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    Hier ein Artikel aus der App der Süddeutschen Zeitung:


    Springreiten

    Ausverkauft
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    Von Laura Hertreiter

    Ein halbes Jahr nach einem geheimen Treffen im Hotel: Meredith Michaels-Beerbaum, die jetzt nur noch in der zweiten Liga reitet, steht mit zusammengekniffenen Augen an einem Reitplatz in Hamburg, die weiße Hose in schwarzen Lederstiefeln, das blonde Haar unter einer Kappe. Lautsprecherstimmen, in regenfeuchter Luft mischt sich Pferdeschweiß mit Bratwurstschwaden. Der Blick der Reiterin folgt der erdbraunen Stute, die bis vor Kurzem ihr bestes Pferd war: Bella Donna.

    Jetzt - seit dem geheimen Treffen im Hotel - lenkt sie ein großer Mann aus Katar, der in wenigen Wochen 19 Jahre alt wird, auf ein Hindernis zu. Weiße Hose, weinrotes Sakko, die Unterlippe zwischen den Schneidezähnen. Meredith Michaels-Beerbaum verschränkt die Arme.

    Jahrelang war die kleine blonde Frau auf der großen Stute überall auf der Welt erfolgreich durch die Parcours geritten. Nach der Geburt ihrer Tochter hatte sie begonnen, Bella Donna zu trainieren. Ein Ausnahmepferd, das gewaltig springen kann, mutig und gelassen. Meredith Michaels-Beerbaums Tochter war noch nicht im Kindergarten, da qualifizierte sich die Mutter mit Bella Donna für die Olympischen Spiele in London. Weltcup-Finale in Schweden, Sieg beim Thermal Grand Prix in Florida.

    Der Reiterin, 44 Jahre alt, hatten die gemeinsamen Erfolge einen Platz im Championatskader gesichert - der ersten Riege im Springsport. Dem Pferd, inzwischen zwölf Jahre alt, folgen mehr als 5000 Facebook-Fans, es gewann 420 000 Euro Preisgeld allein im Jahr 2013. Kein zweites Pferd in Deutschland gewann so viel. "Nullrundenpferd" schrieb die Presse, weil eigentlich immer genug Luft zwischen Huf und Hindernis blieb, meist null Strafpunkte auf den Anzeigentafeln leuchteten. Bella Donna galt als die große Hoffnung für den deutschen Springsport, als unverkäuflich. Denn in ihren Papieren waren neben Michaels-Beerbaum die Mäzene, eine Unternehmerfamilie aus den USA, mit einer Firma als Besitzer eingetragen. Die beiden Töchter der Familie reiten selbst. Ursprünglich sollte eine von ihnen Bella Donna in ein paar Jahren von Meredith Michaels-Beerbaum übernehmen.

    Ende 2013, an einem kalten Tag, erschienen zwei Gesandte aus Katar zum Geheimtreffen
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    Wäre nicht das große Geld aus Katar dazwischengekommen.

    Dass sich Meredith Michaels-Beerbaum, Welt- und mehrfache Europameisterin, von ihrem besten Pferd trennen würde, hat sich also an einem kalten Tag am Jahresende 2013 abgezeichnet. Da empfing sie gemeinsam mit ihrem Mann zwei Gesandte aus Katar im Hotel. Alles, wie gesagt, sehr geheim. Kurz vorher hatte ein Milliardär aus der Ukraine öffentlich fünf Millionen Euro für Bella Donna geboten. Zu wenig. Diesen Fehler machten die Interessenten aus Katar nicht. In gummiweichem Englisch warfen sie jetzt mal andere Summen über den Tisch.

    Wenig später war Bella Donna verkauft. An eine der reichsten Mannschaften im internationalen Wettbewerb, finanziert von der Armee von Katar. Von nun an wird die Holsteiner-Stute aus dem niedersächsischen Thedinghausen die Winter am Persischen Golf verbringen. In klimatisierten Reithallen in Stadiongröße, in Ställen, deren Böden wie Tanzparkett glänzen. Zu Turnieren im Ausland wird sie mit eigenem Flugzeug geflogen, gemeinsam mit den anderen Pferden des Teams. Unter anderem mit einem fuchsfarbenen Wallach aus der Schweiz namens Palloubet D'Halong. Er gilt als das bislang teuerste Springpferd der Welt - mehr als 13 Millionen Euro soll die Armee bezahlt haben.

