So ist das also...

[Gast]

Habe am Wochenende das erste mal eine Dressur geschrieben.
Und es ist tatsächlich so wie viele hier schreiben. Es wird u. a. nach Optik des Pferdes, nach Aktion des Vorderbeins, nach Name des Stalls, des Vereins und des Reiters bewertet.
In einer lächerlichen, provinziellen L-Dressur.

Für mich waren das immer Ausreden der erfolglosen Reiter, aber diese Stunde im Richterwagen hat mich dermaßen frustriert und verärgert, dass ich meinen Glauben verloren habe.
Es wird niveaulos abgelästert, arrogant desinteressiert weggeschaut und sich privat unterhalten. Noten wurden teilweise willkürlich vergeben und der Hammer war folgender Satz: "Nein, die können wir nicht vor die andere setzen, das verzeiht sie mir nicht."

Es geht weiter: brave Vorstellungen findet man zum kotzen und bei Pferden, die nicht dem Geschmack entsprechen, beginnt die Jagd nach Fehlern.
Bei einem bunten, nicht besonders hübschen Fuchs hieß es "Fleckvieh gehört auf die Weide" (haha großes Amüsement im Richterwagen, während die Reiterin gerade unbeachtet einen Außengalopp reitet), lustlos wurde dann ihr eigentlich ordentlicher aber langweiliger Ritt mit einer kleinen 5 bewertet.

Was die Höchststrafe und große Verachtung erhält, ist ein etwas zu langer und tiefer Hals.
Eine Kandare im rechten Winkel zum Maul und ein Verwerfen oder spanniges Traversgehen hingegen wird zwar bemerkt, aber toleriert.

Wer sich und sein Pferd hübsch zurecht macht, wird von den alten Säcken verarscht, wer aber fett ist und ein verkniffenes Gesicht macht, über den wird genauso herzlich gelacht.


Das Beste zum Schluss:
fragt der eine den anderen: "was geben wir? eine Sechs fünf?" Sagt der andere: "für mich war das nicht mal eine Fünf Vier!"
"Ok. dann eben Sechs Null."

[Kareen]

Hmm, scheint sich ja nicht viel verändert zu haben in den 10-12 Jahren seit ich das letzte Mal Protokoll geschrieben habe. Damals gingen die Sprüche aber eher noch in die sexistische Richtung und es wurde mehr über die Reiterinnen als über die Pferde abgezogen. Peinlich ist es allemal vor allem wenn man sich klar macht, dass viele der antretenden Reiter sich diese Bewertungen tatsächlich zu Herzen nehmen. Denen müsste man eigentlich mal sagen, dass die Noten mit der tatsächlichen Leistung nur ganz am Rande zu tun haben... Tut mir leid, dass Du Deine Zeit so verplempern musstest. Machst Du das nochmal oder wirst Du Turnieren jetzt fernbleiben? Ich für meinen Teil gehe nur noch zu Veranstaltungen, wo ich von berufs wegen hinmuss (z.B. weil Kundenpferde da am Start sind).

[n.anton]

ja das kenne ich zu genüge..... ich schreibe jedes Jahr auf verschiedenen Turnieren verschiedene Prüfungen von E-S Dressur und Springen..... und es ist wirklich so, das teils Ritte mit doch erheblichen Fehler aber dem besserern "Namen" dahinter besser bewertet werden als korrekte Ritte die eventuell etwas farblos waren, dafür aber nach der Skala der Ausbildung etc..geritten waren.
Hab meist danach keine Lust mehr selber auf Turnier zu gehen... so ist das also....

[Hondadiva]

das ist jetzt alles etwas überzogen dargestellt.
habe das auch schon erlebt, dass mal ein blöder spruch kommt oder mal etwas privat geredet wird.
manchmal sieht der richter auch eine lektion nicht, weil er kurz mal nicht hingeschaut hat oder so - und fragt dann den schreiber, ob er die lektion gesehen hat und wie sie war. notfalls gibt es eine unauffällige 6 im protokoll.
kann doch mal passieren, oder nicht?? richter sind auch nur ganz gewöhnliche menschen und ich denke schon, dass sie versuchen, ihren job so gut wie möglich zu machen.
aber dass sie bei zig aufgaben der gleichen prüfung mal unkonzentriert sind, darf man ihnen wirklich nicht verübeln.

hatte beim letzten turnier bei drei richtern 68.6%, 69,3% und 62% - na und, hat der richter halt mal ins klo gegriffen - war dafür bei anderen turnieren auch schon der höchste. kann mal passieren.

und viele reiter, die aufgrund ihres namens halt mal ein paar punkte mehr bekommen, haben sich ihren namen ja auch "erritten" (mit ausnahmen natürlich)

finde ich nicht weiter tragisch. wenn man damit nicht leben kann, darf man eben nicht mehr aufs dressurturnier fahren. springen ist da sicher objektiver.

das was ohle schreibt, sollte natürlich nicht passieren. aber da wäre die möglichkeit, das dem veranstalter mitzuteilen, damit diese richter eben nicht mehr eingeladen werden.
es gibt in meinen augen genug richter, die um objektivität bemüht sind - dann muss man sich eben an die halten und sich die turniere raussuchen, wo diese richter richten.

