Zitat von Oh-Gloria
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Ich halte daher nichts davon, solche Pedigrees am Reißbrett zu konstruieren. Auch Grande halte ich als mütterliche Anpaarung für denkbar ungünstig. Damit werden nur die Probleme potenziert, die ohnehin einer größeren Popularität von Gralshüter im Wege stehen: Die allermeisten seiner Nachkommen sind pummelig, unbedeutend, eher klein, ohne Linie, ohne Typ . Hinzu kommen in seiner Vererbung wenig attraktive Bewegungen, auch und gerade im für Springreiter wichtigen Galopp.
Dabei ist er einer der ganz ganz wenigen Söhne seines Vaters Gralsritter, der wenigsten annähernd Hengstformat besitzt. Ich kenne Gralsritter sehr genau, denn er stand lange Zeit in Frankenburg,meiner alten Heimat. Daher bin ich sozusagen mit ihm und seinen Nachkommen aufgewachsen. Ich habe sehr lange gebraucht, mich mit ihm anzufreunden. Ein selten häßlicher Hengst, völlig ohne jeden Adel, kleine, steile Schulter, matte Oberlinie, großer Schädel, der kaum auf eine Schubkarre passte, steile, kurze und wenig elastische Fesselung, durchweg mäßige Bewegungen. Einzig die Halsung konnte exterieurmäßig etwas für ihn einnehmen. Ich hatte mich damals immer gefragt, wodurch dieser Hengst überhaupt sein positives Körurteil rechtfertigte.
Trotz alledem wurde er gar nicht so wenig benutzt und erfreute sich in der Züchterschaft einer gewissen Beliebtheit. Diese hatte allein folgenden Grund: das Interieur, gepaart mit einer ganz ordentlichen Springveranlagung. Die Gralsritter-Nachkommen waren durchweg klar im Kopf, grundanständig, leistungswillig und sie funktionierten durch die Bank. Daher sah man ihnen manch gewöhnungsbedürftiges Exterieur nach. Allein darin liegt seine Stärke und diesen Vorzug sollte man nicht unterschätzen.
Bei Gralshüter und seiner Nachzucht sind diese Vorzüge ebenfalls durchschlagend vorhanden. Die Exterieur-Hypothek ist zwar nicht ganz so groß, wie bei seinem Vater, aber immer noch groß genug um in seiner stärkeren Verbreitung enge Grenzen zu setzen. Dieses Blut ist wegen seines guten Interieurs interessant, aber ganz ganz schwierig anzupaaren. Nötig sind Rahmen, Linie, Vollblut und noch mal Vollblut. Bloß keine G-Inzuchten oder sonstige Festigung der gravierenden Typmängel durch entsprechende Inzuchten!!!
Zu Gralshüters Pedigree: Ich halte die Anpaarung mit Akzent II für einen Glücksfall, weil er die Defizite des Gralsritter bestmöglich ausgleicht wie kein anderer, dabei nichts kaputtmacht. Er bringt Blütigkeit, Elastizität, Rittigkeit, Typ und Bewegung.
Aldlerfarn II verstärkt das blütige Element, wie auch Ceylon. Beide sind für sich genommen begrenzt attraktiv aber in dieser sinnvollen Verbindung potenzieren sie die benötigten Eigenschaften. Ceylons Manko ist nicht sein mangelndes Leistungspotential sondern über Cyklon zweifelhafte Leistungsbereitschft. Da halten sowohl Akzent II als auch Adlerfarn II dagegen. Ceylon halte ich übrigens insgesamt für besser als seinen Ruf. (Sein Sohn Carolus wurde in Hänigsen so manchem Gotthard-Liebhaber untergejubelt und die Produkte sprangen mindestens genauso gut, waren aber drei Klassen typvoller!)
Ernö ist zwar ein Problemfall, vielleicht ist hier ja ausnahmsweise Fugosa mal mehr durchgeschlagen als Astflug. Immerhin ist aber Ernö auch MV eines der besten Landgraf-Nachkommen: Lacros.
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