Wer war bei der ersten Sichtung zur WM der jungen Dressurpferde und mag berichten?
Erste Sichtung WM junge Dressurpferde
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Eigentlich mag ich diese Art der nachträglichen Richterschelte nicht. Da ich aber heute meinen freien Tag im Sinne der Weiterbildung dazu genutzt habe, mir die Sichtung anzuschauen, fühle ich mich doch bemüßigt, hierzu ein paar Zeilen zu schreiben. Und bevor sich einzelne Leser beleidigt fühlen, sei ihnen gesagt: Achtung – Ironie-Modus an.
Konnte man die Nominierung (oder Nichtnominierung) durch die Sachverständigen Theodorescu, Richenhagen und Ridder bei den Fünfjährigen fast durchgängig nachvollziehen, so schlug es am Nachmittag bei den Sechsjährigen komplett ins Gegenteil um. Ob es daran lag, dass das Gremium etwas Falsches zum Mittag gegessen hatte, der Tag für die Beteiligten zu lang und das Starterfeld zu anspruchsvoll war oder der hauptberufliche FN-Oberzüchter mit auf dem Richterwagen saß, lässt sich nicht genau sagen. Fakt ist jedoch, dass die Nominierung der Sechsjährigen bei manchem Zuschauer (und es waren bestimmt nicht die Dümmsten vor Ort), tiefe Ratlosigkeit zurück ließ. Warum?
Da wurde das oldenburgische Pferd einer dänischen Dressurreiterin (deren Ehemann für seine Ausbildungs- und Handelspraktiken eher berüchtigt als berühmt ist) nominiert, das die Karikatur der Ausbildungsskala demonstrierte. Die gezeigten Schwebetritte waren weder alters- noch ausbildungsgerecht und konnten die Defizite in Sachen Rittigkeit oder Schritt keinesfalls kompensieren. War der Kommentar von Herrn Richenhagen zu dieser Vorstellung durchaus korrekt, mochte man als unbeteiligter Zuschauer anschließend kaum glauben, dass dieses Pferd zur zweiten Sichtung nochmals erscheinen solle. Ein völlig falsches Zeichen an eine völlig falsche Ausbildungspraxis. Auch der ein oder andere Vertreter der Schraubzwingen-Schule sowie einige Exemplare mit nicht oder kaum erkennbarer Hinterhand-Aktivität wurden großzügig nominiert. Bei einigen Kandidaten waren die über den ganzen Platz zu hörenden Knirsch-Geräusche aus dem Maulbereich sichere Vorzeichen für eine Nominierung. Es bleibt zu hoffen, dass in der zweiten Sichtung diese Kandidaten, die bei einer WM die Ehre der deutschen Pferdezucht nicht retten können, aussortiert werden.
Gute Vorstellungen wie von Saphira Royal NG unter Stefanie Wolf oder FünfSterne unter Isabel Bache (der man freilich etwas mehr Hinterhand-Aktivität gewünscht hätte) wurden ignoriert. DSP Belantis, der eine deutliche Spannung erkennen ließ, wurde allerdings aufgrund seines Potenzials richtigerweise zur nächsten Runde eingeladen. Um nicht völlig in Schwermut zu versinken, sollte angemerkt werden, dass das A-Team im Richterhäuschen ab und zu dennoch auch gute Pferde erkannte. Dazu gehörte der Württemberger Fairplay. Wahrscheinlich wird dieser Schimmel bei der WM keinen Spitzenplatz erzielen (so wie bereits im vergangenen Jahr als Fünfjähriger). Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr groß, dass hier ein Pferd heranreift, das alle Eigenschaften für den großen internationalen Dressurport mitbringt. Und genau darum sollte es bei einer WM der jungen Dressurpferde doch gehen. Oder? Und jetzt Feuer frei für alle, die es anders gesehen haben.
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herzlichen dank für diesen informativen beitrag!
schön, in diesem forum soetwas noch zu lesen zu bekommen.
vorab:
ich war gestern nicht dabei, kann mich aber noch gut an den ein oder anderen 6jrg erinnern, der im letzten jahr 5jrg auf der sichtung lief.
u.a. der von dir genannt schimmel, den ich als unspektakulär und reell einschätzen würde.
wobei unspektakulär in diesem zusammenhang kein makel ist.
zu dem gab es bereits im letzten jahr in waf stimmen, die da sagten:
so einer gehört doch da nicht hin! der ist doch viel zu normal!
das sagt dir viel über den "zeitgeist", der heutzutage dressurreiterrei prägt.
strampel muss sein, dafür wird auch gern spannung in kauf genommen weil es eben optisch mehr hermacht.
beurteilt u daher im vorteil ist stets optisches befinden u nicht potential für höhere aufgaben (bsp hankenbeuge als voraussetzung für hohe versammlung) weil es schwerer zu erkennen u vermitteln ist.
guckst du dir die fotos von gestern an, die im netz kursieren, siehst du in 8 von 10 fällen trabaufnahmen, bei denen das vorderbein weit vor/über dem hinterbein schwingt. von parallelem ablauf keine spur.
das ist heute gewünscht. in der fotografischen momentaufnahme ebenso wie im ablauf vor den richtern u ganz besonders vor in weiten teilen in erster linie solventem u nicht notwendigerweise kundigem publikum später in verden (weil diese pferde die kassen voll machen - und richtig voll machen).
weshalb ich deine kritik an der richterei gut nachvollziehen kann.
und es umso höher einschätze, dass der schimmel weitergekommen ist (wenn er denn noch so geritten ist wie im letzten jahr).
hoffen wir also, dass zumindest später in verden der trend zur sachlichen richterei eine chance hat. so ein farouche oder scara boa sind auch keine spektakeltreter. trotzdem standen sie vorn.
nochmals danke für deinen bericht.
p.s. mit dem hauptbruflichen FN-oberzüchter meinst du den rheinischen sky-dumont-verschnitt?
