Anlongieren

[Oppenheim]

Ich habe jetzt seit 1 1/2 Woche eine 4-jährige Stute zum Anlongieren. Bisher hab ich mir immer auf dem Platz ein kleines Fleckchen zum Longieren gesucht und zwar zum Stall hin in einer Ecke, wo sie wenigstens 2 geschlossene Seiten hat. Bisher hat das fantastisch geklappt. Sie hat jetzt schon Gurt drauf, Trense + Kappzaum und Ausbinder machen wir seit Sonntag rein. Alles überhaupt kein Problem. Nun war gestern "unser" Fleckchen auf dem Platz besetzt, sodaß ich mit ihr in eine andere Ecke gehen wollte. Die liegt genau schräg gegenüber. Am Anfang hat sie sich ziemlich aufgeregt und dann lief sie, zog mich aber an der offenen Seite immer extrem in Richtung Stall. Dann plötzlich schoß sie ohne Grund ab und gab richtig Gas. Ich hab dann natürlich die Longe losgelassen, weil sie mich sonst hinterhergeschleift hätte. Ich hab sie dann wieder eingefangen und nochmal da unten probiert, gleiches Spiel. Ich hab sie dann erstmal um den ganzen Platz geführt und als sie wieder ansetzen wollte, da hab ich durchgegriffen. Dann funktionierte es wunderbar. Ich bin dann wieder an "unser" Fleckchen gegangen und es klappte auf beiden Händen wunderbar. Nicht mal ansatzweise irgendwelcher Blödsinn.
Nun meinte eine aus dem Stall, man müßte sich da durchsetzen und sie müßte sich überall longieren lassen. Und wenn sie solche Sauereien nicht lassen würde, dann bräuchte sie auch mal ein paar auf den Zahn. Bin jetzt etwas unsicher geworden, weil ich dachte, erst wenn sie richtig sicher ist im longieren, mal die Stelle zu wechseln. Wie seht ihr das?

[horsm]

Hallo,

"gibt sie Gas und nicht Kette?"

OK, Spaß bei Seite.
Sicherlich ist der Grund für die Aufregung in der neue Umgebung zu suchen. Allerdings ist es ja kein Grund loszulassen, aber vielleicht bist Du überrascht worden.
Jetzt wo Dus weißt, würde ich wenns wieder vorkommt, die Longe festhalten. Am Kappzaum sollte das Pferd eigentlich schon zur Kurve abwenden und nicht stracks geradeaus schießen, oder?
Dann würde ich entweder das Pferd "auslaufen" lassen, also bis sie selbst keine Lust mehr hat "Gas zu geben" oder wenn sie zum völligen überdrehen neigt, den Kreis verkleinern, bis sie nicht mehr rennen kann sich beruhigt hat und dann wieder vergrößern und so weiter bis sie es kapiert.
U.U. ist es jedoch auch ratsam eine deutliche "Bremsung" via Wegabschneiden und deutlichem Ruck am Kappzaum zu fordern, obwohl das schon in den Bereich maßregeln gehört.

gruß
horsmän

[monti]

in solchen Fällen grenze ich die noch offene Seite mit 2 Elektropfosten und Flatterband ab.....das geht ganz schnell....auch wenn man das Pferd auf dem Zirkel halten kann, geht das Gedrängel Richtung Stall doch ganz schön auf die Schulter und die Sehnen.....

[Oppenheim]

Die setzt mit einem Mal auf der offenen Seite zum Vollgas an, da hast gar keine Chance das zu halten, es sei denn man will sich nen Genickbruch zulegen. Sicher ist das keine gute Lösung, aber da ist mir meine Gesundheit doch weitaus wichtiger.

Abgrenzen hatte ich auch schon als Möglichkeit. Es geht halt darum, da, wo wir immer longieren, ist es auch ohne Abgrenzung überhaupt kein Problem. Ich denk auch, daß es daran lag, daß es eine neue Umgebung war. Nun zu meinem Anliegen: Soll ich sie jetzt provozieren und wieder da runter gehen, halt mit Abgrenzung oder bleib ich auf dem oberen Longierzirkel, wo sie immer brav ist? Die aus dem Stall meinten halt, ich solle es provozieren. Aber ich dachte, ich mach das erst, wenn sie anlongiert ist oder?

[horsm]

Also 1,5 Wochen ist ja nun noch nicht so lang. Vielleicht sollte man erst mal auf dem bekannten Platz bleiben bis bestimmte Dinge mehr gefestigt sind. Vielleicht sollte man dort dann auch mal Gehorsamsübungen einbauen und zum Stehen durchparieren und solange stehen lassen bis Du das Kommando aufhebst. Dabei deutlich mit "Körpersprache" in Richtung Weg abschneiden und Kappzaum durchgreifen, wenn sie sich selbstständig machen will. Sie muß lernen, dass Du letztendlich die Macht über sie hast. Bei pos. befolgter Ausführung natürlich auch ausgiebig loben.
Vielleicht vergißt sie nach 2-3 Wochen die Renngeschichte und hat gelernt, auf DIch aufmerksam zu bleiben.

Später dann auf den anderen Zirkel gehen und genau beobachten wann sie losstürmen will. Dann die entscheidende 1/10 sek. schneller sein und schon vorher deutlich auf den Kreis zurückziehen, dass sie sich ruhig mal erschreckt. Nur nicht zu zimperlich sein, am Kappzaum geht das schon mal.
Respekterhöht die Aufmerksam.

Gruß
horsmän

[Oppenheim]

So, es ging jetzt die ganze Zeit wieder gut auf ihrem gewohnten Longierzirkel. Am Freitag dann kam der Aussetzer. Nimmt Anlauf und ist in Sekunden von Null auf Hundert. Das Problem ist, daß man gar nicht so schnell reagieren kann und sie vor allem geradeausrennt, sodaß man dann hinter ihr steht. Aber Freitag hab ich feste gegengehalten. Ich hatte so eine Wut und ich hab auch sie auch am Kappzaum mal richtig zurückgezogen. Sie hats dann nicht mehr gemacht. Das gibts net, vor allem hat sie überhaupt keinen Grund dazu.
Ihr Problem ist wohl, daß sie sehr an anderen Pferden klebt und sobald sich auf dem Hof pferdemäßig irgendwas rührt, dreht sie erstmal voll auf. Sowas ist echt furchtbar. Wobei ich denke, daß sie auch einfach dazu noch zu viel Hafer bekommt. Morgens und abends jeweils 2 kg Hafer + Pellets. Nur weil sie in zwei Wochen zur Stuteneintragung soll.