3-jähriges Pferd lässt den Hals nicht fallen

[Hannoveranero]

Marquisa: tolle Beispiele, wie aus dem Lehrbuch! Und by the way, ihr habt sehr schöne Pferde! Daumen hoch

[Waterloo]

Marquisa, total schön deine Bilder.
Ich sehe das bei meiner 5 jährigen. Sie hat zwar schöne GGA, aber auch bei ihr habe ich oft, dass sie sich festhält. Im Galopp wurde oft bemängelt, dass sie zu wenig bergauf galoppiert.
Im Mitteltrab kommt sie gerne ins laufen. Gute Übergänge waren selten, weil sie am liebsten gleich wieder losgeschossen ist.
Jetzt so ganz langsam mit Aufbau der Muskulatur entwickelt sich ein schöner Spannungsbogen. Die Hinterhand kommt mehr unter den Schwerpunkt und das Ganze sieht erhabener aus. Sie braucht einfach ein wenig Zeit, etwas mehr Muskulatur und das wird schon.

Ich habe viel mit Doppellonge gearbeitet, viele Übergänge, Zirkel verkleinert, Schritt Galopp Übergänge und ich glaube, das hat viel gebracht.
Zügel aus der Hand kauen lassen, ist mittlerweile unsere Paradedisziplin, was vorher kaum möglich war, weil sie sich zu sehr festgehalten hat.
Die Zeit heilt alle Wunden:-)

[riti]

@marquisa, deine Bilderserie und der Ausbildungsweg ist sehr korrekt.

Ich glaube aber nicht dass es der Fragestellerin schon um "Aufrichtung" geht, wie einige meinen. Sie schreibt, dass ihr Pferd die korrekte Dehnungshaltung nur ganz kurz beibehalten kann, und sich immer wieder heraushebt (was nichts anderes ist, als ein Versuch des Pferdes, seine natürliche Haltung, die es ohne Reiter hätte, einzunehmen). Deswegen überlegt sie, dem Pferd mehr Anlehnung zu bieten. Unter Anlehnung versteht sie meiner Meinung nach, dass das Pferd "am Zügel", also mit der Nasenlinie an der Senkrechten gehen soll, statt vorwärts-abwärts.
Und genau das würde ich ihr auch raten.
Tatsächlich können die wenigsten Pferde so jung schon in der korrekten Dehnungshaltung laufen. Auch das muss erlernt werden und auch dazu muss Muskulatur entwickelt werden.
Man hilft einem Pferd nicht weiter, wenn man nur versucht, es am langen Zügel mit tiefer Nase zu reiten. Das kann ein junges Pferd noch nicht verstehen und auch nicht halten. Der richtige Weg ist, es - für kurze Zeit!!! - in der normalen Anlehnung zu reiten, und, wenn es das Gebiss sucht (was auch ein Lernprozess ist), die Zügel herauskauen zu lassen nach unten und dann sofort eine Schrittpause zu machen.

Bei einer Dreijährigen, die das noch gar nicht von selbst anbietet, würde ich allerdings weder in Anlehnung noch in Dehnungshaltung reiten wollen, sondern sie ihre natürliche Kopfhaltung einnehmen lassen, bei ganz weich anstehendem oder sogar losem Zügel!
So habe ich es bei meiner letzten Anreit-Kandidatin gemacht, die sich überhaupt nicht damit anfreunden konnte, den Kopf irgendwie runter zu nehmen. Sie hatte eine sehr gute natürlich Balance und man konnte alle Gangarten und Übergänge nur mit Gewichts- und Schenkelhilfen und Stimme reiten. Hätte ich da den Kopf in irgendeine Haltung zwingen wollen, hätte ich es mir mit ihr total verdorben.
Sie bekam immer nur kurze Arbeitsreprisen unter dem Sattel, um den Rücken nicht zu überlasten (den sie allerdings auch nicht weggedrückt hat - sie wollte nur eben in natürlicher Halshaltung laufen, und mochte auch das Gebiß nicht so leiden), und hat das Fallenlassen des Halses an der Longe gelernt. Anfangs mit Chambon, was es einem Pferd ganz leicht macht, das Fallenlassen des Halses zu verstehen - allerdings schwer, einen Spannungsbogen aufzubauen. Deswegen bin ich bald zu Dreieckszügeln übergegangen. Heute ist sie so weit, dass sie an der Longe mit Ausbindern besser bedient ist, die ihr auch eine seitliche Anlehnung bieten. Aber auch da: immer nur ganz kurze Reprisen mit Hilfszügeln, und dann wieder ab damit!!!

