Was sagt die abstammung über mein Pferd

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  • cps5
    • 07.07.2009
    • 1607

    #41
    La Luna Bianca (Timmy)

    Eine stark vollblutgeprägte Abstammung, was bereits damit beginnt, dass ihre 3. Mutter Welfenkrone xx eine Vollblutstute ist. Deren dritte Mutter Waldrun xx brachte mit Waidmannsdank xx und Waidmannsheil xx zwei Söhne, die großen Einfluss auf die Zuchten in Hannover bzw. Oldenburg hatten. Aus demselben Stutenstamm der Wally xx wurde später in Celle auch noch deren Enkel Wandersmann xx eingestellt, der aber ohne Bedeutung blieb.

    Wenn ein Züchter sich dafür entscheidet, eine Vollblutstute in die Warmblutzucht einzustellen, hat er dafür in erster Linie zwei Gründe: Zum Einen möchte er die vielseitige Nutzung eines Pferdes betont einbringen. Mit einer Vollblutstute kann er durch Anpaarung an entsprechende Hengste Schwerpunkte auf Dressur und Springen legen, ohne in der Regel den anderen Aspekt des Reitsports nennenswert zu vernachlässigen. Zum Zweiten ist er nicht darauf angewiesen, ob ihm gerade ein passender Vollbluthengst zur Verfügung steht. Dabei weiß ein erfahrener Züchter wie Hermann Rosenbrock auch, dass es vielleicht noch eine Pferde-Generation länger dauert, bis seine Entscheidung voll zur Entfaltung kommt.

    Mit der Anpaarung an den Diskus-Sohn Dupont sind seine Überlegungen ganz klar in Richtung Vielseitigkeit/Springen gegangen. Dupont ist ein Schimmelhengst von Diskus, der nur ziemlich kurze Zeit in Hannover gedeckt hat und dann nach Südafrika abgegeben wurde. Hier lohnt sich ein genauerer Blick auf seine Mutter Peggy.

    Auch Peggy weist eine blutgeprägte Abstammung auf. Ihr Vater Pokal ist ein Halbblüter von Poet xx, der sowohl bei den Trakehnern als auch in Hannover Spuren hinterlassen hat. Pokals Mutter Walddrossel hat mit Waldteufel einen Hengst zum Vater, der wie Gotthard und Agram den stark arabisch geprägten Amateur I zum Muttervater hat, an den auch Pokal in seinem Exterieur erinnert. Peggys Mutter Inka ist eine Tochter des Anglo-Arabers Inschallah x, der hauptsächlich in Oldenburg sehr gut gewirkt hat. Mit Absatz (vom Trakehner Abglanz) und dem Vollblüter Perser xx ist auch die weitere Abstammung blutgeprägt. Perser xx ist der drei Jahre jüngere Vollblüter des für die Hannoveraner Zucht so wichtigen Pik As xx. Die beiden Brüder sind jedoch völlig verschiedene Pferde und haben sich auch unterschiedlich vererbt. Perser xx war bedeutend größer und hatte deutlich weniger Hengstausdruck als der ältere Pik As xx. Es gelang ihm auch nicht, die Vollbluteigenschaften so in die hannoversche Zucht einzubringen wie dies Pik As xx gelungen war. Beide konnten jedoch Springvermögen, das von ihren Partnerinnen eingebracht wurde, gut halten und sogar verbessern. Das könnte an ihrem Vater Mirza II xx liegen, der ein Sohn des großen Blenheim xx war. Interessant ist auch die Mutter von Mirza II xx. Hierbei handelt es sich um die Schimmelstute Mumtaz Mahal xx, die ihrerseits eine Tochter des The Tetrarch xx war. Dieser Hengst findet sich in fast allen Abstammungen von Vollblütern oder Halbblütern wieder, die ihren Weg in den großen Springsport gefunden haben, während er in Dressurabstammungen im Vergleich zu anderen Hengsten eher unterdurchschnittlich vertreten ist.

    Da auch Inschallah x seine Nachkommen mit gutem Springvermögen ausstattete und Absatz das Springvermögen seiner Partnerinnen immer halten konnte, haben wir mit Peggy also ein sehr blutgeprägtes Pferd mit besten Perspektiven für die Weitergabe dieser Spezialveranlagung.

    Zu den aktiven Zeiten der Peggy in den 80er Jahren war man bemüht, Hengsten, die sich einerseits als Springpferdevererber profiliert hatten, aber andererseits wegen verschiedener Schwächen im Exterieur und Interieur wenig gute Nachkommen für die Zucht hinterließen, noch zu einem körfähigen Sohn zu verhelfen, um so die Hengstlinie zu erhalten. Zu diesen Hengsten gehörten Domspatz, der nur durch seinen Diskus vertreten war, und Watzmann. Diskus war selbst ein sehr nerviger Hengst was sich im Nachhinein auch ein wenig aus seiner Abstammung ablesen lässt. Zwar galt sein Vater Domspatz als charakterstark, was er seinen Kindern auch mitgab. Dessen Vater Dömitz I lieferte aber neben Domspatz nur Dominik, der als Vater von Don Carlos einen gewissen Einfluss auf die hannoversche Zucht nahm. Allerdings verdankt Don Carlos sein Leistungsvermögen eher seiner Mutterseite, während Dominik eher für die Temperamentsprobleme, die die Don Carlos-Nachkommenr immer wieder hatten, verantwortlich ist. Der Dominik-Sohn Diakon soll sogar den einen oder anderen Gestütswärter ins Krankenhaus gebracht haben. Diese Linienzucht auf Dömitz I in Verbindung mit den Rittigkeitsproblemen der Alnok-Linie und den mitunter mit viel eigenem Willen ausgestatteten Kindern seines Muttervaters Senat machten Diskus für die permanente Lieferung guter Springpferde zu einem unsicheren Kantonisten. So wurde der sich ohnehin nicht besonders gut vererbende Dupont früh verkauft, und auch mit dem anderen Diskus-Sohn Diadem hatte man wenig Geduld, zumal dieser wegen einer höchst mäßigen HLP und seines unscheinbaren Exterieurs sicher auch nicht stark nachgefragt war.

    Meist wurde Peggy aber an Watzmann angepaart, was neben guten Springpferden auch die Vollbrüder Willem's As I und Willem's As II brachte, die die Hengstlinie letztlich aber auch nicht retten konnten. Bei Watzmann lag die Sache anders als bei Diskus. Hier war nicht das schwierige Temperament das Problem, sondern das Exterieur. Es waren in der Regel große, schwere und oftmals auch lange Pferde, die eine starke Hilfengebung benötigten. Zudem hatten sie eine "lange Leitung" wie es bei solchen Pferden häufiger vorkommt. Seine besten Nachkommen hatte Watzmann mit Töchtern des erwähnten Vollblüters Perser xx, aber auch dies konnte sich wegen der relativ schwachen Durchsetzungskraft von Perser xx als Vererber nicht über Generationen halten. Letztlich war es wohl der kürzere Weg, andere Hengstlinien (z. B. aus Holstein) einzuführen, als die Watzmann-Linie über mehrere Generationen zu modifizieren, so dass deren Mitglieder mit den mittlerweile geänderten Anforderungen an ein Springpferd mithalten konnten.

    Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Peggy mit Watzmann eine Tochter namens Wyoming fohlte, die nach einer Anpaarung an Pilot den Landbeschäler Perpignon fohlte.

    Das war also der Abstecher zur Mutter von Dupont, der nach einer Anpaarung mit der Vollblutstute Welfenkrone xx die Stute Desre lieferte, die Großmutter von La Luna Bianca.

    Fortsetzung folgt.

