Seminar mit Ton de Ridder:
Wie man Probleme löst…
Ton de Ridder referierte auf Gut Langfort zur Problemlösung bei Reiter und Pferd
Gleich mit einem ganzen Team von Hofgut Rossheide nach Langenfeld gereist kam gestern Antonie de Ridder: Anhand praktischer Vorführungen beschäftigte sich der Erfolgstrainer mit Fragen rund um die Problemlösung bei Reiter und Pferd. Gleich zu Anfang schnitt de Ridder dabei das hochaktuelle Thema „Rollkur“ an: „Meiner Meinung nach kann man alles auch übertreiben. Das tiefe Einstellen der Pferde kann für Trainer und Ausbilder eine durchaus sinnvolle Methode sein, um den Kunden das Nachreiten der Pferde zu erleichtern. Dabei muss man natürlich immer Maß halten. Der Wechsel zwischen tiefem Einstellen und dem Hochnehmen des Genicks muss jederzeit weich abrufbar sein.“ Ziel des Ausbilders müsse es sein, dem Kunden zu mehr Reitfreude zu verhelfen. „So vertrete ich auch immer noch den Grundsatz, dass ein unerfahrener Reiter auf ein erfahrenes Pferd gehört.“
Nach kurzen einführenden Worten stieg der Bundestrainer der niederländischen Dressur-Nachwuchsreiter sogleich in die Praxis ein: Geertje Hesse, Auszubildende des Rheinischen Pferdestammbuchs in Wickrath, stellte dem Publikum eine vierjährige Stute, noch wenig gerittene Stute vor. Gelassen und entspannt präsentierte sich das junge, unerfahrene Pferd und gab so wenig Grund zu Kritik. „Für mich ist am Anfang extravagante Bewegungen nicht wichtig. Überhaupt sollte man nicht über das Betrachten der Hinterhand die vordere Partie des Pferdes vergessen. Schließlich ist auch die richtige Schulterfreiheit entscheidend“, riet Ton de Ridder. Das nächste Pferd, ebenfalls vierjährig, vorgestellt von de Ridders Auszubildendem Max Wadenspanner, riss das Publikum dann aus seiner Wortkargheit. Vor allem an der Demonstration des abwechselnd tiefen Einstellens und wieder hoch Holens schieden sich die Geister. Das Pferd dehne sich nicht echt an die Hand, monierte das Publikum. In einer heißen Diskussion wurde das Für und Wider dieses Vorgehens genauso thematisiert wie die Frage, wie man das richtige Grundtempo eines Pferdes findet. „Ich mag die Bezeichnung klassisch und modern nicht“, gestand de Ridder dabei. „Seien wir mal ehrlich: Es gibt doch eigentlich kein klassisch oder modern, sondern nur richtig oder falsch.“ Bestes Beispiel dafür sei doch schon eine einfache Lektion wie das Halten: Entweder steht das Pferd oder es steht nicht. Was man tun kann, wenn das Pferd bei der Grußaufstellung nicht steht, erläuterte der Ausbilder am Beispiel einer seiner Schülerinnen. Die 13-jährige Nathalie reitet mit ihrem Pony erfolgreich A-Dressur und hat auch schon erste L-Erfahrungen gemacht. Als Reiterin und Pony zum Training in den Stall de Ridder kamen, war ihr größtes Problem die ständige Unruhe bei der Grußaufstellung. „Damit das Pony ruhig stehen bleibt, haben wir uns zum Beispiel mit einem Eimer Hafer bei X hingestellt und es gefüttert. Oder wir haben es an den Strick genommen, damit es seine innere Ruhe wieder findet. Eine ganze Zeit lang haben wir die Trainingsstunde immer mit Halten bei X abgeschlossen, so dass das Pony damit etwas Gutes verbindet.