[ohle]

Ich hoffe sehr, dass das eher eine Ausnahme war. Und bei diesen beiden werde ich auch nicht mehr reiten. Aber so wie das abgelaufen ist, war das nicht in Ordnung. An Arroganz war es nicht zu übertreffen.

[Kat]

Das Schreiberlinge gefragt werden, wie das jetzt aussah, weil die Herren Richter gerade mit anderen Dingen beschäftigt waren (Kaffee auf Hose gekippt, Nase geputzt...) kenne ich auch. Muss dazu sagen, dass ich dann der Meinung bin, dass man den Kaffee ja auch trinken kann, wenn der eine raus- und der nächste einreitet.
Gelästert wurde natürlich auch, hielt sich aber alles im Rahmen.
Gab dann auch dieses Gespräch a la "Oh sieh mal, endlich hat sie ein neues Pferd von XY gekauft. Ja, also so gefällt mir ihr reiten doch gleich viel besser."
(Reiter und Richter sahen sich ja öfters auf dem Turnier, da in der Gegend eher weniger Richter unterwegs waren.)
In der Region wo ich damals mit einer Freundin hin und wieder geschrieben habe war es auch so, dass ein Richter (mein damaliger RL) ungern eingeladen wurde, da er sehr kritisch gewertet hat. Dem ging es nicht darum, ob das toll abstammende Dressurpferd nun besser ins Viereck passt, als das etwas dralle Pony. Sondern eben der Klasse entsprechend geritten und vorgestellt wurde.
Natürlich gabs da genug Ärger mit den einfluß"reichen" Reitern, die sich darüber aufgeregt haben a la, ich bin aber immer platziert.
Es ging dann soweit, dass mein RL nicht mehr als Richter eingeladen wurde, und das fand ich dann schon heftig. Ich finde es gerade wichtig, dass auch ein nicht optimales Dressurpferd Punkte sammeln kann, sondern ein schwierigeres Pferd, korrekt vorgestellt sollte in unteren Klassen auf keinen Fall benachteiligt sein. Ich kann es dann wirklich nur verstehen, wenn das den Vorstellung eines Dressurpferdes entsprechende Tier bei gleich gutem Ritt natürlich ein Pünktchen mehr bekommt. Dressur hat ja auch was mit Harmonie und Ästhetik zu tun.
Bin da aber teilweise echt froh, dass manche Reiter nicht wissen, was da so über sie erzählt wird.

[Kareen]

att. Hondadiva: Ich glaube kaum, dass den Veranstalter so was interessiert. Der nimmt im Regelfall die Richter mit der kürzesten Anfahrt. Und das sind eben die üblichen 'lokal verdächtigen' *LOL*.
Wenn's nach mir ginge, würde die FN die Richter entsenden dann würde so manche Prüfung völlig anders ausfallen.
Re. Namen erreiten: Alles schön und gut aber das Richten einer beliebigen Aufgabe sollte doch niemals in dem Maße von irgendwelchen äußeren abhängen?! Ich hatte auch mal so einen guten Lauf und war fast jedes zweite Wochenende los, immer relativ gut platziert und ich muss ehrlich sagen, dass ich mich erschreckt habe, als mal ein Richter bei der Platzierung (also meinem Pferd gerade die Schleife an den Kopf steckend) an den Kopf warf: 'Also wenn es nach mir gegangen wäre, ständest Du jetzt nicht hier'.

Da fragt man sich doch als Teilnehmer, wozu der als Richter überhaupt da ist, wenn er nicht so bewertet, wie er es für richtig hält? Und außerdem konnte ich mir von dem damaligen anderen Richter nun beileibe nicht vorstellen, dass der irgendwelchen Druck auf andere ausübt, nur damit sein Favorit weiter nach vorn kommt. Was mich auch gestört hat, beim Protokollschreiben ist, dass morgens schon gesoffen wird ohne Ende. Ich bin bestimmt kein Partymuffel aber alles zu seiner Zeit oder? Morgens schon Kümmerlinge oder Bacardi-Cola zechen wirkt sich bestimmt nicht förderlich auf die Richterei aus...
Neenee, da liegt schon einiges im Argen und je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, warum so viele Pferdebegeisterte mit dem Turniersport rein gar nichts mehr zu tun haben wollen.