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    • cps5
      • 07.07.2009
      • 1607

      #42
      Fortsetzung:

      Der Grundgedanke, ein blutgeprägtes Pferd zu züchten, blieb erhalten, als man Desire an Bergkristall anpaarte. Bergkristall entstammt der Anpaarung zweier Halbblüter, nämlich derjenigen des Bolero (v. Black Sky xx) an die Stute Shuna (v. Shogun xx). Damit wird die Abstammung bei oberflächlicher Betrachtung etwas mehr in Richtung Dressur verschoben. Von Bolero war Springvermögen eher nicht zu erwarten, und auch der Muttervater Shogun xx war eher für die Züchtung eines großrahmigen, eleganten Dressupferdes gedacht. Shogun xx entstammt dem Stamm der berühmten Schwarzgold, die als Wunderstute galt und das Deutsche Derby mit dem Richterspruch "überlegen Weile" gewann. Der Begriff wird immer dann verwendet, wenn der Abstand zum Nächstplatzierten so groß ist, dass man ihn nicht mehr in Längen messen kann. Vater von Shogun xx war Tamerlane xx, der für Holstein den eleganten Vielseitigkeits- und Dressurvererber Marlon xx lieferte. Da Holstein sich vornehmlich auf die Züchtung von Springpferden konzentrierte, wurde die Hengstlinie des Marlon xx nach und nach ausrangiert. Dass er eine ganze Reihe Füchse lieferte, was in Holstein damals absolut nicht gefragt war, beschleunigte diesen Vorgang sicher noch. In Hannover erhoffte man sich von Shogun xx mit Sicherheit Ähnliches wie das, was sein väterlicher Halbbruder Marlon xx in Holstein vollbracht hatte. Das klappte dann nur bedingt, weil die Shogun xx-Kinder einen eigenen Kopf hatten und nur Leistung brachten, wenn sie damit einverstanden waren. Was das Springen anbelangt, reichte es immerhin bis zu Anforderungen im Vielseitigkeitssport. Die weitere mütterliche Abstammung von Bergkristall schließt aber Springvermögen nicht aus. Bei der HLP war sein Springen okay - nicht mehr und nicht weniger. Bei seinen Bewegungen wurden aber die hervorragend hebelnde Hinterhand sowie die kraftvolle Bergauf-Galoppade gewürdigt, so dass wohl doch genügend "Saft" vorhanden ist, um einen Sprung nicht von vornherein als Unmöglichkeit anzusehen.

      Halbblut-Anpaarungen, Rittigkeit und Eleganz hatten wir also alles schon und so geht es auch konsequent weiter bei der Anpaarung von La Luna Biancas Mutter Bella Donna (v. Bergkristall a. d. Desire). Sie erhielt mit Lizitant einen Sohn des sehr einflussreichen Vollblüters Lauries Crusador xx zum Partner.

      Lauries Crusador xx ist ein Sohn des absoluten Spitzen-Meilers Welsh Pageant xx, der sich neben dem notwendigen Galoppiervermögen durch eine besonders gute Einstellung auszeichnete. Er lief und gewann seine Rennen vorzugsweise von vorne und war bis zu 2000 m erfolgreich. Die Mutterseite des Lauries Crusador xx war dagegen eher auf Steher-Distanzen spezialisiert, wenn auch mit nur sehr überschaubarem Erfolg. Offensichtlich war der Gedanke bei der Wahl eines des besten Meilers, etwas mehr Biss und Grundschnelligkeit zu erlangen. Das schien auch gut aufzugehen. Dreijährig legte Lauries Crusador xx im guten Stil seine Maidenschaft ab und gewann ebenfalls sehr überzeugend ein Handicap in Lingfield. Er hat ewas mehr von seiner Mutterseite geerbt. Er sieht mit seiner Größe und dem recht leichten Kaliber eher nach einem Steher aus (wobei er die Größe von beiden Elternteilen mitbekommen hat). Seine Eignung für lange Distanzen wird in "Timeform Racehorses", Ausgaben 1988 und 1989,ebenso beschrieben wie die Tatsache, dass allzu weicher Boden ungeeignet für ihn ist - ganz im Gegensatz zu seinem Vater Welsh Pageant xx, dessen beste Distanz 1600 m waren und dem die Bodenbeschaffenheit weitgehend egal war. Seine beste Leistung absolvierte er 4-jährig im Gold Cup in Ascot als Dritter. Einen Monat später startete er im Goodwood Cup, wo er 5. und Letzter wurde. Bei diesem Rennen zog er sich eine Stressfraktur im linken vorderen Mittelfußknochen vor und wurde aus dem Training genommen. Bis dahin hatte er ein GAG von 90,5 kg erreicht, was ihn nicht zum Einsatz in der Vollblutzucht qualifizierte.

      Er kam dann nach Deutschland und wurde letztlich in Celle eingestellt. Lt. Hengstbuch sollen Freispringtests sehr vielversprechend gewesen sein. Anfängliche Zuchtversuche in Holstein wurden allerdings schnell fallen gelassen. Und auch bei den Hannoveranern soll ein Züchter mal geäußert haben, dass man nur einen Laurie springen lassen müsse, wenn man sehen möchte, wie weit ein Cavaletti fliegen kann. Kurzum: Er gilt als Springvernichter.

      Sein Sohn Lizitant stammt aus der Welcome v. Wittinger, einem der vielen Weltmeyer-Söhne. Weltmeyer hatte bei aller Dominanz in seiner Vererbung eine Streuung, wenn es um die Größe geht. Viele seiner Nachkommen gerieten etwas knapp. Hier war dann die Mutter der maßgebliche Faktor. Auch Wittinger war ein relativ kleiner Hengst und die Anpaarung seiner Töchter an Lauries Crusador xx oder einen seiner Söhne war ratsam, da diese Größe vererbten. Insbesondere bei Londonderry schießen die Nachkommen auch schon mal deutlich über das Ziel hinaus. Mit Wittinger und seiner für Weltmeyer typischen Hinterhandaktivität sowie Eisenherz I (als Vater von Eiger I und Großvater von Espri) als MV dürfte Lizitant eine kraftvolle Hinterhand mitbekommen haben. Er selbst ist äußerlich stark von Weltmeyer geprägt.

      La Luna Bianca (v. Lizitant a. d. Bella Donna v. Bergkristall) ist also ein Pferd, das aus einem Vollblutstamm hervorgeht und bei dem die Anpaarungen immer wieder an blutgeprägte Pferde, gerne Halbblüter, erfolgte. Ich hatte hier bei dem Link mit der Anpaarung auch ein Foto der Stute. Ansonsten wäre die Betrachtung vermutlich etwas anders ausgefallen. Auffällig war für mich die charismatische Ausstrahlung der Stute, die sich in ihrer Haltung widerspiegelt. Ich nehme nicht an, dass man sehr lange für das Standbild benötigt hat, um das bestmögliche Foto zu erreichen. Nur solange, bis man die Beine für den offenen Stand in der richtigen Position hatte. Das stolze Selbstbewusstsein brauchte vermutlich keine Plastiktüte oder andere Hilfsmittel, um den Kopf hochzubekommen und die Aufrichtung zu erreichen.

      Ich habe deswegen bei der Dupont-Mutter Peggy so weit ausgeholt, weil ich denke, dass diese Stute der La Luna Bianca sehr ähnlich gewesen sein könnte. Der arabische Einfluss, der nicht nur durch die Schimmelfarbe, sondern auch in der Körperhaltung und dem ganzen Gesichtsausdruck zum Tragen kommt, dürfte entscheidend von dieser Stelle kommen. Durch die häufige Verwendung von Vollblut nicht nur durch den Mutterstamm von La Luna Bianca, sondern auch in den nachfolgenden Anpaarungen hat die Sensibilität beibehalten, eher noch verstärkt. La Luna Bianca dürfte bei allem Selbstbewusstsein eine sehr sanftmütige Stute sein, die auch so behandelt werden möchte. Grobheiten kann sie nicht einordnen und wird darauf nervös und hektisch reagieren und am Ende, falls sich das nicht gibt, auch endgültig dicht machen. Das ist ein Pferd, das, falls es sportliche Ambitionen gibt, besser nur bei einem Reiter bleibt und nicht in Beritt gegeben wird. Falls eher der Freizeitspaß im Vordergrund steht, kann man dagegen jeden an sie heranlassen, der halbwegs gefühlvoll mit einem Pferd umgehen kann. Ohne Leistungs- und vor allem Zeitdruck ist sie menschenbezogen und natürlich ausdauernd und lernbereit genug, alle möglichen Dinge zu unternehmen. Das kann vom Vereinspferd bei einem gut geführten Verein bis hin zum Familienpferd alles sein. Natürlich auch für die Zucht interessant.

