Barren

[Nannerl]

Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier ein empfindliches Thema wieder aufwärme: Ich möchte einfach mal gerne wissen, was genau damals passiert ist, da ich noch zu jung war, um das alles mitzuverfolgen. Im Internet hab´ ich bis jetzt nichts wirklich Hilfreiches gefunden und deswegen hoffe ich, dass mir einige von euch viell. was dazu sagen können. Alles was ich weiß ist, dass in Stern-TV damals dieser Bericht mit den Videoaufzeichnungen kam & dass alles ein riesiger Skandal war. Was war denn genau auf dem Video zu sehen? Was war die Reaktion von PS in der Öffentlichkeit? Wer war alles dran beteiligt? etc.
LG,
Nannerl

PS: Ich will hier keine Diskussion über das Barren anfangen, sondern einfach nur nach Infos fragen!

[Andrea Christine]

Interessiert mich auch mal..

[Astrid]

Oh ja, da war ich auch noch recht jung. Glaube nicht, dass dieses Thema nur ein Aufwärmen ist. In der Gegenwart wird diese Methode doch sicherlich immer noch angewandt!?

Welche Konsequenzen musst Schockemöhle eigentlich daraus ziehen?

[Gast]

Da ich damals schon einigermassen erwachsen war, will ich mal versuchen zu schreiben woran ich mich noch erinnere und vertraue darauf, dass ich dann schon korrigiert werde, wenn ich Unsinn erzähle.
Es haben sich damals "Stern"-Reporter im Gebüsch beim Springplatz versteckt und beobachtet (und natürlich auch fotografiert) wie Paul Schockemöhle seinen Pferden, die damals unter anderem wenn ich mich richtig erinnere von Franke Sloothaak und von Rene Tebbel geritten wurden, eine Holzlatte vor die Füsse geknallt hat. Hauptsächlich ging es dabei wohl um Verkaufspferde, die auf dem Video spektakulär springen sollten.
An Konsequenzen kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ausser natürlich, dass dann die ganze Welt wusste, dass Springreiter Tierquäler sind und das auch völlig unreflektiert überall hingetragen wurde.
Grundsätzlich würde ich sagen, es hat dem Ansehen des Springsports sehr geschadet, aber den Pferden wohl doch genutzt. Man ist bei aller Barrerei doch bedeutend vorsichtiger geworden.

[Pfefferstoßer]

Gefilmt hat das nicht (bzw. nicht nur) ein Stern-Reporter, sondern eine Bereiterin der FN. Diese hat Schockemöhle angezeigt und die tierquälerischen Methoden publik gemacht (NDR-Talk). Ein Pferd wurde vor einer Verkaufsauktion in einer abgeschlossenen (&#33 Halle beim Freispringen gebarrt (Eisenstange). Barren wird - wenn überhaupt - richtig nur mit einer Bambusstange vorgenommen, die nicht schmerzt, aber durch den Hohlraum im inneren des Stabes einen tierischen Knall verursacht, so dass der Lerneffekt über das Geräusch erfolgt, nicht über den Schmerz. Schockemöhle mußte sich wegen Tierquälerei verantworten und wurde eine zeitlang gesperrt. Soweit ich weiß ist er erstmal ins Ausland verschwunden und als Gras über die Sache gewachsen war erst wieder zurück gekommen. Um den Ruf der FN wieder herzustellen, wurden bei der FN in der Potsdamer Resolution die Ethischen Grundsätze verfaßt, die jeder Reiter beherzigen sollte und die noch heute ab dem Basispass abgefragt werden. Insofern hat der Skandal Gott sei Dank schon eine kleine nachhaltige Lawine ausgelöst. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Führerschein für Pferde und wir sind auf einem guten Weg...    

[Springnachwuchs]

bevor man solche Halbwarheiten schreibt, sollte man lieber dem Beispiel anderer Forumsbesucher folgen und die Finger von der Tastatur lassen.

[Gast]

@Springnachwuchs
Genau das dachte ich mir auch einige Tage lang, aber dann habe ich für mich beschlossen doch lieber das zu schreiben woran ich mich noch dunkel erinnern kann, da dann die Chance besteht, dass das ganze sachlich richtig dargestellt wird...