[Furioso-Fan]

So wie Ohle das schreibt, habe ich das Jahre-, um nicht zu sagen, jahrzehntelang bei einigen Richtern erlebt. Besonders schlimm waren die "Heimvorteils-"Richter, z.T. alte knorrige Herren, die einen Basis-Kurs in Benehmen hätten machen müssen oder sich ihre sicher mal vorhandene Erziehung schlichtweg versoffen und verhurt haben.
Noch verlogener sind die, die bei Kursen was von der Skala der Ausbildung faseln, aber dann rein nach Sympathie und Pferde(Strampel-)vermögen beispielsweise in den Jungpferdeprüfungen richten.
Auch immer nett die Ungleichbehandlung von Amateuren, Semi- und Vollprofis.
Eigentlich fragt man sich, warum man sich uns sein Pferd dem immer ausliefert, Wochenende um Wochendende.
Wenns da nicht auch immer die guten Richter gäbe, bei denen mal mal gerecht bedient wird. bedient kann heissen, einfach nur eine halbwegs faire Note und ein weiterhelendes Protokoll zu bekommen.

[Radina]

Leider kann ich mich dem nur anschließen
Habe auch viel Protokoll geschrieben in Dressur und im Fahren Dressur. Ich hätte zu gerne mal wirklich mitgeschrieben was die Richter bzw der Richter bei dem ich gessen habe wirklich gesagt hat.

Am schlimmsten fand ich mal eine sehr abfällige Bemerkung über ein super Reitenden etwas vollschlanke Reiterin.

Oder Richter die sich in der Dressur Fahren über einen sehr kleinen Fehler freuten um dem Fahrer eine reinzuwürgen bzw die Platzierung zu versauen als Retourkutsche fürs Halle Fahren .

...... Von dem Zeitpunkt hat habe ich irgendwann aufgehört Turniere zu gehen..
Aber zur Ehr Rettung es gibt auch andere.
Wir waren diese Jahr auf einem Mittleren Turnier weit außerhalb des Kreises.
Da ist die jüngste Tochter meiner Freundin ihr erstes Stil A Springen auf einem Großpferd geritten.
Es war ein toller Ritt und sie hat verdient den Ersten Platz bekommen mit der höchsten Wertnote,aber glaubt mir hier im Kreis einer von Außerhalb hätte das nie geschafft. So sind sie hat unsere Richter Freunde

[Special-Reitponys.de]

...vielleicht sind die o.g. zustände nicht unerheblich für die tatsache, wieso der reitsport immer mehr daniedergeht. in `wellness`-und `wir-haben-gelernt-alle-nett-zueinander-zu-sein`-zeiten kommt mir der reitsport langsam immer mehr vor, als wäre man unter neandertalern. überall nur angepöbele, ich-hab-was-was-du-nicht-hast, auf`m turnier dann dasselbe nochmal mit den richtern(z.b. angezische beim vormustern bei amateuren, profis schweben natürlich über den dingen, das pferd braucht da nicht korrekt zu stehen, man sieht ja auch so die qualität ). manchmal denke ich mir auch, dass man seine freizeit günstiger und schöner verbringen kann, als sich morgens um 5.30h zum turnier zu quälen, um da den launen der herren von gottes gnaden entgegenzufiebern...

[monti]

....und da wundern wir uns noch, dass so viele in den Western Sport usw. abwandern....

.......ich bin froh, dass ich nicht mehr Turnier gehen muss....und ich bin froh über jedes verkaufte Pferd, das ins Spring- oder Vielseitigkeitslager geht.....

[LovelyLife]

Warum legt ihr dann den Kugelschreiber nicht hin und geht mit entsprechenden Worten, wenn es so schlimm war wie ihr hier erzählt?

[Furioso-Fan]

Ganz einfach: weil du dann nicht mehr starten brauchst.
Ich habe einem Richter 1984 mal Widerworte gegeben im privaten Training, weil er mein RB-Pferd mit grober gewalt auf den kopf geritten hat. Sprich: warum er was von der Skala der Ausbildung sagt und das Pferd dann doch hinter der Senkrechten mit Kopf auf der Brust. Und das in ganz höflichem Ton, denn ich war ja jung und wohl erzogen.
Damit hatte ichs bei ihm verschissen. Und ich brauchte 20 Jahre später (!) noch auf keinem Turnier starten, wo er gerichtet hat... Er ist dann nämlich einfach auf den Richterwagen gegangen und hat gehetzt, und schon kam die Frau Meinl mit einer wunderbaren 5er Note raus, wo die Leute gebuht haben.