      Falls sie an einen sehr guten Reiter mit viel Verständnis und Kenntnis über die Psyche eines Pferdes gerät, kann es vor allem in der Vielseitigkeit sehr weit gehen. Denn die Grundgangarten reichen für höhere Dressurzwecke, das Springen in jedem Fall für die Anforderungen an ein Vielseitigkeitspferd und Ausdauer, Aufmerksamkeit sowie Galoppiervermögen sind für das Gelände geradezu prädestiniert, auch wenn sie dafür etwas größer als Idealmaß ist.

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      • Timmy
        Timmy kommentierte
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        Lieber cps5, vielen herzlichen Dank für diese tolle Exkursion über mein Pferd. Bei dieser "prachtvollen" Historie lässt sich für mich doch vieles heraus lesen. Ich habe die Stute dreijährig gekauft ( Foto) und habe sie seit sieben Jahren kontinuierlich zum Dressurpferd ausgebildet. Vor zwei Jahren dann der erste Turnierstart von insgesamt 10 L-Dressuren mit Plazierung und letztes Jahr 7 Turniere in M-Dressur. Die Stute ist ziemlich schwierig und definitiv kein Amateurpferd....leider denn ich bin einer...Sie ist sehr sehr übereifrig lernt sehr schnell und will dann am liebsten alles gleichzeitig machen und kann nicht abwarten bis die eigentliche Hilfe kommt. Zumal ist sie sehr an ihrer Umwelt interessiert und braucht unsagbar viel Geduld. Wenn diese Höhen und Tiefen, die manchmal Monate andauern überwunden sind, kann ich mir kein besseres Pferd vorstellen. Knackpunkt um weiter zu kommen waren die fliegenden Wechsel. Einmal gelernt wollte sie diese an jeder erdenklichen Stelle springen wenn mann nur mit dem Zeh gewackelt hat. Desweiteren war sie nach den Wechseln "so durch den Wind" das man eigentlich nur noch auf die Rennbahn mit ihr konnte. Gott sei Dank habe ich den besten Ausbilder der Welt den man sich nur vorstellen kann und der als einziger mein Pferd auch reitet. Mit seiner Hilfe habe ich es nun geschafft so halbwegs eine Balance zu bekommen und es wird immer besser. In Punkto Springen hast du im Übrigen auch recht. Hier hat der Sohn des Ausbilders, ebenfalls ein sehr gefühlvoller und toller Reiter, Luna im Springen ausgebildet. Sie ist wenn ich das so sagen kann eine "Springsau" und geht einen M-Pacour mühelos. Alles in allem wird es nicht langweilig mit ihr und ich hoffe meinen großen Traum einmal S-Dressur zu reiten sich verwirklicht.
        Liebe Grüße und nochmals vielen Dank!
    • cps5
      • 07.07.2009
      • 1607

      #43
      Nur für mich als Überblick, wie es weitergeht:

      - Fideralla (Calliope)
      - Pegaz (Juno)
      - Sternentänzerin (May) - ja, an die Mutterseite erinnere ich mich.
      - Heliodore (May)

      Michse, hast du einen Link für mich? Ich rolle die Abstammungen normalerweise lieber von etwas weiter hinten auf.

      - Alessia Sue (Hui Buh)
      - Kora Mae (Usebina)
      - Silence (Eike)
      - Zauberkrone (Scara Mia)

      Wenn ich Jemanden übersehen habe, bitte melden.



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      • juno
        juno kommentierte
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        oh da bin ich schon sehr gespannt! ich stelle schon mal den polnischen Wodka kalt für die "Ergüsse" zu meinem Pegaz!
    • michse
      • 21.12.2016
      • 2

      #44
      Hallo cps5,

      kannst Du damit etwas anfangen? ich habe dir die Abstammung von der Mutter, über die ich leider im Netz überhaupt nichts finden konnte als Anhang hochgeladen

      Gaylord328 von Granikos aus der Caprice von Charmant AA

      Granikos: https://www.horsetelex.de/horses/search?q=granikos&s=&ds=

      Caprice stammt ab von Charmant AA Mutter von Caprice ist Goldi von Goldlack aus der Ranke

      Angehängte Dateien

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      • cps5
        cps5 kommentierte
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        Ja, damit sollte ich klar kommen. Dann kommt Caprice also zwischen Mays Heliodore und Hui Buhs Alessia Sue.

      • michse
        michse kommentierte
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        Vielen lieben Dank, ich freu mich riesig etwas über die Abstammung von meinem Pferd zu erfahren.
    • cps5
      • 07.07.2009
      • 1607

      #45
      Fideralla (Calliope)

      Auch Fideralla kommt aus einem Vollblutstamm, nämlich aus demjenigen der Cresta Star xx, mit dem das ehemalige Forums-Mitglied carlo intensiv gezüchtet hat. Für sie bzw. die Nutzung von Vollblutstuten in der Warmblutzucht gilt das Gleiche wie bei La Luna Bianca.

      Cresta Star xx wurde bevorzugt an Seeadler angepaart, neben Sixtus und Vivus der dritte bedeutende Sohn des Leistungsvererbers Habicht, der leider relativ früh verstarb. Während Vivus in erster Linie Springpferde machte und Sixtus für alle Disziplinen Nachkommen lieferte, brachte Seeadler vor allem gute Reit- und Zuchtpferde für Dressur- und Vielseitigkeitszwecke. Seine Stammmutter und zugleich Ur-Großmutter war die Treckstute Schwindlerin, deren Stamm noch immer existiert, aber zwischenzeitlich bedenklich schmal geworden ist. Schwindlerin war von eisenharter Konstitution und wurde 27 Jahre alt, wobei sie in ihrem letzten Lebensjahr noch die Stute Schwindlerin II zur Welt brachte. Ihr Goßvater väterlicherseits ist der Trakehner Ararad. Auch ihr Muttervater Paradox xx war in Trakehnen aufgestellt und gehörte zu den letzten Vollblütern vor der Flucht. Sie hinterließ einige Töchter, die dem Stamm zwischenzeitlich zu einer beachtlichen Kopfzahl verhalten. Die vollblutgeprägten und harten Pferde mit den markanten und ausdrucksstarken, aber nicht so hübschen Köpfchen waren damals allerdings nicht in Mode, vor allem dann nicht, wenn man einen Trakehner haben wollte. Auch waren die Pferde dieses Stammes oftmals spätreif und zeigten sich im Alter von drei Jahren nicht so günstig wie andere Pferde in diesem verkaufsrelevanten Alter.

      Seeadler hätte diesem Stamm sicher zu mehr Anerkennung verhelfen können, aber dafür lebte er nicht lange genug. Er musste 12-jährig wegen eines Wirbelbruchs getötet werden. Mit Cresta Star xx brachte er die Stute Simona, die den Trakehner Halbblüter Consul (v. Swazi xx) Partner erhielt. Dies bedeutete, dass der bisherige Weg, der englisches Vollblut und über den Habicht-Vater Burnus etwas arabisches Blut mit demjenigen der Trakehner Rappherde kombinierte, erhalten blieb. Habichts Mutter Hallo (v. Goldregen a. d. Handschelle) entstammte dieser Rappherde ebenso wie Schwindlerins väterlicher Großvater Ararad und Consuls Stammmutter Corrida.