“ Ergebnis: Pony und Reiterin sind schon viel entspannter, das Halten klappt besser. Auch aus dem Publikum gab es gute Tipps für das Üben des Haltens: Als Reiter zum Beispiel einfach mal an etwas anderes denken als die „Angstlektion Halten“, sich leichter in den Sattel setzen und dadurch mehr Ruhe auf das Pferd ausstrahlen, das Pferd beruhigend am Hals kraulen – alles Dinge, die helfen, das Pferd zum ruhigen stehen bleiben zu animieren. Neben dieser speziellen Problemlösung betonte Antonie de Ridder die Bedeutung der korrekten Hufschlagfiguren: „Die Hufschlagfiguren müssen auch schon im Training exakt geritten werden, die Lektionen an sinnvollen Punkten geübt werden. Alles andere steigert die Nervosität beim Turnier nur und nährt unnötige Fehler.“ So sollte man beispielsweise nicht auf der Diagonalen angaloppieren üben, wenn man weiß, dass einige Tage später auf dem Turnier Mitteltrab auf der Diagonalen gefragt ist. „Da ist der Fehler doch schon vorprogrammiert.“ Mitdenken der Reiter auch beim täglichen Training sei somit das A und O der guten Turniervorbereitung. Auch mit einer „Abreiteplatz-Tasche“ kann man den Turnierbesuch stressfreier gestalten: „Wir nehmen immer eine Tasche mit den wichtigsten Sachen mit zum Vorbereitungsplatz. Da ist zum Beispiel immer ein Aufgabenheft drin, Ersatzsporen, eine Gerte, ein Handtuch. Wenn man alles griffbereit hat, spart man sich unnötige Aufregung und ist für alle Eventualitäten gewappnet“, erläuterte Ton de Ridder.
Auch Tochter Jill trug auf einem selbst gezogenen Pferd zum praktischen Teil bei. „Ich halte es für wichtig, dass die Kinder dazu kommen, selbst reiterliche Probleme lösen zu können. Erst dann ist man schließlich ein wirklich guter Reiter.“ Dass die 13-jährige auf dem besten Weg dorthin ist, zeigte ihr souveräner Umgang mit dem an der Zuschauerseite sehr guckigen Pferd. „Schulter vor reiten ist hier das beste Mittel“, unterstrich auch Vater und Trainer. Um das Pferd besser gerade zu richten, sei es außerdem wichtig, viel auf dem zweiten Hufschlag und der Mittellinie zu reiten – „weg von der Bande“. Hilfreich für die Geraderichtung im Galopp sei es außerdem, im Außengalopp Schulterherein zu reiten. „Ein für die meisten Reiter wahrscheinlich sehr unkonventionelles Vorgehen, aber äußerst effektiv.“
Mit Hilfe von Max Wadenspanner und einem seiner Berittpferde demonstrierte Antonie de Ridder anschließend noch die Erarbeitung und Verbesserung von fliegenden Wechseln mit besonderem Schwerpunkt auf den Serienwechseln. „Hierbei hat sich das Reiten von ganz kurzen einfachen Wechseln – quasi ohne Schrittphase - auf der Mittellinie zur Vorbereitung bewährt.“ Um die Akzeptanz der Schenkelhilfen beim Pferd zu verbessern, könne man die Schenkel auch ruhig mal bewusst weit zurücklegen und dort einige Zeit verweilen lassen. Krönenden Abschluss des Seminars bildete die Demonstration der Erarbeitung von Pirouetten, praktisch vorgeführt von Sylvia Zimmer und Eva Knieps mit ihren Pferden. Hier bewährt es sich vor allem, sich über Travers und Volten an die Pirouetten anzunähern. Auch „Schulter vor – Volten“ stellen eine gute Vorbereitung für Pirouetten dar. „Den Weg zur Galopppirouette erleichtert man dem Pferd auch, indem man zunächst Schrittpirouetten reitet und in diesen dann angaloppiert“, lautete ein weiterer der unzähligen Tipps, die der renommierte Trainer im Laufe des Abends weitergab.