    Bella Donnas Preis wird von Fachleuten auf eine Summe zwischen sechs und acht Millionen geschätzt - für ein Pferd, das ab dem zehnten Lebensjahr mit jeder Saison an Wert verliert, dessen Karriere ein falscher Tritt oder eine Erkrankung jederzeit zerschießen kann.

    Für erfolgreiche Pferde aus Deutschland wird gerade so viel Geld ausgegeben wie nie zuvor. Innerhalb weniger Monate wechselten gerade vier der besten deutschen Springpferde in die USA, die Ukraine und nach Katar, und dies alles im Jahr der Weltreiterspiele, bei denen es Ende August in Frankreich um die deutsche Titelverteidigung gehen wird. Bundestrainer Otto Becker klagt: "So etwas hat es noch nie gegeben." Und: "Jetzt wird es knapp."

    Wenige Monate vor Bella Donnas Verkauf hatte er betont, dass er die Stute auf keinen Fall verlieren wolle. Ginge sie in ein anderes Land, wären die deutschen Springreiter deutlich geschwächt. Nach dem Verkauf hat er Meredith Michaels-Beerbaum aus seiner Liste der WM-Kandidaten gestrichen. Sie wurde in den B-Kader herabgestuft. Ihre beiden anderen Turnierpferde sind noch nicht auf Topniveau. Ausdauer und Augenmaß, Konzentration und Kraft, Schnelligkeit und Springvermögen - all das, was sie im Parcours brauchen, ist eine Sache jahrelangen Trainings.

    Für den deutschen Reitsport ist der Ausverkauf der Favoriten eine Katastrophe. Züchter und Verkäufer hingegen müssten sich über die neuen Rekordpreise freuen. Oder? Paul Schockemöhle, 69 Jahre alt, kennt beide Seiten. In den Achtzigern zählte er zu den weltbesten Springreitern. Seit Jahrzehnten züchtet und verkauft er Pferde, bis vor Kurzem hat er Reiter aus verschiedenen Ländern trainiert. Ein Anruf auf seinem Hof in Oldenburg.

    "Wir haben momentan nur eine Handvoll exzellenter Springer in Deutschland", sagt Schockemöhle. "Wenn das so weitergeht, könnte das Pferdeland Deutschland bald ohne Pferde dastehen."

    Schockemöhle hat erlebt, wie immer mehr Interessenten aus immer mehr Ländern auf seine Reitanlage kamen. Sie wollten Pferde, sie wollten Unterricht. Anfang der Neunziger stand er wegen seiner Trainingsmethode in der Kritik. Er schlug den Pferden beim Sprung über ein Hindernis mit einer Holzstange gegen die Beine, damit sie beim nächsten Mal höher abspringen. In Zeiten, in denen immer mehr Turniere immer mehr Preisgeld verhießen, verbreitete sich die schmerzhafte, aber effektive Methode rasch.

    Als Bella Donna zum ersten Mal sprang, fühlte sich der Sattel für den Jungen an wie ein Katapult
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  • #2
    Auf Paul Schockemöhles Anlage werden jedes Jahr mehr als 700 Fohlen geboren. 90 Prozent davon, sagt er, gehen ins Ausland. "Meist als Halbfertigprodukte" - also lange bevor sie im Spitzensport laufen und Höchstpreise erzielen. Der durchschnittliche Preis eines Pferdes liegt bei 20 000 Euro, Tendenz sinkend. Nur in der Topliga explodieren die Preise. "Arabische Emirate, asiatische Länder, Ostblockstaaten - seit ein paar Jahren mischen neue Nationen den Reitsport auf", sagt er. Mit so gewaltigem Kapital, dass die deutschen Reiter ihre Pferde nicht halten könnten.

    Vor wenigen Jahren investierte Saudi- Arabien aus einem Fonds rund 50 Millionen in den Kauf von Pferden und gewann bei den Olympischen Spielen in London Bronze. Katar will Ähnliches schaffen, drei Teams trainieren für den Spitzensport. Die Armee von Katar untersteht Außenminister Khalid bin Mohammed al-Attiyah, dem Onkel von Bella Donnas jungem Reiter Hamad al-Attiyah. Viele Teamkollegen sind Cousins und weitere Verwandte, kaum einer ist älter als 20. Als Hamad al-Attiyah nach dem Kauf erfuhr, dass er jenes neue Pferd namens Bella Donna reiten würde, führte er gerade die wichtigste Turnierserie der Vereinigten Emirate an, die Arabische Liga. Weil ihm der Name der Stute kein Begriff war, tippte er ihn in sein Smartphone, wischte über die Ergebnisliste und schluckte: Nullrundenpferd, Facebook-Fans, WM, EM, Olympia, grelles Scheinwerferlicht. Misserfolge wiegen schwer, wenn der Reiter um dieses Potenzial des Pferdes weiß. In den ersten Wochen sei al-Attiyah Bella Donna geritten, als sei sie aus Porzellan, sagt sein Trainer heute.