[Special-Reitponys.de]

...sowas kenn ich auch...pony hatte im rw(!-ist also schon etwas länger her...) einen richter beim schleifchen dranmachen gebissen...seitdem war ich auch der staatsfeind nr.1 . starts kann ich mir bei dem sparen, mittlerweile wird der herr aber auch recht selten eingeladen, hat sich wohl durch ähnliches richtverfahren bei anderen leuten auch sehr beliebt gemacht

[Fine2000]

Ich hab gestern noch Protokoll geschrieben in einer Mannschafts-A-Dressur und meine beiden Richter haben sich einwandfrei benommen.
Wirklich gut hingeguckt, gerecht bewertet, Losgelassenheit stand deutlich vor engen Hälsen, eine brave Vorstellung eines "Tippelmäuschens" mit unsicherer Anlehnung wurde besser bewertet als die von einem Knaller, der aber vor lauter Spannung nur Schwebetritte zeigte.

Ich habe es beim Protokoll Schreiben auch noch nie anders erlebt. Klar, aber und zu ein Spruch, den man sich auch hätte verkneifen können, aber Richter sind doch auch nur Menschen und manchmal kann einem bei den Anblicken, die man dort manchmal geboten bekommt, ja schonmal was rausrutschen.

Ich habe mich auch noch nie wirklich stark abweichend bewertet gefühlt, obwohl mein Pferd beim besten Willen kein Dressur-Strampler war, hatte ich immer ordentliche Noten und ein nachvollziehbares Protokoll mit vernünftigen Kommentaren.
(Ok, einmal haben die Richter, glaube ich, Dressurreiter L und Dressurpferde L verwechselt, da hatte ich ein sehr "pferdebezogenes" Protokoll in der Dressurreiterprfg... "Ein losgelassenes Pferd mit 3 guten GGA...." hört sich eher nach Dressurpferde L an.)

[Gast]

"Das Schreiberlinge gefragt werden, wie das jetzt aussah, weil die Herren Richter gerade mit anderen Dingen beschäftigt waren"

Ja, grins ... das kenne ich auch ...

Ich muss sagen ich habe von E Dressur bis St. Georg alles "geschrieben" und ich habe solche und solche erlebt ... meiner Meinung nach ist es reine Glückssache welche Richter man erwischt!

"Das die Mama von XY am abend vor dem Turnier mit Richter ABC essen und mehr geht (erwischt) und die Tochter am nächsten Tag die A !!! Dressur gewinnt (ausgebuht) ....

Wie oben schon mehrmals erwähnt ... wer das haben muss der geht aufs Turnier das ist einer der Gründe warum ich nur in Ausnahmefällen (Besitzer vom Pferd bestand darauf) in den Kittel schlüpfe.

Nicht desto trotz ... viel Erfolg all denen die fleißig üben und reell reiten !!!

Grüßle

[ohle]

@LovelyLife: weil man als Schreiber den Verein vertritt.
Werde aber mit dem Vorstand sprechen und fragen, ob man einen ganz bestimmten Herren (der durch die Reihe der Schreiber negativ aufgefallen ist) überhaupt noch einmal einladen muss.

[Schanell_01]

Ich hab auch geschrieben auf unserem Turnier, allerdings keine Dressur, sondern Springpferde und Stilspringen.
Auch unsere Richter haben sich über die Figuren der Reiterinnen "unterhalten" und die "dicke Nudel" gehöre ja gar nicht aufs Pferd. So ein Pech, daß ausgerechnet sie so gut geritten ist, daß man sie nicht runterwerten konnte! Und die schlanke, große, langhaarige, ach, die sieht ja von Haus aus besser aus, ganz klar, daß die platziert ist.
Ich war auch so richtig entsetzt! Das war nicht fachlich, sondern willkürlich rein nach optischen Gesichtspunkten!
Ich finde, die FN sollte da auch was tun. Klar sind wir alle Menschen und werden vom Äußeren immer beeinflußt, aber als Richter sollte man sich schon bemühen, daß man nicht das Gesicht oder den Hintern bewertet, sondern das Reiten an sich und das Pferd!
Übrigens, ich habe gehört, daß man auch bei uns den bestimmten Richter, der sich am übelsten geäußert hat, im nächsten Jahr nicht mehr nimmt!

[Furioso-Fan]

Das Witzige bei diesen sexistischen Richtern ist ja meist, daß sie selbst auch keine Adonisse (mehr) sind...

[n.anton]

da kann ich dir nur zustimmen@FF