Wie man Probleme löst…
Ton de Ridder referierte auf Gut Langfort zur Problemlösung bei Reiter und Pferd
Gleich mit einem ganzen Team von Hofgut Rossheide nach Langenfeld gereist kam gestern Antonie de Ridder: Anhand praktischer Vorführungen beschäftigte sich der Erfolgstrainer mit Fragen rund um die Problemlösung bei Reiter und Pferd. Gleich zu Anfang schnitt de Ridder dabei das hochaktuelle Thema „Rollkur“ an: „Meiner Meinung nach kann man alles auch übertreiben. Das tiefe Einstellen der Pferde kann für Trainer und Ausbilder eine durchaus sinnvolle Methode sein, um den Kunden das Nachreiten der Pferde zu erleichtern. Dabei muss man natürlich immer Maß halten. Der Wechsel zwischen tiefem Einstellen und dem Hochnehmen des Genicks muss jederzeit weich abrufbar sein.“ Ziel des Ausbilders müsse es sein, dem Kunden zu mehr Reitfreude zu verhelfen. „So vertrete ich auch immer noch den Grundsatz, dass ein unerfahrener Reiter auf ein erfahrenes Pferd gehört.“
Nach kurzen einführenden Worten stieg der Bundestrainer der niederländischen Dressur-Nachwuchsreiter sogleich in die Praxis ein: Geertje Hesse, Auszubildende des Rheinischen Pferdestammbuchs in Wickrath, stellte dem Publikum eine vierjährige Stute, noch wenig gerittene Stute vor. Gelassen und entspannt präsentierte sich das junge, unerfahrene Pferd und gab so wenig Grund zu Kritik. „Für mich ist am Anfang extravagante Bewegungen nicht wichtig. Überhaupt sollte man nicht über das Betrachten der Hinterhand die vordere Partie des Pferdes vergessen. Schließlich ist auch die richtige Schulterfreiheit entscheidend“, riet Ton de Ridder. Das nächste Pferd, ebenfalls vierjährig, vorgestellt von de Ridders Auszubildendem Max Wadenspanner, riss das Publikum dann aus seiner Wortkargheit. Vor allem an der Demonstration des abwechselnd tiefen Einstellens und wieder hoch Holens schieden sich die Geister. Das Pferd dehne sich nicht echt an die Hand, monierte das Publikum. In einer heißen Diskussion wurde das Für und Wider dieses Vorgehens genauso thematisiert wie die Frage, wie man das richtige Grundtempo eines Pferdes findet. „Ich mag die Bezeichnung klassisch und modern nicht“, gestand de Ridder dabei. „Seien wir mal ehrlich: Es gibt doch eigentlich kein klassisch oder modern, sondern nur richtig oder falsch.“ Bestes Beispiel dafür sei doch schon eine einfache Lektion wie das Halten: Entweder steht das Pferd oder es steht nicht. Was man tun kann, wenn das Pferd bei der Grußaufstellung nicht steht, erläuterte der Ausbilder am Beispiel einer seiner Schülerinnen. Die 13-jährige Nathalie reitet mit ihrem Pony erfolgreich A-Dressur und hat auch schon erste L-Erfahrungen gemacht. Als Reiterin und Pony zum Training in den Stall de Ridder kamen, war ihr größtes Problem die ständige Unruhe bei der Grußaufstellung. „Damit das Pony ruhig stehen bleibt, haben wir uns zum Beispiel mit einem Eimer Hafer bei X hingestellt und es gefüttert. Oder wir haben es an den Strick genommen, damit es seine innere Ruhe wieder findet. Eine ganze Zeit lang haben wir die Trainingsstunde immer mit Halten bei X abgeschlossen, so dass das Pony damit etwas Gutes verbindet.