Unter dem Sattel ist dieses Pferd (jetzt 4,5 J.) mittlerweile absolut problemlos sowohl in Anlehnung als auch in Dehnungshaltung zu reiten. Sie hat das Gebiß irgendwann von selber gesucht, und das war für mich ein sehr schöner Moment, denn natürlich habe auch ich darauf mit einer gewissen Ungeduld gewartet (bei ihr dauerte es schon länger als bei den anderen davor). Die Kunst ist es aber eben, zu warten, was das Pferd einem anbietet, und sich nicht verrückt zu machen weil es gewisse Schemata nicht erfüllt. Aber dazu braucht es natürlich einer Menge Erfahrung, um diese Ruhe zu haben.

Von "Aufrichtung" kann allerdings auch hier noch gar keine Rede nach sein ca. einem Jahr unter dem Sattel, und ich wünschte sehr, dass "Anlehnung" oder auch "Gebrauchshaltung", wie das früher hieß, nicht ständig mit "Aufrichtung" verwechselt würde, die erst mit beginnender Hankenbiegung zustande kommt!

Eines möchte ich zuletzt auch noch unterschreiben, nämlich dass auch ich das hier beschriebene Pensum für ein dreijähriges Pferd für zu viel halte. Vielleicht nicht unbedingt von der reinen Reitzeit her als vielmehr von den Ansprüchen, die an das Pferd gestellt werden. Es soll in dieser oder jener Haltung gehen, weil man meint, dass das total wichtig wäre, und man macht sich Sorgen, wenn es diese Haltung nicht einnimmt.

Wichtig ist für ein junges Pferd, unter dem Reiter seine Balance zu finden. Nicht, wo sein Kopf ist.

Mir sind da die Kandidaten, die lieber "oben" bleiben, auch deutlich lieber als die, die ganz schnell unten sind und eine Stütze auf dem Zügel suchen - denn die haben mehr Balance-Probleme, und das ist eine Heidenarbeit, die vom Zügel wieder weg zu bekommen.

Empfehle dazu altbewährte Literatur zu lesen, z.B. von Klimke.

[Brentana81]

@riti! DANKE! Du hast mich verstanden! :-)

[max-und-moritz]

Brentana: wie viele andere denke ich auch, dem Pferd fehlen noch Kraft und Balance.

Beides bekommst Du am Besten im Gelände, weil es so zu sagen nebenbei geht. Wenn ich dran denk, wie meine geeiert haben in den ersten Monaten, man kann sich kaum vorstellen was es für so ein junges Pferd heißt, das Reitergewicht auszubalancieren.

Vielleicht kannst Du jemanden im Stall für´s Ausreiten begeistern? Vieeeeel Schritt, bergauf (so vorhanden) und bergab. Und nicht zu lang, die vielen Eindrücke gehen schnell auf den Kopf.

Viele Grüße, max-und-moritz

[Februry]

Ich reite mit meinem drei jährigen fast nur im Gelände, ich würde dir für die Zukunft empfählen (wie dir hier schon oft gesagt wurde) überanstrenge dein Pferd nicht sonst verliert es irgendwann den Spaß an der sache. Geh mit deinem Pferd ins Gelände, baue gymnastizierende und dehnende Übungen ein, (wenn es in deiner Gegend möglich ist) Berg auf berg ab reiten, die muskeln werden nicht auf sich warten lassen.
LG

[Hannoveranero]

Gelände finde ich auch gut, und auch da erstmal nur Anlehnung "anbieten" ohne eine Haltung herbeizuführen und versuchen die Schubkraft soweit entweder zu aktivieren/ oder einzufangen dass dein Pferd sein Gleichgewicht findet. Wo der Kopf hingeht ist dabei erstmal Wurscht.

[Brentana81]

Hallo! Danke auf jedenfall für eure Antworten! Ich habe ein Video bei Facebook in der Gruppe, wen es interessiert, kann ich gerne einladen. Mich würden schon Meinungen dazu interessieren. Bin eben jetzt total nsicher, welches der richtige Weg ist!

[Browny]

kannst du das video hier einstellen?

[Brentana81]

Ich bekomme nicht mal Fotos hier rein! :-(

[Furioso-Fan]

Magst Du mir die Fotos schicken, dann stelle ich sie ein. BMBazooka@googlemail.com. Wird nur aber heute abend, weil ich heute einen langen Interviewtermin habe und vermutlich erst gegen 9 wieder hier aufschlage.