      Die Stute Cara Amade, die der Anpaarung der Simona an Consul entstammte, ist ein hochelegantes Pferd im großen Rahmen mit sehr gutem Typ und auch einem sehr schönen Gesicht. Sie schlägt damit deutlich nach ihrer Mutter, denn ihr Vater Consul vererbte sich durchaus etwas herber, was dem vorherrschenden Typ der Trakehner Rappherde auch entsprach. Seine Größe und den dazugehörigen Rahmen hatte er zweifellos von seinem Vollblutvater Swazi xx mitbekommen, Die Vererbungsleistung von Swazi xx war letztlich enttäuschend, denn außer Consul konnte er für die Trakehner Zucht nichts Bedeutendes liefern. Consul selbst dagegen brachte eine Reihe guter Dressurpferde, gekörte Söhne und die eine oder andere gute Zuchtstute, zu der eben auch Cara Amada gehörte.

      Wie fast alle Pferde, die einem Vollblutstamm entspringen, steht auch hier die Vielseitigkeit im Vordergrund. Mit Heraldik xx und Amatcho (v. Matcho x) erhielt Cara Amada in der Regel auch Hengste, die der Züchtung eines Vielseitigkeitspferdes entgegenkamen. Nach einer Anpaarung an Amatcho fohlte sie den gekörten Canzler. Aus dem Stamm der Cresta Star xx kommt zudem der vielseitig orientierte Schecke Camaro, der zwar nicht unbedingt Pferde für den Spitzensport liefert, dessen Nachkommen aber sehr beliebt bei Reitern sind.

      Nachdem sich die Nachkommen der Cara Amada eher für die Dressur als für Vielseitigkeitszwecke anboten, wählte man nach den Versuchen mit Heraldik xx und Amatcho dressurorientierte Hengste. Der erste war dabei der Westfale Fidertanz. Ich nehme an, der Bewegungsablauf der Nachkommen der Cara Amada ließ hinsichtlich der Tragkraft und der Aktivität der Hinterhand den einen oder anderen Wunsch offen. Dafür war die Weitergabe eines im großen Rahmen stehenden Pferdes mit allen wünschenswerten Reitpferdepoints, die man von einem blutgeprägten Pferd erwartet gesichert. Es wurde also ein Hengst gesucht, der die Hinterhand und ihre Tragkraft verbessert. Zur Zeit der Anpaarung im Jahr 2006 waren die W-Linie des Weltmeyer und die F-Linie des Florestan hierfür besonders prädestiniert. Auch De Niro hätte man sich sicher vorstellen können. Letztlich fiel die Wahl auf Fidertanz. Dieser hat zwischenzeitlich auf höherer Dressurebene eine gute Eigenleistung bewiesen, was damals bei der Anpaarung an Cara Amada allerdings noch nicht bekannt war. Auch sein Vater ging bis Grand Prix in der Dressur. Der Muttervater Ravallo aus der Hengstlinie des unter Fritz Ligges im Springsport und auch als Vererber erfolgreichen Ramiro und die wichtigen Hengstlinien der Leistungsvererber Frühling und Romadour II in der weiteren Abstammung waren vor allem im Hinblick auf den Rittigkeitsaspekt sehr gern gesehen. Danach geht es über den früh nach Schweden verkauften Hartung wieder auf Trakehner Blut zurück.

      Fideralla hat eine Abstammung, die zunächst einmal gesundheitliche Härte verspricht. Ihre Hinterhand-Aktivität dürfte mittlerweile auch höheren Ansprüchen genügen. Das mit dem sicherlich immer noch vorhandenen Temperament und der entsprechenden Gehlust kombiniert, gibt gute Perspektiven für einen Einsatz in der Dressur. Nicht ganz so sicher bin ich mir bei dem heute so gewünschten Vortritt. Da Consul sich eher im Sinne seiner Mutterlinie vererbte als seinen relativ schwach vererbenden Vollblutvater Swazi xx durchkommen zu lassen und Fiderallas Vaterseite äußerst wenig Vollblut aufweist, könnten hier hinsichtlich der Schulterfreiheit Wünsche offen bleiben. Das Erlernen der Lektionen wäre sicher kein Problem. Auch als Lehrpferd scheint mir Fideralla gut geeignet. Ich denke, dass sie genau die richtige Mischung aus Sensibilität, Gehlust und und in sich selbst ruhendem Temperament dafür hat.

      Auf jeden Fall ein dankbares Pferd für einen Reiter, weil es im Unterhalt nicht zu viel kosten wird, was den Tierarzt betrifft - wenn nicht gerade ein Unfall passiert ist. Auch für Krankheiten wird sie nicht sonderlich anfällig sein.

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      • cps5
        • 07.07.2009
        • 1607

        #46
        Pegaz (juno)

        So, dann versuche ich mich mal an diesem Burschen.

        Die mütterliche Abstammung seiner 4. Mutter Deklaracja ist unbekannt. Sie stammt vom polnischen Anglo-Araber Damil ab. Eine gewisse Härte ist im Grunde allen polnischen Pferden eigen. Bedingt durch die Gegebenheiten in der Landwirtschaft sind sie auch zähe Typen eines leichteren Schlages. Bei einer Stute, die zumindest zur Hälfte über ihren Vater Vollblut führt, dürfte das erst recht gelten.

        Deklaracja ging zu dem Hengst Historyk, der in väterlicher Linie direkt auf den Trakehner Portius (geb. 1934) zurückgeht. Portius verbindet über seinen Vater Ararad und seine Mutter Porta die beiden besten Söhne des englischen Vollblüters Perfectionist xx miteinander, nämlich Jagdheld als Vater von Ararad und Tempelhüter als Vater von Porta. Die Frage, ob Jagdheld oder Tempelhüter der bessere Vererber war, wurde damals heiß diskutiert. Natürlich ist Tempelhüter der eindeutig bekanntere Vererber. Es gab viele Züchter, die meinten, Jagdheld wäre der bessere Vererber gewesen, hätte aber im Vergleich zu Tempelhüter die weniger guten Stuten bekommen. Dies wurde auch von der Gestütsleitung bestätigt, die in Tempelhüter wegen dessen Mutterlinie als den geeigneteren Lieferanten für hochwertige Zuchtstuten und Beschäler ansahen, wogegen der härtere Jagdheld eher bekannt war für die Lieferung leistungsstarker Sportpferde. Letztlich waren beide Hengste sehr gute Vererber und konnten sich insbesondere auch gut ergänzen. Besonders deutlich wurde das bei der Passeranpaarung des Pythagoras (v. Dampfroß a. d. Pechmarie v. Tempelhüter) an Stuten des Ararad (v. Jagdheld), eine Kombination, die vermutlich in ihrer Bedeutung für die Gesamtzucht gar nicht abzuschätzen gewesen wäre, wenn nicht der Zweite Weltkrieg dazwischen gekommen wäre.

        Portius gelangte offensichtlich in polnischen Besitz. Über seinen Sohn Greschnik und dessen Sohn Hamilton a. d. Hamadine, einer Tochter des Hunnenkönig, die ihrerseits über Ararad (als Großvater von Hunnenkönig) und Polarstern als Vater ihrer Mutter Amadine das Blut der Gurdzener Rappherde führte, war er Ur-Großvater des Historyk.

        Historyks Tochter Hiperbola (a. d. Deklaracja) wurde ihrerseits zu dem Anglo-Araber Baron gebracht, dessen Abstammung mir mittels fehlender Kenntnisse über die Anglo-Araber-Zucht nichts sagt.