“ Ergebnis: Pony und Reiterin sind schon viel entspannter, das Halten klappt besser. Auch aus dem Publikum gab es gute Tipps für das Üben des Haltens: Als Reiter zum Beispiel einfach mal an etwas anderes denken als die „Angstlektion Halten“, sich leichter in den Sattel setzen und dadurch mehr Ruhe auf das Pferd ausstrahlen, das Pferd beruhigend am Hals kraulen – alles Dinge, die helfen, das Pferd zum ruhigen stehen bleiben zu animieren. Neben dieser speziellen Problemlösung betonte Antonie de Ridder die Bedeutung der korrekten Hufschlagfiguren: „Die Hufschlagfiguren müssen auch schon im Training exakt geritten werden, die Lektionen an sinnvollen Punkten geübt werden. Alles andere steigert die Nervosität beim Turnier nur und nährt unnötige Fehler.“ So sollte man beispielsweise nicht auf der Diagonalen angaloppieren üben, wenn man weiß, dass einige Tage später auf dem Turnier Mitteltrab auf der Diagonalen gefragt ist. „Da ist der Fehler doch schon vorprogrammiert.“ Mitdenken der Reiter auch beim täglichen Training sei somit das A und O der guten Turniervorbereitung. Auch mit einer „Abreiteplatz-Tasche“ kann man den Turnierbesuch stressfreier gestalten: „Wir nehmen immer eine Tasche mit den wichtigsten Sachen mit zum Vorbereitungsplatz. Da ist zum Beispiel immer ein Aufgabenheft drin, Ersatzsporen, eine Gerte, ein Handtuch. Wenn man alles griffbereit hat, spart man sich unnötige Aufregung und ist für alle Eventualitäten gewappnet“, erläuterte Ton de Ridder.
Auch Tochter Jill trug auf einem selbst gezogenen Pferd zum praktischen Teil bei. „Ich halte es für wichtig, dass die Kinder dazu kommen, selbst reiterliche Probleme lösen zu können. Erst dann ist man schließlich ein wirklich guter Reiter.“ Dass die 13-jährige auf dem besten Weg dorthin ist, zeigte ihr souveräner Umgang mit dem an der Zuschauerseite sehr guckigen Pferd. „Schulter vor reiten ist hier das beste Mittel“, unterstrich auch Vater und Trainer. Um das Pferd besser gerade zu richten, sei es außerdem wichtig, viel auf dem zweiten Hufschlag und der Mittellinie zu reiten – „weg von der Bande“. Hilfreich für die Geraderichtung im Galopp sei es außerdem, im Außengalopp Schulterherein zu reiten. „Ein für die meisten Reiter wahrscheinlich sehr unkonventionelles Vorgehen, aber äußerst effektiv.“
Mit Hilfe von Max Wadenspanner und einem seiner Berittpferde demonstrierte Antonie de Ridder anschließend noch die Erarbeitung und Verbesserung von fliegenden Wechseln mit besonderem Schwerpunkt auf den Serienwechseln. „Hierbei hat sich das Reiten von ganz kurzen einfachen Wechseln – quasi ohne Schrittphase - auf der Mittellinie zur Vorbereitung bewährt.“ Um die Akzeptanz der Schenkelhilfen beim Pferd zu verbessern, könne man die Schenkel auch ruhig mal bewusst weit zurücklegen und dort einige Zeit verweilen lassen. Krönenden Abschluss des Seminars bildete die Demonstration der Erarbeitung von Pirouetten, praktisch vorgeführt von Sylvia Zimmer und Eva Knieps mit ihren Pferden. Hier bewährt es sich vor allem, sich über Travers und Volten an die Pirouetten anzunähern. Auch „Schulter vor – Volten“ stellen eine gute Vorbereitung für Pirouetten dar. „Den Weg zur Galopppirouette erleichtert man dem Pferd auch, indem man zunächst Schrittpirouetten reitet und in diesen dann angaloppiert“, lautete ein weiterer der unzähligen Tipps, die der renommierte Trainer im Laufe des Abends weitergab.
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