    Der damals 18-Jährige hatte viele Spitzenpferde geritten, als er Bella Donna zum ersten Mal auf ein Hindernis zusteuerte. Aber was dann geschah, hatte er noch nie zuvor erlebt. Die Stute sprang so gewaltig ab, dass der Sattel zum Katapult wurde. "Knie zusammen, Gewicht nach vorne", hatte der Trainer gerufen. Bis heute steigt al-Attiyah nach dem Training immer wieder mal mit blutigen Knien ab.

    Pferde aus deutscher Zucht und Ausbildung seien wegen der großen Tradition so beliebt, sagt Züchter Schockemöhle: "Konsolidierte, bewährte Blutlinien und Ausbilder aus Familien, die seit Generationen im Geschäft sind." Das hat ihn zu einem der größten Profiteure der Globalisierung im Reitsport gemacht. Trotzdem ist auch er in Sorge wegen des Ausverkaufs deutscher Spitzenpferde: "Das ist ein Teufelskreis, weil Medaillen die beste Werbung für die Zucht sind. Wenn die wegfallen, verkaufen wir auch weniger Pferde."

    Deshalb fordert Schockemöhle, dass in Deutschland mehr Geld für gute Sportpferde ausgegeben wird. Von Sportlern, ihren Mäzenen, Verbänden. Und dass die Besitzer von Toppferden auch mal ein gewaltiges Angebot ausschlagen. Die gigantischen Deals sind schwierig für das Team und die Reiter, denen ihre Pferde sprichwörtlich unterm Hintern weggekauft werden. Sie sind aber auch schwierig für die neuen Besitzer. Auf einmal sind alle Erwartungen auf sie gerichtet.

    Auf dem Hamburger Reitplatz, auf dem sich die Pferde für die Prüfung warmspringen, prallt Huf auf Holz, die Stange fliegt. Hamad al-Attiyah bremst Bella Donna. Seine Stirn schlägt Falten. Meredith Michaels-Beerbaums Stirn schlägt Falten. Dann wird seine Startnummer aufgerufen, 547. "Good luck", ruft Michaels-Beerbaum hinter der weißen Absperrung. Ein wackeliges Lächeln, ein kleines Nicken, dann trabt al- Attiyah an ihr vorbei in die Arena. QAT, drei goldene Buchstaben, sind auf seine Reitkappe gedruckt und auf die weinrote Decke unter dem Sattel gestickt- "Quatar Armed Forces", die Armee des Emirates.

    Der kurz geschorene Rasen leuchtet limettengrün, bunt lackierte Stangen und Planken türmen sich in Aluständern. Über den Rängen flimmert Stille. Millionenpferd. Nullrundenpferd. Al-Attiyahs Herz rast. Am Tag vor wichtigen Turnieren kein Rindfleisch, zwei Tage vorher keinen Kaffee hatte ihm sein Mentaltrainer gegen die Aufregung geraten. Ruhige Galoppade, kein Vollgas, die Stute nicht überfallen, hatte ihm sein Reittrainer geraten.

    Vielleicht aus Ehrgeiz, aus Aufregung, aus Angst, wieder zu versagen: Nach dem neunten Hindernis jedenfalls wendet Hamad al-Attiyah das Pferd eng um die Kurve. Drückt die Waden zusammen, schiebt die Hände mit den Zügeln nach vorn. Eine Explosion von Kraft unter dem Sattel. Hufe trommeln, das Publikum auf den Rängen verschwimmt zu bunten Farbklecksen. Nicht einmal drei Galoppsprünge bis zu den blau gestrichenen Stangen - zu wenig. Ein gewaltiger Satz, Millisekunden in der Luft, hoch und weit genug, gerade noch. Landung, ausatmen, Linkskurve, einatmen, weißes Hindernis. Wieder stimmt der Abstand nicht. Das Pferd ist zu schnell, um ihn zu korrigieren. Absprung, zu spät. Das linke Hinterbein kickt die Stange aus der Halterung. Macht vier Strafpunkte. Versagt. Wieder.

