlen könnte zur Weiterzucht behalten werden
                  -der Hengst sollte in den Schwachpunkten der Stute korrekt sein, diese also verbessern, und die restlichen Attribute zumindest erhalten
                  -ich sehe gerne eine gute Oberlinie, mein Freund achtet besonders auf gute Hufe
                  -in den ersten 4 Generationen sollte schon irgendwo Edelblut auftauchen, auch phänotypisch "edle" Pferde sind gern gesehen
                  -die Pferde sollten charakterlich sauber sein (totenbrav bis zum Scheintod müssen sie nicht sein, einfach nur im täglichen Umgang gut zu händeln, unterm Sattel gerne spritzig und leistungsbereit )

                  Da wir auch nur Menschen sind, nun unsere subjektiven Kriterien :
                  - mein Freund hasst Schimmel (warum auch immer...), deswegen werde ich einen Schimmelhengst wahrscheinlich nur dann aufs Tablett bringen können, wenn er wirklich außerordentlich gut ist
                  - mein Freund mag gern typvolle Pferde...wenn er also nen Hengst sieht, der nen Riesenschädel hat, dann ist der mitunter gleich raus, so gut er auch sein mag...
                  - ich bin ein überzeugter Gegner von Jazz und Nachkommen, auch wenn ich selbst noch nie auf einem saß. Ist halt so

                  Es ist mitunter wirklich schwer, sich der Marketing-Maschinerie zu entziehen. So ein professionell geschossenes Hochglanzfoto hat schon was für sich... Man weiß ganz genau, den Auktionspreisen kann man nicht trauen, die ersten Fohlen von Junghengst xyz gehen -anscheinend- weg wie warme Semmeln, und es ist schon verlockend, auf diesen Zug aufzuspringen.

                  Ich stöbere immer viel im Internet und Büchern rum und recherchiere Hengste, Linien etc. Zur Zeit wühle ich mich durch französische Blutlinien, auch sehr interessant...für 2014 steht allerdings erst einmal ein Neustädter Hengst auf dem Plan, weil wir da noch eine Gutschrift haben. Auf der Longlist habe ich aber seit Jahren schon Quattro B, der würde einfach super zu unserer Genetik passen, wie ich finde...

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                  • quality.horse
                    • 08.01.2008
                    • 302

                    #10
                    Gespannt verfolge ich eure Beiträge !! Vielen Dank dafür... :-)
                    www.qualitaetspferde.com

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                    • Coolness
                      • 23.08.2005
                      • 2023

                      #11
                      Zitat von HHaH Beitrag anzeigen
                      Ich will an dieser Stelle einfach nochmal was loswerden, auch wenn´s wieder Mal um meinen Hengst "Danthes H" geht.

                      Sonst wird immer gepredigt: "Wir brauchen mehr Blut in unsere Zucht." Da wäre ein passender Anlass gewesen, ohne kostspielige Werbung.
                      Stattdessen werden Hengste hofiert, wo man sich teilweise die Frage stellt, wenn ich damit züchte, schaffen wir es noch schneller mit unserer Zucht in die Bedeutungslosigkeit zu gelangen. Das ist es, was mich einfach ankotzt. Wie viele Quaterbacks, Samba Hits oder auch von anderen Verbänden, die sogenannten Starvererber sollen denn noch rumlaufen. Auf´s Springen will ich mich jetzt nicht beziehen, sonst wirds wohl noch kritisch hier. In diesem Sinne ..... ;-)
                      Aber leider spricht man nur starke Idealisten mit "mehr Blut" an. Ich selbst finde es auch immer schwierig zu entscheiden, welche Stute zum Blüter soll. Nur aus einer vererbungstarken Stute, mit Sportleistung der Stute selbts oder Familie, und sehr gutem Stamm? Doch das wurde ja schon oft thematisiert. Denn genau diese Stuten gehen eben nicht zum Blüter, zwecks schnellem Verkauf.. So dreht sich das Rad weiter..leider. Ich hoffe jedoch dass diese Züchter in ein paar Jahren das nachsehen haben
                      Sicherlich hast du Recht und es wäre ein guter Rahmen gewesen nocheinmal aufzuzeigen, welche Hengst mitt großem xx Anteil so erfolgreich waren!
                      www.hof-bargenkoppel.de

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                      • #12
                        @ HHaH Was willste denn mit diesem Hengst? Der hat doch Frühlingsball drin, das ist doch sowas von unmodern!