        Die Verbindung des Baron mit der Stute Hiperbola brachte die Stute Beatrycze. Für sie wurde als Partner der polnische Trakehner Pamir ausgewählt. In dessen Abstammung wechseln sich Vollblut (in erster Linie arabisches) und Einflüsse des Hauptgestüts Trakehnens (vor allem der Rappherde) ab. Insbesondere findet man auch hier Portius sowie die Kombination zwischen Hunnenkönig und Polarstern.

        Diese Kombination des anglo-arabischen Vollbluts mit Blutlinien aus dem Hauptgestüt Trakehnen wurde auch bei Pegazs Mutter Pagoda fortgeführt, indem sie zu Paszkwil gebracht wurde. Auch hier wird der Einfluss des Hauptgestüts zunächst wieder über die Rappherde vertreten, und zwar über Paszkwils MMV Ciecieruk, der selbst ein erfolgreiches Springpferd war und polnischer Meister wurde. Über seine Mutter Cma ist Ciecieruk ein Enkel der noch in Trakehnen geborenen Rappstute Ketzerin, die wie Portius von Ararad stammte. Im Supplement zum Trakehner Stutbuch Band VI wird Ketzerin wie folgt beschrieben: "Reichlich große über viel Boden stehende Stute. Kopf nicht schön. Hals, Widerrist und Schulter ziemlich gut. Vordere Fessel und Winkelung der Hinterhand gut. Gang vorzüglich." Die 1934 geborene Ketzerin kam mit der Herde des Hauptgestüts nach der Flucht bis Perlin in Mecklenburg-Vorpommern. Von dort wurde sie im Rahmen der Reparationsleistungen nach Russland verladen und kam ins russische Staatsgestüt Kirow. Dort traf sie auf den Trakehner Fuchshengst Termit (u. a. Vater von Abglanz), mit dem sie die Stute Cma lieferte, die dann nach Polen verkauft wurde. Ketzerin führte in den ersten drei Generationen zweimal Jagdheld und einmal Tempelhüter, was eine dreifache Linienzucht auf Perfectionist xx bedeutet. Ihr bekanntester Nachkomme war der Fuchshengst Keith (v. Pythagoras), der als letztes in Trakehnen geborenes Pferd im Alter von weit über 30 Jahren verstarb und so auf eigene Weise eine gewisse Berühmtheit erlangte. Als Vererber hinterließ Keith leider nicht so viel, was auch darauf zurückzuführen sein dürfte, dass er besser hätte angepaart werden können. Zudem war bei seinem harten, vom Vollblut geprägten Temperament nicht in erster Linie die Lieferung von Dressurpferden zu erwarten, auf die die Trakehner nach und nach (auch durch eigenes Verschulden) reduziert wurden.

        Neben Ciecieruk fällt mir bei Paszkwil vor allem dessen väterlicher Großvater Arlequin ins Auge, der auch Vater des in Oldenburg lange Zeit genutzten Franzosen Zeus ist. Die Nachkommen dieses Hengstes konnten alle springen und waren auch leistungsbereit, galten aber dabei als ziemlich eigensinnig. Grundsätzlich muss man sagen, dass die deutschen Springreiter und französische Springpferde lange Zeit ein Mentalitätsproblem hatten. Während die französichen Pferde selbständiges Mitmachen gewohnt waren und es nicht so sehr schätzten, wenn sich der Reiter ständig mit allen möglichen Hilfen einmischte, legten die deutschen Springreiter Wert darauf, über jeden Galoppsprung absolute Kontrolle zu haben. Glücklich wurde man auf diese Weise nur selten miteinander. Zwischenzeitlich hat sich das etwas angenähert.

        Pegaz, dem man den Anglo-Araber deutlich ansieht, dürfte alles sein - nur kein Dressurpferd. Das liegt weniger an den Grundgangarten (der Trab wird möglicherweise nicht ganz so toll sein) und schon gar nicht Lernbereitschaft und -vermögen, sondern ganz einfach an Gehlust, Temperament und Ausdauer. Springen kann er und galoppieren noch mehr. Wie jedes Pferd mit hohem arabischen Anteil wird er sher menschenbezogen sein und die Zeit seines Menschen noch stärker beanspruchen als dessen reiterliche Fähigkeiten. Bei einer gefühlvollen Hand und einem ruhigen Sitz wird er schon glücklich sein und alles mitmachen.

        Pegaz ist ein Pferd für einen wetterfesten Reiter, der Reiten noch als Outdoor-Sport ansieht. Seine Ausdauer und Härte würde auch für Distanzritte genügen. In jedem Fall kann mit ihm jederzeit Reisen buchen, die Wanderritte beinhalten. Oder eben auf eigene Faust loslegen. Im Grunde würde er nach Frankreich oder Großbritannien und Irland besser passen, wo man tatsächlich endlos galoppieren und nebenbei ein paar Sprünge nehmen kann. Natürlich auch eine Lebensversicherung im Jagdfeld. Auf jeden Fall immer noch ein Pferd, von dessen Rücken aus man die Welt entdecken kann. Von Altersweisheit wird er immer noch deutlich entfernt sein, da kann man dann vielleicht wieder in 7 Jahren anfragen.

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        • juno
          • 26.06.2011
          • 701