    Am Ausgang steht ein großer Mann mit Kleiderschrankschultern, er kennt die Mischung aus Wut und Enttäuschung, mit der Hamad al-Attiyah vom Platz reitet. Karl Schneider, ein ehemaliger Springreiter aus Bonn, hat vor vier Jahren begonnen, die Reiter aus Katar, damals noch Teenager, zu trainieren, ein Team für die Armee des arabischen Emirates aufgebaut und ihnen die besten Pferde verschafft. Jetzt klopft er al-Attiyah, der mit hängendem Reitkappenkopf an ihm vorbeireitet, den Oberschenkel und dem verschwitzten Pferd den Hals. "Next time, Habibi." Der junge Mann wischt sich mit dem Sakkoärmel ein halbes Lächeln ins Gesicht.

    Bis heute fehlt den jungen Reitern aus Katar die Geduld, die Gelassenheit, das Augenmaß
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    Im Reitsport entsteht Erfolg aus dem Zusammenspiel von zwei trainierten Körpern, dem des Reiters und dem des Pferdes. Vor allem aber aus dem Zusammenspiel zweier Köpfe. Bis Kraft, Konzentration und Temperamente ausbalanciert und abgestimmt sind, vergehen Monate. Das ist der Grund, warum Erfolg auch im Reitsport nicht käuflich ist, selbst wenn Erfolge wie die der Reiter aus Saudi-Arabien den Eindruck erwecken. Schneider nimmt an, ein Jahr werde es dauern, bis der Erfolg für Bella Donna auch mit ihrem neuen Reiter zurückkommt. Al-Attiyahs Geduld hat nur ein paar Wochen gereicht. Einwände schiebt er mit dem Handrücken aus der Luft. Er will sich nicht bremsen lassen. Er hat auf dem Turnierplatz einen Beef-Wrap gefrühstückt und einen Pappbecher Kaffee bestellt. Ranglisten, Turnierpläne, Konkurrenz - all das interessiert ihn kaum. Meistens, sagt er, wisse er nicht, auf welchem Kontinent er am nächsten Wochenende reite.

    Die Hauptsache für ihn ist, dass er reitet. Als Kind hat er begonnen, zu Hause auf Ponys am Strand entlangzustreifen, später die Schule geschwänzt, um am Reitstall zu sein. Er ist süchtig nach dem Rausch, auf Pferderücken über immer höhere Hindernisse zu fliegen. Sein Trainer sagt, bis vor Kurzem sei er mit gewaltigem Mut, aber ohne jegliche Technik durch die Parcours gejagt. Auf Youtube gibt es Kamikaze-Videoschnipsel, in denen sich al-Attiyahs Pferde beim Sprung spektakulär überschlagen und atemlose Millisekunden vergehen, bis sich Pferd und Reiter unbeschadet aus dem Stangengewirr aufrappeln.

    Bis heute fehlten den jungen Reitern aus Katar oft die Geduld, die Gelassenheit, das Augenmaß, sagt Schneider. Aber sie seien gewaltig ehrgeizig. Neben den Pferden auch Reiter aus dem Ausland ins Team zu holen, kommt für sie nicht infrage. Auch wenn manche Mannschaften damit erfolgreich sind. Das Team der Ukraine etwa wurde vom Erdgas-Milliardär Alexander Onitschenko aufgebaut. "Reit-Abramowitsch" tauften ihn die Medien, nachdem er 2005 begonnen hatte, Pferde, Reiter, Trainer und einen Turnierstall in Niedersachsen zusammenzukaufen.

    Die Mannschaft landete nur ein Jahr später bei der WM in Aachen aus dem Nichts auf dem vierten Platz. Mit zwei deutschen, zwei belgischen Reitern sowie einem aus der Schweiz - alle rasch ausgestattet mit ukrainischen Pässen. Vor einigen Monaten kaufte Onitschenko den Erfolgshengst aus dem Emsland. Dessen Reiter engagierte er als neuen Trainer. Mit seinem Fünf-Millionen-Gebot für Bella Donna aber blitzte er ab.

    Warum gehörte Bella Donna stets zur Weltspitze? Und wieso gewinnt das Pferd nicht mehr?
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    Die Reiter in al-Attiyahs Mannschaft sind sich einig, dass der Ruhm für das Land auch von Reitern aus dem Land geholt werden soll. Pferde und Trainer aber dürfen aus dem Ausland kommen. Als Karl Schneider seine erste Saison in Katar verbrachte, sagt er, sei die Reiterei vogelwild gewesen, ohne jede Technik. Drei Sättel wurden für ein Dutzend Pferde benutzt. Vier Jahre später hat Schneider den jungen Männern beigebracht, dass jedes Pferd einen perfekt sitzenden Sattel braucht.