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                        • HHaH
                          • 09.09.2013
                          • 649

                          #13
                          @Coolness: Ich habe mit der Stute verschiedene Anpaarungen gemacht. Aus einem Weideunfall mit Ihrem Vollbruder entstand das erste Fohlen. Die Stute ging mit meiner damals 11-jähr. Tochter eine Reitpferdeprüfung, verletzte sich, würde eingedeckt und seit dieser Zeit ausschließlich Zuchtstute. Ich habe bei Ihr die Erfahrung gemacht, dass je meht Vollblutgene sie zugeführt bekommt, je besser wurden die Nachkommen daraus.
                          @Annemarie: Es gibt Abstammungszüchter und Leistungszüchter. Weiß auch nicht, was an Frühlingsball so unmodern ist. Er hat in Westfalen segensreich gewirkt und sein Sohn Frühlingsbote hat im Brandenburgischen auch eine recht gute Nachucht hinterlassen. Vielleicht solltest Du Dich aber Mal nur allein über die Härte und Leistungsbereitschaft von Freeholder ein Paar Info´s einholen. Dressurausbilder Henning Müller vom Haupt-und Landgestüt Neustadt/Dosse kann Dir sicherlich viel darüber erzählen, denn er kennt den Muttervater von Danthes H, als Fohlen bis zum Reitpferd - bis zum Verkauf. Dieser Hengst war modern in der Typausprägung 6-jährig bis M-Springen erfolgreich und wurde dann verkauft und ging in Westfalen erfolgreich bis Prix Sankt Georg-Dressur. Der Hengst Dream Dancer xx selber ist auch 1989 geboren, war aber bis zum 19. Lebensjahr noch im Sport aktiv und ging bis international S**-Springen. Da gibt es nur wenige Vollbluthengste, die das machen. Heraldik xx war dagegen in nur einem S-Springen platziert und gilt als die Vererberlegende. Ich denke, wenn man dem Blut des Dream Dancers xx eine gerechte Chance gibt, hätte er die Möglichkeit hier neue Maßstäbe zu setzen. Bei bedarf vielleicht auch einfach Mal einige Videos von Danthes H anschauen. Es gibt genügend im Internet und vor allem auf www.clipmyhorse.de , wenn Du Dir dann noch die Konstanz seiner Leistungen in seiner gesamten turniersportlichen Karriere anschaust, dann nehme ich diesen Hengst gern und preise ihn auch gern an. Sicherlich gibt es Hengste, die bereits über 1Mio. Gewinnsumme eingaloppiert haben, aber gerade von diesen Sportlern werden unschöne Bilder schnell aus irgendwelchen Videoarchiven gestrichen. Bei Danthes H will ich nur mal klarstellen, dass er immer unterschätzt wurde und heut hat er von fast 50 S-Platzierungen 24x an 1. bis 3. Stelle gestanden und das zum größten Teil auf internationalem Niveau.

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                          • #14
                            @ H HaH

                            Ich hab doch selbst noch einen mittlerweile 20 jährigen Frühlingsball-Enkel.