          #47
          danke!!!! Du hast ihn sehr treffend beschrieben er ist für einen Anglo-Araber ziemlich groß und ist deutlich von seinem Vater Paszkwil geprägt. Der stammt übrigens von Kwartet AA ( ex Quatour Charriere) ab. Kwartet ist der Vater von Askar AA, der sowohl in der Trakehner Zucht (Halimey Go) und in der AA-Zucht gekörte Söhne hinterließ (Haskar del Chapulin AA). Paszkwil selbst wurde in Gestüt Janow Podlaski gezogen.
          also Pegi ist relativ knochenstark und kräftig im Gebäude und gottseidank nicht so langbeinig wie die heutigen Sportpferde. Was sicherlich auch daran liegt, daß der Aaraber-Anteil bei den polnischen AA isch fast immer aus den Shagya-Arabern kommt, die ja schon eher größer und kräftiger waren, als die ox aus Ägypten.
          Das schwere Blut aus der Gurdszener Rappherde scheint also bei ihm noch durchzuschlagen. Charakterlich ist er das sensibelste, sanftmütigste und menschenbezogendste Pferd, was ich bisher kennengelernt habe. Diese Menschenbezogenheit habe ich bisher nur bei Angloarabern kennengelernt. Er bevorzugt enge Bindungen in der Herde mit max. 3 anderen Pferden, mitdenen er dann kleine Untergrüppchen bildet. Er hat immer ein Und ich glaube auch, en "best buddy" an seiner Seite, mit dem er ständig zusammen rumhängt. Ebenso die Bindung zum Menschen. Er kennt mich, den Stallbesitzer und den Hufschmied. das reicht ihm an Bezugspersonen. Er ist zufrieden, wenn sich alles in geordneten, übersichtlichen Bahnen bewegt. Er orientiert sich stark am Menschen. Fremde Personen verunsichern ihn. Ich habe ihn als Schulpferd im Reitverein kennengelernt; da war er schwer verhaltensgestört, hat um sich gebissen und dabei Menschen oder Kinder so schwer verletzt, daß die ins Krankenhaus mussten. Mich hat er zweimal frontal in der Box attakiert und mit gefletschten Zähnen versucht, mir direkt ins Gesicht zu beißen. Zweimal hat er mich unverhofft in den Rücken gebissen, als ich abgelenkt war; einmal hat er mir beim Versuch mich in der Stallgasse einzuklemmen, die Schulter ausgekugelt.
          Da ich mich mit Anglos durch mehrere Frankreichaufenthalte gut auskenne, habe ich schnell gemerkt, daß er total überfordert war mit der Situation als Schulpferd und nur aus Unsicherheit und Angst heraus so verhaltensgestört war. Beim Blick in den Equidenpass ist mir die Kinnlade runtergeklappt ( ich wusste schon über Kwartet und Arleqiun Bescheid), und obwohl überhaupt kein Pferdekauf geplant war, habe ich ruckzuck ein Kaufangebot abgegeben, Stall mit Weidehaltung klargemacht und zack war das Pferd gekauft. Da war er 11 Jahre alt. Ich habe ihn jetzt 6 Jahre, und es hat aber doch ca. 3 Jahre gebraucht, bis er die Schatten seiner Vergangenheit abstreifen konnte, und zu den sensiblen undliebenwürdigen Pferd wurde, was er heute ist.
          Beim Reiten und generell im Umgang ist es so,dass man ihm gewissen Freiheiten zugestehen muss, sonst wird er grantig. Ich gebe ihm einen Rahmen vor, aber ermuss die Möglichkeiten haben, innerhalb dieses Rahmens eigene Entscheidungen treffen zu dürfen. Wenn das nicht gegeben ist, kommst Du mit ihm keine 500m vom Hof weg.
          Ich glaube auch, daß in diesen Verhaltensweisen, dass oft schlechtere Abschneiden von Trakehner oder anderen (anglo)-arabisch geprägten Pferden im deutschen Kör-bzw. HLP/Sporttestsystem liegt. Diese Pefrde benötigen mehr Freiraum um ihren Charme und Schmelz zu entfalten, bzw. ihre Leistungen zu erbringen. Dressurreiten ist wirklich nicht seine Stärke, obwohl im das Lernen leicht fällt und er neues schnell begreift und abspeichert. Aber er langweilt sich eben auch sehr schnell, wenn immer das gleiche Bahnreiten verlangt wird. Dann sucht er sich Dinge, um den Reiter zu testen und ein bisschen mehr Action reinzubringen. Das kann z.B. eine blühende Blume am Viereckrand sein, oder die Stallkatze die plötzlich auftaucht. Dann reisst er den Kopf hoch und springt fröhliich furzend und buckelnd im Viereck rum
          Das ist auch eine Spezialität von ihm: Reiter testen, ob der es auch ernst meint Dabei bleibt er aber immer kontrollierbar und beherrschbar, und wenn man dann mal die Gerte zu hilfe nimmt und ihm klarmacht, daß wir im Gelände nicht schon nach 1000m umkehren, bloss weil ein Hochsitz umgefallen ist, hat man für den Rest des Ausrittes ein problemloses braves Pferd.
          Gelände ist sowieso sein Ding. Nach einer Stunde wird ererst richtig warm und dann wird er richtig flott, auch bei hohen Temperaturen um die 30-35 grad. Da scheint dann wieder der Aaraber durchzuschlagen, denn wärend normale Warmblüter schon schwitzen und keuchen, hat er noch kein nasses Haar und läuft unbeirrt weiter ( die Warmblüter pfeifen schon aus dem letzten Loch)
          So, das war jetzt aber lang

          Vielen Dank für Deine Charakterisierung, Du hast ihn sehr gut getroffen!

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          • juno
            • 26.06.2011
            • 701

            #48

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            • juno
              • 26.06.2011
              • 701

              #49

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              • cps5
                cps5 kommentierte
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                Wirklich ein charismatischer Junge, dein Pegaz. Bei der Vorgeschichte hat er aber ziemlich viel Glück gehabt. Es gibt nicht viele Menschen, die Geld für die Gefahr wiederholter Körperverletzungen ausgeben. Aber jetzt stehen euch ja noch einige Jahre Spaß bevor. Was deine Meinung zu HLPs und dem Abschneiden arabisch und trakehnerisch geprägter Pferde anbelangt, bin ich bei dir, zumal neben dem Interieur dann auch noch ene gewisse Spätreife dazu kommt. Selbst der Anglo-Araber Silbersee x hatte eine schwache Prüfung abgelegt mit besonders mäßigem Springen.
                Zuletzt geändert von cps5; 16.03.2020, 14:05.
            • isili30
              • 02.08.2011
              • 228

              #50
              Dürfte ich mich auch in die Schlange der Pedigree-Beurteilungen einreihen?
              https://www.horsetelex.de/horses/ped...822129/flash-d
              Das würde mich super freuen. Vielen lieben Dank.

              Das ist ja echt der Hammer was du an Wissen hast cps5 und wie toll du schreibst .

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              • Pferdi
                • 02.04.2019
                • 490

                #51
                cps5 : könntest Du mir noch ein 2. Pferd beschreiben bitte?
                Foundation x Lauries Crusador x World Cup I
                Danke schonmal vorab!

                Zuletzt geändert von Pferdi; 15.06.2020, 18:15.

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                • ganzkleinewolke
                  • 28.12.2011
                  • 945

                  #52
                  Hallo vom stillen Mitleser...
                  Ich reihe mich einmal ein und bin gespannt, was kommt.
                  Meine Stute ist bereits 21 - ich finde wenig über die Verwandschaft.
                  Ihre Ahnen gehen irgendwo auf der Mutterseite in Richtung "Osten" - vielleicht weisst Du ja mehr über diese Linien.
                  Der Horsetelex Link ist wie folgt: https://www.horsetelex.com/horses/pe...1357/lowenherz
                  Freue mich über alles was kommt, auch wenn es dauert

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                  • cps5
                    • 07.07.2009
                    • 1607

                    #53
                    Hallo, an alle. Wird schon werden. Ich bin aber im Moment (wie so viele) im Home-Office. Das Ganze muss sich erst einmal einfummeln. Dann geht es auch hier wieder weiter.

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                    • Obstsalat
                      Obstsalat kommentierte
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                      Hallo cps5.
                      Wenn du mal Zeit und Lust hättest, würde ich dich auch bitten, über meine bereits verstorbene Stute Alegra ein Profil zu erstellen.
                      Wenn du das nicht machen möchtest und dir das zu viel wird, kann ichs auch verstehen und wäre nicht böse

                    • Pferdi
                      Pferdi kommentierte
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                      Ja, das geht es wohl vielen von uns ähnlich. Kein Stress und bleib gesund!
                  • Pferdi
                    • 02.04.2019
                    • 490

                    #54
                    Hier noch der Link zu der Foundation x Lauries Crusador x World Cup I

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                    • Pferdi
                      • 02.04.2019
                      • 490

                      #55
                      Schaffst du hier noch was, cps5? Oder immer noch im Stress gefangen?

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                      • cps5
                        • 07.07.2009
                        • 1607

                        #56
                        Gott, wie die Zeit vergeht! Du hast mich gestern sozusagen aufgeweckt. Ich habe gerade das erste fertig (Mays Sternentänzerin) und schaffe heute auch noch ihr zweites Pferd. Ich hoffe, dass ich spätestens Mitte/Ende nächster Woche alle abgearbeitet habe. Stress ist immer noch da, lässt aber langsam nach. Und mein Heim-Büro ist jetzt auch für private Nutzungen optimiert.

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                        • Pferdi
                          Pferdi kommentierte
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                          Hättest du bitte mal eine grobe Reihenfolge? Hab den Überblick verloren und bin so gespannt :-)
                      • Quaterfan
                        • 30.06.2018
                        • 2

                        #57
                        Wie faszinierend ist das denn?!?!? Bin hin und weg cps5!! Ich mag mich nicht wirklich einreihen, da du noch was anderes zu tun hast und dabei bereits Stress hast. Hin und her gerissen, versuche ich mir einzureden, dass du das ja bestimmt nur machst, wenn die Zeit dann mal passt und weil es dir Spaß macht. Daher traue ich mich doch. Dies ist der Stammbaum meiner Stute

                        Dank dir habe ich schon einiges über Wenzel I lesen dürfen

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                        • Pferdi
                          Pferdi kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          Zu Wenzel findest du auch schon etwas in einem der früheren Beiträge. Absolut lohnenswert, sich mal alles hier durch zu lesen.
                      • cps5
                        • 07.07.2009
                        • 1607

                        #58
                        So, Pferdi hat mich gestern aufgeweckt. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich mich hier so lange nicht geäußert hatte. Ich hoffe, dass ich jetzt alle bis zum Ende der Woche aufarbeiten kann, die hier noch anstehen. Spätestens bis Ende nächster Woche sollten alle durch sein.