    Und er hat sie so weit trainiert, dass sie jetzt bei internationalen Wettkämpfen der schweren Klasse starten. Inzwischen reitet al-Attiyah neben Bella Donna sechs weitere Pferde. Internationale Champions. Keiner so teuer wie Bella Donna, sagt er, aber auch keiner viel billiger.

    Ein knappes halbes Jahr nach dem Verkauf ist die Bilanz der Stute ernüchternd. Reiter und Trainer hoffen noch immer darauf, dass sie zu einer Nominierung für die WM verhilft. Aber konstanter Erfolg blieb bisher aus. "Etwas zugespitzt kann man sagen, dass das Pferd mit Meredith Michaels-Beerbaum immer erfolgreich war. Jetzt gewinnt sie nichts", fasst Trainer Schneider zusammen. "Die neuen Reitnationen können einfach nicht von heute auf morgen aufholen, was ein deutscher Spitzenreiter an Erfahrung mitbringt."

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    • #3
      Es sei normal, dass der Junge nicht die Leistungen seiner Vorgängerin fortsetzen werde, hatte Karl Schneider öffentlich vorausgeschickt, als Bella Donna Anfang des Jahres zum Training auf seine Reitanlage gekommen war. Auf dem Hof, den schon sein Vater bewirtschaftet hat, trainiert er das arabische Team im Sommer. Ein gemauertes altes Stallgebäude neben einer Reithalle und einem Sandplatz, eingewachsen von hohen Büschen und windschiefen Bäumen. Auf dem Parkplatz stehen polierte Lamborghini neben rostigen Renaults.

      Al-Attiyah und seine Kollegen wohnen in einem Bonner Grandhotel, aber die meiste Zeit verbringen sie auf der Reitanlage mit ihrem Trainer. "Mister Karl", nennen sie ihn. "Habibi", Freund, er sie. Nach dem Derby-Turnier in Hamburg kehren Bella Donna und ihr Team nach Bonn zurück. Pferd und Pfleger in einem eisblauen Truck mit Essecke, Küche, Fernseher und mehreren Betten. Hamad al-Attiyah fährt derweil in seinem schlammbespritzten Sportwagen.

      Arabische Satzfetzen fliegen über den Hof, Hufe klappern. Die Pfleger aus Katar bringen Bella Donna in ihr neu angebautes Stallgebäude zurück. Später wird sie ihr Leibarzt untersuchen, ein Tiermediziner, der nach jedem Turnier ihre Werte checkt. Die Pfleger fegen den Transporter, sortieren Sattelzeug, türmen Heuhaufen in den Pferdeboxen. Bella Donna kaut. Al Attiyah hat sich eine Marlboro Light angesteckt und zeichnet mit der Stiefelspitze Kreise in den Sand.

      Er lehnt an einem weißen, hüfthohen Gatter, das jemand vor Bella Donnas Box aufgestellt hat. Wegen der Fans. Als die Stute aus Meredith Michaels-Beerbaums Stall auf den Hof in Bonn gekommen war, traten täglich Menschen an ihr Fenster, um ihr die Nase zu tätscheln, ihr eine Möhre zwischen die Lippen zu schieben oder ein Selfie zu schießen. Heute kommt kaum noch jemand, auf dem Gatter trocknen teure Sättel.

      Al-Attiyah, Kippe in der linken, Smartphone in der rechten, ist nicht mehr wütend, nicht mehr enttäuscht. Er ist ungeduldig. Auf seinem Handy läuft ein altes Video. Bella Donna mit ihrer früheren Reiterin in einem gewaltigen Parcours. Ruhig, konzentriert, fehlerfrei. Nächste Woche muss es klappen, in welchem Land auch immer das sein wird. Al-Attiyahs Hoffnung ist zurück.

      Und das ist dann letztlich alles, was all diese Spitzenpferde wie Bella Donna sind: eine gewaltige Investition in die Hoffnung.

      Kommentar

      • Mondnacht
        • 01.12.2009
        • 2470

        #4
        Trauriger Artikel, aber gut geschrieben.