[Springnachwuchs]

Genau da liebt das Problem, ich nenne nur Namen, wenn ich mir nicht sicher bin, dass die Personen auch wirklich damit zu tun gehabt haben.
Diese Affäre hat bedingt durch das journalistische Zutun von Bild und Hr. Jauch unsachliche Wogen geschlagen.
Die Tat an sich ist sicherlich zu verurteilen.
Herr Jauch und Bild wollten allerdings nicht die Öffentlichkeit informieren sonder Moos mit Auflage verdienen. So ist nun mal der Sensationsjournalismus gestrickt (auch nicht besser als die Reiterei).
Personen, die Du zitiert hast, hatten mit dieser Angelegenheit nichts zu tun, auch wenn sie zu dieser Zeit dort angestellt waren.
Dein Satz fängt an: wenn ich mich richtig erinnere..... (sagt meine Schwiegermutter mit 96 Jahren auch immer).
Überleg mal ob es richtg war, was Du geschrieben hast. So tut man einem bisher unbescholtenen Sportler böse unrecht.

[Gast]

jeder der bei ps angestellt war oder für ihn pferde geritten hat, oder pferde reitet, kennt die trainingsmethoden. tebbel, becker, beerbaum, sloothack,kürten etc, etc. und der rest ist schweigen.........................

[Springnachwuchs]

Richtig Cantal, nicht nur Pauls angestelle kennen die Methoden.
Dennoch sollte man in der Öffentlichkeit mit Vermutungen bzw. Behauptungen aber vorallem Namensnennungen äußerst vorsichtig sein. In unserem Rechtssystem gilt die Unschuldsvermutung. Schnell wird jemand ungerechtfertigt in den Schmutz gezogen. Die reine Kenntniss ist noch lange nicht verwerflich. Schnell ruiniert man mit solchen Behauptungen (sicher nicht in diesem Forum) die Existenz eines Menschen.
Ich bin da etwas vorsichtiger.

[Sternchen]

hi springnachwuchs,

ich geb dir recht. man sollte keine vermutungen in verbindung mit namen so in den raum stellen. genau deshalb hatte ich bisher hier nichts dazu geschrieben.

aberwer auch immer beteiligt war trägt mitschuld. ich glaub kaum, dass herr schockemöhle ganz alleine den pferden die stange vor die füße geknallt hat. ebensowenig glaube ich, dass das pferd ohne reiter über das hindernis gesprungen is. da können doch die angestellten kaum behaupten sie hätten nichts gewusst, oder?

naja, sollte nur ne sachliche überlegung sein. klärt mich auf wenns anders war.

[Gast]

Ich habe ja darüber nachgedacht und habe beschlossen, dass hier nur Statements kommen wird, wenn ich Namen nenne. Ich habe das absichtlich sehr vorsichtig formuliert und ich glaube mich zu erinnern, dass damals im Stern ein Konterfei von FS (ganz eventuell könnte es auch LB gewesen sein) mit dem Kommentar "ritt beim Barren". Und ich FS keinesfalls erwähnt um seinen hervorragenden Ruf in den Dreck zu ziehen, sondern um zu zeigen, dass damals auch Menschen beteiligt waren, deren guter Ruf (zum Glück wieder) ausser Zweifel steht. Also dass es nicht um einzelne schwarze Schafe ging, die es ja leider immer gibt, sondern auch um die deren Horsemanship ausser Frage steht...