                        Juventus' Sternentänzerin (May)

                        Stammstute ist die 1944 geborene Stute Dankeschön III, die auf dem Treckweg nach Westdeutschland kam. Sie war ein ziemlich erfolgreiches Reitpferd und hatte eigentlich nur eine Tochter, die die Zucht weiterführen konnte. Dies war die Rappstute Schönbrunn v. Bento, die gleichzeitig wohl auch so ziemlich das beste Pferd ihres Vaters war, der weder in Hannover noch bei den Trakehnern sehr viel bewirken konnte. Er machte hübsche Reitpferde mit auffallend guten Halsungen, aber darüber hinaus lässt sich nicht viel über seine Vererbung sagen.

                        Schönbrunn kam zu Ortelsburg, einem knallharten, sehr wachen Hengst mit hervorragendem Charakter. Er war bei seiner HLP sehr beliebt, insbesondere im Gelände. Den erstklassigen Charakter gab er ebenso an seine Nachkommen weiter wie seine harte Konstitution. Es ist ein wenig schade, dass er als vielseitig vererbender Hengst der langsam in Mode gekommenen Spezialisierung zum Opfer fiel. Jedenfalls war das in Hannover so. Bei den Trakehnern wiederum gehörte er zu den Hengsten, die halt nicht die hübschen Köpfchen an ein Pferd zauberten. Der Einfluss der Rappherde bei seinem etwas herben Vater Hansakapitän machte sich ebenso bemerkbar wie vor allem der herbe Löwe (v. Markeur), der über die Zucht der Familie Scharffetter sehr viel Einfluss in der ostpreußischen Landespferdezucht nahm und auf den Ortelsburgs MV Löwenruf zurückgeht.

                        Da auch Schönbrunn mit Löwenritt einen Hengst zum MV hat, der auf Löwe zurückgeht und ihr Vater Bento genau wie Ortelsburgs Vater Hanskapitän einen Sohn des Trakehner Rapphengstes Bussard zum Vater hat, dürften sich beide Pferde ziemlich ähnlich gewesen sein: Hart, großrahmig, ausdrucksstark und sehr ergiebig in den Bewegungen.

                        Dies werden dann auch die Eigenschaften sein, die ihre gemeinsame Tochter Schwarzgold ausgemacht haben dürften. Um etwas mehr Schönheit in die etwas herbe Abstammung zu bringen und weil der Trakehner traditionell eine Mischung aus arabischem und englischem Vollblut mit Stuten auf Kleinpferd Basis (Trakehner des Hauptgestüts) bzw. schwererem Warmblutschlag (ostpreußische Landespferdezucht) ist, sollte nun ein Hengst her, der den arabischen Faktor in die Abstammung einbringen kann. Fündig wurde man bei dem Schimmel Meilenstein.

                        Das arabische Vollblut war immer sehr durchsetzungsfähig. So kommt es, dass Meilensteins Stammstute Masliebchen einen deutlichen arabischen Überguss hatte, obwohl sie zwar viel englisches, aber kaum arabisches Blut führte. Diese Familie der Masliebchen dürfte die wohl sensibelste und mit der niedrigsten Toleranzschwelle ausgestattete Familie bei den Trakehnern (und damit möglicherweise in der gesamten Warmblutzucht Deutschlands) sein. Alle Hengste, die aus diesem Stamm hervorgingen, wurden in ihren Beschreibungen anlässlich der HLP mit dem Bemerken versehen, dass sie wegen ihrer Sensibilität sehr gefühlvolle Reiter benötigen. Bei Magister sprach man von einer gewissen Ängstlichkeit. Bei Meilenstein lobte man bei aller Sensibilität die große Leistungsbereitschaft und konstitutionelle Härte. Marduc brachte mal anlässlich eines Schaubilds beim Trakehner Hengstmarkt die ganze Quadrille in Wohnungsnot, weil er deutlich zu verstehen gab, dass er die nicht sehr gefühlvolle Hilfengebung seines Reiters überhaupt nicht schätzte. Ein Jahr später unter Herrn Pläge sah das dann plötzlich ganz anders aus, und Marduc war rehabilitiert. Der letzte Spross dieser Familie, der wegen seiner Meinungsäußerungen zu Stirnrunzeln bei Züchtern und Reitern Anlass gibt, ist der kontrovers diskutierte Millennium.

                        Es fällt auf, dass in den Zeiten, als die Pferde näher an dem Araber dran waren, sich der sensible, unter Umständen auch schüchterne oder ängstliche Aspekt verstärkt zeigte. Je mehr man vom Araber und generell vom Vollblut wegkam, desto "hemdsärmeliger" zeigten sich die Pferde unter dem Reiter mit zum Teil deutlichen Widersetzlichkeiten. Beides ist natürlich für den Reiter alles andere als angenehm. Sowohl bei Marduc als auch bei Millennium (jedenfalls bei den Trakehnern) kann man beobachten, dass ihre beste Nachzucht aus Stuten mit Anschluss an Blut kommen. Diese Pferde sind dann immer noch nicht einfach und lassen sich in keinen Ausbildungs-Stundenplan pressen, aber mit einem gefühlvollen Reiter als Partner können sie strahlen und zeigen ihr Bestes. Ein angenehmer Faktor für jeden Pferdehalter ist dann zudem die gute gesundheitliche Konstitution.

                        Wir haben jetzt mit Schwarze Maja (v. Meilenstein a. d. Schwarzgold) die Großmutter von Sternentänzerin. Sie wurde zu Caprimond gebracht. Caprimond war zu diesem Zeitpunkt acht Jahre und bereits dafür bekannt, dass seine Nachkommen schön zu reiten waren, außerordentlich hübsch waren und sich gut verkaufen ließen. Über seinen Großvater Arogno führt er arabisches Blut (Maharadscha als Arognos Großvater über Flaneur) und englisches Vollblut (über dessen Mutter Arcticonius xx). Caprimonds Vater Karon geht auf den Stamm der Halbaraberin Kassette zurück.

                        Mit Caprimond brachte Schwarze Maja dann die Stute Solitaire, von der May mir verraten hat, dass auch sie noch sehr sensibel ist und bei einer harten Reitweise zur Nervosität neigt. Angepaart an den Mecklenburger Juventus kommen wir nun zur Sterntänzerin, die bei ähnlicher grober Behandlung dann schon eher die Verhaltensweisen an den Tag legt, wie es z. B. Marduc getan hat. Und wer Reiten als Partnerschaft mit dem Pferd versteht, versieht sie mit Höchstnoten in der Rittigkeit - da fragt man sich manchmal, wer hier wen bewertet.

                        Durch die Vaterschaft von Juventus, der über seinen Vater auf Duellant liniengezogen ist und als MV den Trakehner Springvererber Sonnenstrahl im Pedigree hat, dürfte Sternentänzerin gegenüber ihrer Mutter Solitaire eine deutlich aktivere Hinterhand bekommen haben. Dementsprechend sollten ihre Gangarten ergiebiger und mit mehr Schwung ausgestattet sein, was sicher auch der Grund für die Anpaarung war, ebenso die Steigerung der Tragkraft. Den Schmelz wird sie von ihrer Mutter mitbekommen haben, alles in allem eine rundum gelungene Stute.
                        Zuletzt geändert von cps5; 08.06.2020, 22:45.