                            Kommentar

                            • HHaH
                              • 09.09.2013
                              • 649

                              #15
                              Sorry, hab wohl den Smily übersehen. ;-)

                              Kommentar

                              • Louisiana
                                • 04.12.2012
                                • 335

                                #16
                                Ich darf mich ja noch gar nicht als Züchter bezeichnen. Bin Reiter, habe als Teenie und Studentin schon immer für Züchter (Holstein, Rheinland) geritten, fand Zucht immer mega spannend und habe den alten Herren gerne stundelang zum Thema Vererbung und Zucht zugehört. Bis jetzt habe ich gerade mal zwei selbstgezogene Vierjährige im Stall und eine hochtragende Stute. Das zählt wohl nicht ganz. Aber im Kopf habe ich schon zig-Generationen weiter gezüchtet.
                                Als endlich mein erstes eigenes Pferd im Stall stand war es eine Stute mi 68% XX. Denn schon in Holstein vor 25 Jahren wurde mir eingetrichtert: Mut zum Blut. Meine Lehrstute war eine MarlonXX Tochter.
                                Mein Pferd habe ich direkt von der Züchterin, einer (älteren) Dame, die mit zwei fast reinen Vollblutstuten (Mutter und Tochter) über Jahre mit den verschiedensten Hengsten konstant überdurchschnittliche Nachkommen gezüchtet hat. Ich kenne also die Mutter und Großmutter meiner Stute, den Vater, eine Vollschwester und jede Menge Halbgeschwister. Eines davon habe ich auch als Reitpferd gekauft. So konnte ich feststellen, dass dieser Stutenstamm gewisse Dinge immer kristallklar vererbt: sehr gute Oberlinie, wundervolle Hinterhand, Springvermögen (selbst mit Dressurhengsten angepaart, geht nicht allzuviel kaputt), sehr guter Schritt und Leistungswille.
                                Nachdem dann beide Stuten im Sport ihre Erfolge hatten, kam der Wunsch nach einem Fohlen für den Eigenbedarf.
                                Mein Vorgehen ist eine Mixtur aus Strategie und Intuition - wohl etwas unorthodox. Ich weiß von der Züchterin meiner Damen, dass Trakki Blut sehr gut zu meinen Stuten passt. Holsteiner Blut geht aber auch, es muss nur genug Blutanschluss da sein. Ich wälze also stundenlang die Hengstkataloge, sehe Videos an und düse zu Hengstschauen. Nachzucht ansehen ist auch klasse, aber oft aus so unterschiedlichen Stuten, dass mir der Vergleich schwer fällt. Dann habe ich einige wenige "Hass-Hengste", die nicht im Pedigree auftauchen dürfen: Weltmeyer allen voran. Wenn ich das dann alles runter gekocht habe, der Kopf die Anpaarung passend findet, muss bei mir der Wow-Effekt beim Live-Betrachten des Hengstes kommen. Da hat mich ein mancher schon sehr enttäuscht. Der Wow-Effekt ist dabei Stuten-bezogen. Ich muss das Gefühl haben, dass dieser Hengst zu meiner Stute passt. Dabei lande ich mal bei vielgenutzten "Modehengsten" wie Grafenstolz. Der sah aber einfach genau so aus wie meine Stute - nur als Hengst und größer - und ich wollte ja eigentlich "nur" die Stute wieder haben. Das Fohlen daraus hat alle Erwartungen bisher übertroffen. Mal nehme ich eine Jungsthengst, z.B. "Chambretto", weil der mit seiner Springgeilheit einfach perfekt zur Springgeilheit meiner anderen Stute passt, die im Busch meine Hindernissuchmaschine war.
                                Ich weiß nicht, ob ich mich mit dieser Herangehensweise nicht schon wieder total disqualifiziert habe?

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                                • HHaH
                                  • 09.09.2013
                                  • 649