[Gast]

Ich schlage vor, die Kirche im Dorf zu lassen. Die angebliche „Barr-Affäre" war unter fachlichen Aspekten schon damals keine. Barren ist ein Hilfsmittel beim Training veranlagter Springpferde und als solches heute noch zulässig, wie unschwer der LPO entnommen werden kann. Der „Skandal" begann durch einen Streit über zu zahlende Honorare, die PS einer Videoproduktionsgesellschaft (VPG) für die Erstellung von Verkaufsfilmen schuldete. Schon seinerzeit vermutete man, dass die VPG Inhalte des Rohmaterials nutzen wollte, das Honorar etwas aufzubessern. Die Juristen unter euch wissen, wie man sowas einzuschätzen hat. Es sollen dann diverse Trittbrettfahrer aufgesprungen sein. Dass ein PS mit sowas nur am Rande zu beeindrucken ist, liegt ebenfalls auf der Hand. Es kam also, was kommen musste: Die Medien stürzten sich auf die Sache, nachdem sie ihnen gesteckt worden war. Das Ganze hat im Verlauf eine Eigendynamik entwickelt, die vom ursprünglichen Thema völlig wegführte. Reiten als Sport und als moralisch-ethisch zu bewertende Beschäftigung, wurde von allen möglichen selbst ernannten Experten unter Tierschutzgesichtspunkten diskutiert und meistens einhellig verurteilt. Einer der ersten bundesweiten Auftritte der Gutmenschenfraktion, schlicht ekelhaft. Eine weniger stabile Person als PS, insbesondere eine mit weniger Persönlichkeit, wäre chancenlos daran zerbrochen und nebenbei auch in der wirtschaftlichen Existenz vernichtet gewesen. Gottseidank hat er die Sache weggesteckt und ist der Reiterei erhalten geblieben. Wesentliche Teile der deutschen Championatserfolge einschließlich der Olympiaerfolge wären ohne PS nicht denkbar und wären ohne ihn auch definitiv nicht erzielt worden. Aber, wie der Name schon sagt, beim Gutmensch zählt nur die gute, weil richtige, Einstellung. Das Ergebnis ist egal. Wer bestimmt eigentlich, welches die richtige, die gute Einstellung ist? Und darf diese Einstellung ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt werden? Ich meine, klares Nein! Missionare sind nun mal Besessene mit Tunnelblick und intolerant. Wohin das führt, mussten wir zwischen 1933 bis 1945 erleben. Und etwas Ähnliches sehen wir auch jetzt im Irak. Nix für ungut!

BG
EX-MUSMIC

[Sternchen]

irgendwie is jetzt genau das eingetreten, was nannerl nich wollte. ne wilde diskussion und die fakten die sie wissen wollte sind nich so klar zu erkennen.

mich interessiert jetzt mal rein sachlich ob es denn tatsächlich videomaterial gibt auf denen PS(oder einer seiner angestellten) zu sehen ist während er pferde u n s a c h g e m ä ß barrt? also, die medien erfinden viel! expliziet die bildzeitung sollte man mit vorsicht genießen.

also, bevor mich einer frißt: ich will nur wissen ob "ja" oder "nein".

lg

[Gast]

@ Sternchen

Im Rohmaterial dieser VPG ist das zu sehen, dabei kann offen bleiben, ob das sachgemäß war oder nicht. Teile des Materials wurden dann ja durch die Sender genudelt. Schlimmer war aber die Verfassung einzelner Pferde nach dem Training. Und die teilweise rüde Behandlung durch ihre Reiter. Die Ausschnitte, die ich kenne, haben aber keinen Reiter konkret erkennen lassen. Dr. Peter F. Cronau schreibt in seinem Buch „Pferdesport wohin?" (Seiten 120 u. 121) dazu Folgendes: „... Viele Dinge in unserem Sport sind unverzeihlich. Solche Machenschaften (gemeint ist das Vorgehen der Medien, Anm. v. EX-MUSMIC) mit dem erklärten vorsätzlichen Ziel der Verunglimpfung des Pferdesports zeigen aber auch, dass wir besonders den Medien gegenüber wachsam sein müssen. Objektiver Sachverhalt genügt diesen oft nicht mehr. Wer kann sich - bei aller berechtigten Kritik in der Sache - nicht noch an die künstliche Geräuschkulisse der „Barr"-Videos erinnern? Noch einmal: Jeder Amateur hätte durch dieses Guckloch in der Abreitehalle der PSI-Auktion bessere Videoaufnahmen angefertigt als der gekaufte Profi. Sollte man vielleicht die Gesichter nicht erkennen?" (Zitatende). Wegen der Prominenz der Beteiligten und um die Sache als Knaller richtig ausschlachten zu können, wurde das Ding solange gepusht, bis es ein Selbstläufer war. Es wird heute noch gebarrt. Hören wir etwas davon? Nein! Auf diesen Mechanismus hinzuweisen, war mein Anliegen. Wie jemand zum Barren steht, muss er selbst entscheiden. Das Ganze war im fachlichen Kern keine wesentliche Angelegenheit. Da gäbe es Einiges, was aus fachlichen Gründen vordringlich „von oben" zu regeln wäre. Da ist aber aus vielen Gründen keiner dran interessiert, jedenfalls augenblicklich nicht, weswegen nichts läuft.