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                        • cps5
                          • 07.07.2009
                          • 1607

                          #59
                          Heliodore (May)

                          Heliodore geht auf die Original-Trakehnerin Halensee zurück, die als eine der wenigen Hauptgestütsstuten über die Grenze von Mecklenburg.Vorpommern nach Schleswig-Holstein verbracht werden durften, um mit ihnen den Neubeginn der Trakehner Zucht im Westen Deutschlands zu versuchen. Halensee war eine zierliche, im Vollblut-Typ stehende Fuchsstute mit trockenen Gelenken und hervorragendem Geschlechts- und Rassetyp.

                          Einer ihrer Partner war der Fuchshengst Tropenwald, wie Abglanz ein Sohn des in den Kriegswirren im russischen Staatsgestüt gelandeten sehr guten Vererbers Termit. Wie Halensee entstammte er der Trakehner Fuchsherde. Seine Stammstute Tropensonne spiegelte allerdings das deutlich im Rechteck stehende Pferd mit sehr kurzen Röhren wider, das damals als Stutenmodell so gefragt war und gerade in der Fuchsherde wegen des hohen Anteils an englischem Vollblut so zahlreich vertreten war. Die ebenfalls in den Westen Deutschlands verbrachte Blitzrot gehörte auch zu diesen Modellen.

                          Der Gegenpart war dann Halensee, die eher die langbeinige Version des Vollblüters verkörperte und nicht so sehr den großen Rahmen. Ihre Anpaarung an Tropenwald sollte sicherlich beide Typen verbinden, was dann auch bei der gemeinsamen Tochter Harmonie gelang.

                          Mit der Fuchsherde geht es dann auch weiter, indem Harmonie an Altan angepaart wurde, einem Hirtensang-Sohn, der ganz im Sinne der Vererbung seines Vaters und dessen Vorfahren viel Springvermögen weitergab. Da Hirtensangs Mutter Alicante auch das starke Kaliber der Gurdzener Rappherde mitgab, konnte die Stute Harfe (v. Altan a. d. Harmonie) ziemlich schnell an die Anforderungen an ein größeres Pferd für größer werdende Reiter angepasst werden. Als Partner erhielt sie den Vollblüter Prince Rouge xx, der ein sicherer Garant für Größenvererbung war und dabei seinen Vollblut-Adel ebenfalls gut mitgab. Insbesondere seine Töchter waren von herausragender Klasse.

                          Für Harda wurde Grimsel als Partner ausgewählt. Grimsel war ein Sohn der hoch angesehenen Halbblutstute Griseldis (v. Pindar xx, der sich bei den Trakehnern deutlich nützlicher einbrinken konnte als bei den Hannoveranern). Griseldis war wegen ihrer Bewegungen und ihrer Ausstrahlung eine hocherfolgreiche Schaustute und auch eine erfolgreiche Hengstmutter. Leider wurden die beiden Vollbrüder Gelria und Grimsel (beide vom Abglanz-Sohn Kassio) verkannt.

                          Gelria ging als Leihhengst nach Celle und wurde dort nicht gemäß seiner eigentlichen Stärke (Springen) angepaart. Man hatte sich wohl von ihm einen zweiten Abglanz erwartet (schließlich war er ja ein Enkel von ihm), aber wegen seines ostpreußischen Mutterstammes, der eben auch deutlich schwerere Wirtschaftsschläge enthielt, konnte er den Ersatz-Vollblüter, den der Original-Trakehner Abglanz darstellte, nicht geben. Und für das Springen waren damals in Hannover andere Hengste zuständig.

                          Grimsel blieb bei den Trakehnern. Im Gegensatz zu dem typvolleren Gelria wurde er vielleicht nicht unbedingt verkannt. Nur war sein Typ zu der Zeit leider nicht gefragt. Mitte der 70er konzentrierten sich viele Züchter, die Trakehner nutzten auf ein idealisiertes Pferd im Sinne einer Herbstgold, ohne so recht zu wissen, was sie da eigentlich taten. Der bunte Fuchshengst Grimsel mit seinem Springtalent passte absolut nicht in das Schema und wurde sträflich vernachlässigt.

                          Ganz von der Bildfläche verschwand er dann aber doch nicht. Sowohl Familie Langels vom Gestüt Hämelschenburg als auch das damalige Trakehner Verbandsgestüt Birkhausen nutzen ihn bzw. Nachkommen von ihm. Eine seiner guten Töchter war dann die aus der Harda gezogene Harpune II. Für sie wurde der Donauwind-Sohn Matador ausgewählt.

                          Bei dem rappfarbenen mit gutem Rasse- und Geschlechtstyp ausgestatteten und zudem im großen Rahmen stehenden Matador gab es das Phänomen, dass seine Töchter deutlich besser waren als seine Söhne. Zahlreiche Töchter brachten stark genutzte Söhne (z. B. Miami mit Michelangelo und Monteverdi oder Helena mit Hohenstein). Mit Harpune II lieferte er die Stute Hama, die Stammstute im damals neu gegründeten Gestüt Gorlo wurde.

                          Bei Hama machte sich offensichtlich neben dem vollblütigen Überguss der Stammstute Halensee das Springvermögen bemerkbar, das Altan, Grimsel und Matadors Vater Donauwind mitgaben. Denn ohne ein vernünftiges Springen wäre sie niemals von der Familie Gorlo gekauft worden. Diese Zuchtstätte legte Wert auf ein vielseitig veranlagtes, vollblutgeprägtes Pferd mit hoher Eignung für den Busch.

                          Dem Zuchtziel entsprechend erhielt Hama als Partner den gestüteigenen Vererber Pardon Go, der mit Rittersporn einen S-erfolgreichen Springhengst zum Vater hat. Ergebnis dieser Anpaarung war die Stute Hafla Go. Ihr Partner wurde im Jahr 2001 der frisch gekörte Bellini Go, von dem sie ihre Tochter Haubenlerche fohlte, die Großmutter von Heliodore.

                          Mit Haubenlerche ging es jetzt zum Vollblüter RFF The Alchemist xx, was für die bekannte, mittlerweile verstorbene Farbzüchterin Dr. Marliese Dobberthien die Palomino-Stute Heliosphäre brachte. Auch sie natürlich durch ihren Vollblut-Vater und das viele bereits in der Abstammung vorhandene Volllblut im entsprechenden Bluttyp.

                          Durch ihre Anpaarung an Guardian kommen wir nun zur Stute Heliodore. Guardian ist ein Sohn des aus einem Vollblutstamm hervorgegangenen Imperio (v. Connery), der als erfolgreiches Dressurpferd unter Hubertus Schmidt Furore machte. Guardians Mutter Gute Zeit war eine der vielen guten Stuten des Rittigkeitsvererbers Consul. Die Mutter Gute Art geht auf den wichtigen Stamm der Gundel zurück, der viele Sportpferde lieferte.

                          Heliodore dürfte eine sehr elegante Stute sein, die ihre Vollblut-Vorfahren nicht verleugnen kann. Sie sollte auch in einem sehr guten Geschlechtstyp stehen - ein Merkmal aller Stuten der Halensee-Familie. Auch hier ist Sensibilität beim Reiter gefragt, auch wenn die Reaktionen vielleicht nicht ganz so heftig ausfallen wie bei Juventus' Sternentänzerin. Offensichtlich mag May es sensibel und ist an längeren Beschäftigungen mit Pferden interessiert als dem 40-minütigen Dressur-Lektionen-Pauken in der Reithalle. Sowohl im Viereck (wenn man das Training entsprechend dosiert) als auch im Gelände wird man seine Freude an dieser Stute haben, und im Parcours blamiert man sich auch nicht. Und hübsch ist die Stute obendrein.
                          Zuletzt geändert von cps5; 09.06.2020, 08:43.

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                          • May
                            • 07.05.2010
                            • 1553

                            #60
                            Danke schonmal für die ausgiebige Analyse ich werde was dazu schreiben sobald ich am PC sitze (es ist am Handy doch etwas mühsam).

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