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DANKE fanniemaie und Reitpferd für diese Beiträge!!!
Gerade in Bezug auf die Trabaufnahmen schließe ich mich an, ich bin auch jedes Mal entsetzt über die Fotos, die reihenweise nicht vorhandene Parallelität zwischen Hinterröhre und Unterarm, sowie starke Balanceverlagerungen nach vorne im Trab zeigen. Viele scheinen das gar nicht mehr zu sehen/gar nicht in Frage zu stellen. Die Pferde sind so qualitätsvoll und hätten eine klassische und schonende Ausbildung verdient. Mit der Nominierung wird ja grundsätzlich nicht nur die Qualität der Pferde, sondern auch die Ausbildungsweise bestätigt...
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Der St-Georg-Artikel zeigt nur, dass von der Truppe keiner am Mittwoch in Warendorf war. Denn bei den Sechsjährigen gingen nicht wie behauptet 27, sondern nur 25 an den Start. Aber das ist vielleicht etwas kleinkariert von mir.
Bezüglich der Fotos muss ich fanniemae und Edelstein recht geben. Hinter- und Vorderhandaktivitäten auf den meisten Bildern stehen in keinem rechten Verhältnis zueinander. Die mangelhafte Hinterhand zeigte sich bei manchen Pferden auch besonders im Galoppiervermögen. Da hätte man dem ein oder anderen Aspiranten doch ein paar Stützräder gewünscht. Ich hoffe mal ganz stark, dass das nicht die besten 50 fünf- und sechsjährigen Dressurpferde Deutschlands waren. Denn wenn doch, dann aber gute Nacht Marie.
Der Württemberger Schimmel, der fanniemae bereits im vergangenen Jahr aufgefallen war, hat sich durchaus noch positiv verändert. Man kann jetzt noch deutlicher seine Qualitäten erkennen. In Verden wird ihm das wohl nicht viel nützen, aber er hat gute Chancen, einer für den richtigen Sport zu werden.
Insgesamt war die Sichtung ein gutes Beispiel, darüber nachzudenken, ob unser System der Dressurpferdeprüfungen (und vor allem wie sie gerichtet werden), tatsächlich die Pferde selektiert, die später im Spitzensport gebraucht werden und erfolgreich sind oder ob das Ganze eher zu einem weiteren Vermarktungsinstrument für einige Händler mutiert ist.
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Ich finde das immer schwierig anhand der Fotos zu bewerten, ob ein Pferd nun Hinterhandaktivität hat oder nichtAlso wenn ich mir da verschiedene Fotos von anderen Prüfungen anschaue, da könnte man das jetzt auch behaupten: bestes Beispiel: Ingrid Klimke mit Dresden Mann. Und der will ja hier nun wirklich keiner eine falsche Reitweise andichten oder?
Ich würde mir anhand der Fotos kein Urteil erlauben. Das sind alles Momentaufnahmen. Um hier mitdiskutieren zu können, mag ich live dabei sein bzw. die Ritte auf Video gesehen haben. Das habe ich von einigen Pferden und muss auch ehrlich zugeben, daß auch ich bei einigen HH-Aktivitäten die Stirn gerunzelt habe. Aber das ist sowieso schwierig das alles objektiv als Außenstehender einzuschätzen. Ich weiß auch von einigen Reitern wie sie zu Hause ausbilden bzw. reiten, da bin ich von Vornherein schon voreingenommen.Avatar: Elfentanz v. Polarpunkt - Kondor II - Opal (Trak.)
Es ist immer ein gutes Gefühl mit jemanden unterwegs zu sein, der das gleiche Ziel vor Augen hat!
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Sehe das genauso wie Oppenheim.
Ich finde, dass die Tragkraft des Hinterbeins ja auch nicht unbedingt am besten bei den Trabverstärkungen zu erkennen ist. Und da werden die Fotos ja dann meistens gemacht.
Videos vom Trainingstag:
Brancusi: https://www.youtube.com/watch?v=EwW6gAYilNs
Stanford: https://www.youtube.com/watch?v=LU8K91mjSzQ
Belantis: https://www.youtube.com/watch?v=EsaH6EdNC7c
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Also ich war als Beobachter direkt am Ort des Geschehens und habe später auch einige Fotos gesehen. In vielen (nicht allen) Fällen deckten sich meine eigenen (zugegeben subjektiven) Eindrücke mit denen, die die Fotos vermittelten. Was mir besonders mißfiel, waren einige Pferde, die zwar ein aktives, aber leider in die falsche Richtung (hinten raus) weisendes Hinterbein zeigten und anscheinend dennoch die Gunst der Richtergruppe hatten. Mit solchen Abläufen wird es wohl schwer, wenn es in Richtung großer Sport gehen soll.
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Man muss aber auch mal bedenken, dass die Zucht uns enorme Schulterfreiheit mitbringt. Das ein 5 oder 6 Jähriges Pferd noch nicht die Kraft hat durchgängig hinten ran zu schließen ist doch auch klar. Auf dem Turnier kommt dann auch noch Anspannung mit dazu.
Natürlich unterschreibe ich aber, das man grenzwertige Ausbildungsmethoden nicht belohnen sollte und das Ziel ein gleichmäßiges Abfußen der Vorder- und Hinterbeine sein sollte.
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Hier die nominierten deutschen Pferde:
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