BG
EX-MUSMIC

[Nannerl]

Zuerst mal danke für eure Antworten.
Ein bisschen ist jetzt schon das eingetreten, was ich vermeiden wollte, aber viell. hätte ich auch nicht fragen sollen, wer alles dran beteiligt war - aber wie erfahren, wenn nicht in einem Forum?! Es war zwar nicht das beste, Namen zu nennen, aber ich hoffe, das ist jetzt soweit bereinigt. LG,
Nannerl
PS: Was die Medien betrifft, brauchen wir sowieso nicht zu diskutieren - da läuft im Moment ja genau dasselbe ab!

[Terrier]

Soweit ich weiss, ist bei der ersten Aufnahme nichts von einer Eisenstange gewesen. Sondern eine Bambusstange(?) Jedenfalls ist die Stange zerbrochen und darüber haben sich viele Zuschauer aufgeregt.
Zumindesten in meiner Family. Da habe ich nur gemeint, dass es toll wäre, wenn sie beim Barren immer solche Stangen benutzen würden.

[Ishadnaha]

Ich find es wirklich bedenklich, wie hier einige scheinbar zum Barren stehen!!
Bambusstange , Eisenstange.....ich find das alles eher unterirdisch und hat mit wirklichem Horsemanship nix mehr zu tun.
Da wird das Pferd schließlich zum Sportgerät.
Ich finds sehr bedenklich.....

[Gast]

@Ishadnaha

Sei doch bitte so nett und mach Dich erst mal schlau. Da Du offensichtlich nicht so ganz direkt mit dem Thema vertraut bist, ist es sicher geschickter, an Stelle von moralisch und politisch korrekten Verlautbarungen herauszugeben, erstmal Recherche zu betreiben, worum´s denn eigentlich geht. Eine sehr gute Beschreibung und auch Begründung findest Du bei Freiherr von Maercken "Springprüfungen und Geländeritte". Zugegeben, es ist von 1911. Aber nach wie vor hochaktuell. Nix für ungut!

BG
EX-MUSMIC

P.S. Grundsätzlich steht man als Ausbilder zu jeder und zu keiner Methode. Die Indikation ist entscheidend. "In der Reiterei kann unter gewissen Umständen alles richtig und alles falsch sein." Waldemar Seunig! Alles klar?

[moonlight]

@Ishadnaha: Tut mir leid, aber wenn ich das "passive Barren" vieler talentfreier Reiter in Springen der unteren Kategorien sehe, welche mit unglaublichem Geschick ihre Pferde ein ums andere Mal mittig im Oxer versenken, dabei im Maul ziehen, in den Rücken plumpsen und danach noch das arme Tier strafen, weil es zu ungeschickt war, in auswegsloser Situation den Sprung doch noch fehlerfrei zu überwinden, dann finde ich das weitaus schlimmer als professionellen Umgang mit kleinen Denkanstössen.

Natürlich muss jeeder Reiter für sich entscheiden, was er praktiziert und verteten kann oder will. Ich will auch niemanden rechtfertigen, der Tieren bewusst Schmerzen zufügt, das ist uneingeschränkt zu verurteilen.
Aber ich denke, dass viele Reiter ihren Pferden ungewollt weitaus größere Qualen bereiten als jene, um die sich der damalige Skandal entwickelt hat.