                                  #17
                                  Also ich finde diese Herangehensweise jedenfalls sehr bedacht und auch sehr logisch. Sehr gut daran finde ich vor allem auch, dass Du Dich dabei nicht dem Dogma des Holsteiner-Verbandes unterwirfst, sondern ebend auch bsp. mit Trakehner-Blut oder ebend Chambretto anpaarst, der ebend gerade nicht vom Verband anerkannt ist, aber wohl ein ganz toller Hengst zu werden scheint. Gerade seine Grundgangarten sprechen eindeutig für ihn, aber auch das Talent am Sprung. Zu wünschen wäre es, dass dieser Hengst von Seiten des Tannenhof´s (leider mehr Dressursektor) so gefördert wird, dass er von den Springpferdezüchtern gut angenommen wird.
                                  Ich hatte auch mal einen Holsteiner Wallach (Akinos x Marlon xx), ein Traum von Pferd und absoluter Sportler. Brach sich leider das Griffelbein, OP geglückt, jedoch dabei möglicherweise mit einem Keim infiziert und an Kolitis X eingegangen innerhalb von 48h. Ich hab geheult wie ein Schloßhund.

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                                  • Louisiana
                                    • 04.12.2012
                                    • 335

                                    #18
                                    @HHaH: Das glaube ich Dir, da hätte ich auch geflennt.

                                    Verbandstechnisch bin ich wohl so eine Art Freigeist. LOL Bin bei den Zweibrückern, weil zwei von drei Stuten (die Mädels mit dem vielen Vollblut) mit den zwei Brücken gebrannt sind. Außerdem ist die Verbandszentrale nur 30 Minuten Autobahnfahrt entfernt. Einerseits fühle ich mich damit wohl, weil die Politik, dass alle Hengste aus Hengstbuch I genutzt werden dürfen, sehr liberal ist. Ich muss also nicht noch gucken, ist der auch süddeutsch anerkannt. Was mich aber wohl echt nervt, ist die Tatsache, dass meine Nachzucht keine Staatsprämie erhalten kann, weil ich nicht in RLP, sondern in Hessen wohne. Das finde ich echt bescheuert. Daher überlege ich immer wieder mal, ob ich zu den Hannoveranern wechseln soll. Aber dann muss ich erst mal die erste Generation komplett nur mit Hanno-Hengsten decken lassen. Irgendwie ja auch blöd...

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                                    • HHaH
                                      • 09.09.2013
                                      • 649

                                      #19
                                      Ein gutes Pferd wird auch ohne Staatsprämie erkannt. Und Hannover ist ja z.Z. wohl ehr zu meiden, bei der Besetzung. Die sind sich doch da alle nicht grün.

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                                      • Milansfrauchen
                                        • 09.01.2014
                                        • 435

                                        #20
                                        Ich finde eure Antworten alle sehr interessant und es tut auch gut zu hören, dass es auch noch anders geht.
                                        Teilweise, wird man als Jungzüchter von dieser Welle um die "First Class" der Hochglanzprospekthengste wirklich weggespült.
                                        Ich finde es sehr erschreckend und stelle es auch manchmal selber bei mir fest, dass viele nur noch mit einem Tunnelblick auf die Zucht schauen.

                                        Gerade als Beispiel: Verkaufsanzeigen. Es fällt immer mehr auf und selbst der ungeübte Blick wird sofort erkennen, was gerade "Mode" ist.
                                        Eure Ansichten finde ich alles für sich sehr gut. Würden alle nur nach Mode züchten, sind wir mit unserer Zucht bald "verloren".

                                        Ein Thema muss ich aber nochmal aufgriefen. Und zwar, dass anpreisen des eigenen Hengstes. Egal ob gekört oder nicht. Warum wird dies so verteufelt? Viele schreien nach neuem Blut, nach etwas frischem, etwas besonderen. Keinem Weltmeyer, Donnerhall und co..
                                        Aber wie? Wenn man gerade als kleines Licht in der Szene überhaupt keine Chance hat mit einem tollen Hengst ins Rampenlicht zu treten.
                                        Ich fände es eine Bereicherung(eine reele Auswahl setze ich natürlich voraus), wenn auch andere Hengste außer die oben genannten Hochglanzprospekthengste angeboten werden würden.
                                        Das es dahingehen auch viele Überschätzungen des eigenen Hengstes gibt und dies wahrscheinlich auch nie so umsetzbar ist, verstehe ich schon. Aber es ist ein schöner Gedanke.

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