        Kommentar

        • Irislucia
          • 22.11.2008
          • 2519

          #5
          Erstaunlich informativer Artikel aus "pferdefremden" Medien.
          Wobei es mir nicht ganz gerechtfertigt erscheint alle katarischen Reiter als nur ehrgeizig und reich abzutun. Was man in den letzten Wochen im Sport zu sehen bekommen hat, waren nicht alles nur Zufallstreffer. Die wachsen natürlich reiterlich, auch wenn bei dem jungen Team keiner ernsthaft große Erfahrungswerte mitbringen kann.
          www.springblut.de - Aus Überzeugung mit Vollblut!

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          • #6
            Was regen die sich denn auf - gerade ein Schockemöhle - das wurde doch fokussiert, bitte jetzt erntet man eben das was man säht.

            Und wie heuchlerisch: Die Besitzer sollten doch einen guten Preis ausschlagen - nur um der Qualität willen - gerade er verzockt doch alles was bei drei nicht mehr am Nagel hängt. Die vielen Auktionsplätze liefern doch immer wieder Preise - wovon viele träumen - ob die echt sind, sei mal dahin gestellt,...- aber sie sind da..und wer schlägt solche Preise nicht aus.

            Und die anderen werden unter der geiz ist geil Variante verschleudert...

            Herr Schockemöhle sie haben das Jahrzehnte lang vorgelebt!!! ...
            Zuletzt geändert von Gast; 08.07.2014, 18:04.

            Kommentar

            • Mondnacht
              • 01.12.2009
              • 2470

              #7
              Ja natürlich hat das etwas von " die Geister die ich rief", aber ich nehme Herrn Schockemöhle schon ab, dass er ein Interesse an starken deutschen Reitern hat.
              Sonst geht nämlich sein Geschäft irgendwann auch kaputt! Jedes Spitzenpferd, was ins Ausland geht macht es unattraktiver für die Reiter sich international abzumühen.
              Es ist ja schon für die national S- reitenden Springer schwierig mit anzugucken, wie ihnen ihre mühsam ausgebildeten Pferde ständig weggekauft werden. Viele verdienen da zwar dran, aber es bleiben auch viele mit zerplatzten Träumen zurück (auch bei den Dressurlern).

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              • #8
                Du sagst es so schön: " SIE verdienen daran..:"... denen ist doch egal was für ein Pferd und woher... Leider wurde nicht weniger durch so manchen auch erwähnten Marktschreier die Sportpferdezucht ind er breite dem wirklichen Markt weniger angepasst. Auch wenn man es nicht hören will - irgend wo sind/waren es fantastische Ideen die viele blind gefolgt sind - ähnlich den Landgestüten. Ob das richtig war und ist entscheidet jeder für sich selber.

                Diese ganze Kolumne ist Hausgemacht - ändern wird sich daran so schnell nichts mehr... "DIE GEISTER DIE ICH RIEF"... und wenn sie nun mal da sind..

                Kommentar

                • hike
                  • 03.12.2002
                  • 6721

                  #9
                  Traurig ist es schon, insbesondere, da es ein hausgemachtes Problem ist ( wir hatten die Reiter& die Pferde!).

                  Die Züchter kann ich schon verstehen. Halte es selbst so: grundsätzlich ist alles verkäuflich an Fohlen und Jungpferden, wenn der Preis stimmt. Und den steckt man sich selbst!

                  Die Reiter aus Katar kaufen sich bei uns viele Turniere über Sponsering. Die Pferde stehen das ganze Jahr in Vollberitt und werden zu den Prüfungen abgeholt. Die Regenln werden auch etwas auf geweicht. So dürfen sie z.B. mit Antenne ( wahrscheinlich damit die Eingebung von oben kommt) reiten. Ich mache mich unbeliebt und beschwere mich. Angeblich ist es ein Sprachproblem. Ich kann das jedoch locker überbrücken. wo ein Willi ist,....

                  Fazit: soll sich doch ein Konsortium zusammenfinden und die guten Pferde kaufen und den deutschen Reitern zur Verfügung stellen!

                  Die Sache lebt vom Mitmachen, nicht vom Jammern!
                  Jede Reise fängt mit einem ersten Schritt an!

                  Kommentar

                  • Lafite
                    • 28.12.2007
                    • 2741

                    #10
                    Gut geschrieben.
                    Aber wenn man mal ehrlich ist, ist nicht jeder irgendwo käuftlich.....klar jeder hat einen anderen Preis und wie schnell hat sich so ein Pferd krankheitstechnisch mal eben aus dem Sport verabschiedet.

                    Es tut mir auch für die guten Reiter leid, wenn die besten Pferde wegverkauft werden.

                    Kommentar

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